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schoolar
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Erstellt: 16.05.09, 15:26 Betreff: Re: Alltag in Namibia |
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Zitat: Anna_kl
...Man bekommt hier mit der Zeit doch eine etwas andere Einstellung zu den Menschen, die wir von Europa aus doch immer sehr idealisiert haben... |
Als ich meine Familie nach ZA geholt habe, hat mich meine Freundin anfangs gefragt, ob ich dem armen Kerl/der armen Frau an der Ampel nicht ein wenig Geld zustecken will - und ich hab' abgelehnt, was sie überhaupt nicht verstehen konnte. Als wir dann am Tag ungefähr ein Dutzend dieser Bettler an unserem Autofenster hatten, hat sie eingesehen, daß wir nicht nach ZA gegangen sind, um das Elend dieser Welt (oder des afrikanischen Kontinents, oder auch "nur" Südafrikas) zu heilen.
Ein Freund von mir hat neulich mal was recht interessantes geäußert: Auch die Bettler dieser Welt gehen im Grunde einer Arbeit nach: Sie haben das Betteln zu ihrer Profession gemacht. Und genausogut könnten sie sich ja mit 'nem Eimer Wasser und 'nem Lappen an den Straßenrand stellen und Autowäsche anbieten, oder sonstwelche Dienstleistungen. Aber dazu - sorry, blauäugige deutsche Leser - sind die meisten schlicht und ergreifend zu faul! Die denken tatsächlich, was Du schon angedeutet hast: Die Weißen habens ja, und den Schwarzen steht es quasi gottgegeben zu.
Wer eine Leistung erbringt (der Einpacker im Supermarkt, der Parkplatzwächter,...), wird von mir auch entlohnt - wer nur irgendwelchen Mist (oder gleich gar nix) anbietet, und auf meine Wohltätigkeit hofft, hat ein Problem: Ich habe genug damit zu tun, für mich selbst und meine Familie zu sorgen. Danach kann ich dann dazu beitragen, das Elend anderer zu lindern - und da bin ich wirklich sehr selektiv bei der Auswahl derer, denen ich finanzielle Unterstützung zukommen lasse!
Naja, die neue Regierung wird ja alles viiieeel besser machen als die vorherige, und dann kommt über die Jahre sicherlich auch mal ein ordentliches Sozialsystem zustande. Und bis dahin zahlen halt nur die wohlhabenderen Schulgebühren, Miete, Strom, Wasser..., während der Durchschnitts-Schwarze in seinem Haus (das auch der Steuerzahler finanziert hat!), zapft Strom- und Wasserleitungen an, und kümmert sich einen Dreck um die Instandhaltung dieser Services, oder den Zustand seines Landes.
Gruß,
Thomas
_________ Carpe diem
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