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WPK
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Beiträge: 16
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Erstellt: 23.03.08, 21:37 Betreff: Re: [?] Südafrika oder Namibia??? Was für eine Entscheidung |
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Hallo, Andrea
wenn es bei Euch mit dem Auswandern nicht eilt und Ihr Euch für Südafrika entscheiden solltet:
A) Ihr solltet Euch auch überlegen, ob Ihr in einem ländlichen oder städtischen Gebiet leben wollt und ob Ihr eine Mietwohnung (langfristig die teuerste Lösung), ein Haus in einem bewachten Sicherheitsgebiet ("Security Compound") oder ein Einzelhaus oder eventuell 'was mit einem großen Grundstück haben wollt; B) welche Präferenzen Ihr hinsichtlich des Wetters habt. Als Beispiel: Innerhalb Südafrikas gibt es gewaltige Unterschiede. Das Land ist immerhin mit gut 1,2 Millionen Quadratkilometern so groß wie Deutschland, Frankreich und Italien zusammen. Und dass das Wetter in Sizilien anders ist als in Flensburg, sollte klar sein - so auch eben das Wetter in Kapstadt und in Pretoria (ich liebe das Wetter in Pretoria!). Kapstadt hat ein völlig anderes Wetter (als Faustregel: Wenn's kalt und windig ist im Winter, dann regnet es auch) als zum Beispiel Johannesburg oder Pretoria (Faustregel: Kalt aber trocken an den Winterabenden, im Sommer, wenn's warm ist, regnet es am meisten; letzteres bei kräftigen Gewittern - wenn Ihr Gewitter gar nicht mögt, ist Pretoria der falsche Platz (und das ganze Highfeld)).
C) Erfüllt Ihr die Einwanderungsvoraussetzungen Südafrikas? Habt Ihr genug Kohle auf der Kante, würde Dieter Bohlen fragen. Oder wollt Ihr eine Firma gründen und Einheimische langfristig anstellen?
D) Ich folgere, dass Ihr schon ein paar Jahre auf dem Buckel habt, aber noch Kinder im Haus / in der Ausbildung: Wie sollen Euch Euere Kinder erreichen können? Per Telefon oder VoIP? Ansonsten: Der Johannesburger Flughafen ist der beste hinsichtlich der Auswahl und Zahl der Flüge!
D) Und dann: Was habt Ihr Euch hinsichtlich Eueres Alters (kann man nie früh genug planen, mir wenigstens geht es so) und der Absicherung Euerer Gesundheit gedacht? Euere deutsche Krankenversicherung könnt Ihr nicht mitnehmen. Hier gibt es allerdings mehrere gute Krankenversicherungen, die ihrerseits wieder eine weite Auswahl an Tarifen haben (schaut Euch 'mal die www.medihelp.co.za an - kann ich, abgesehen dass die Verwaltung manchmal schwerfällig und langsam ist, eigentlich empfehlen. Ist ein "Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit", also eine private Krankenversicherung, die im Prinzip keine Gewinne macht und keine Darlehens- oder Kapitalgeber auszahlen muss, im Gegensatz z.B. zu Discovery Health, die Gewinne für die Eigentmer machen muss, aber deswegen auch nicht effizienter verwaltet ist).
E) Und Euere Hausärzte und so könnt Ihr auch nicht mitnehmen. Deswegen auch sind Ballungsräume wie Pretoria, Johannesburg und Kapstadt (auch noch Durban) schon günstig - wir haben hier in Pretoria mehrer deutsch sprechende Allgemeinmediziner und mehrer deutsche (bzw. deutschstämmige) Zahnärzte - wenn man 'mal ein Problem hat, ist das Gold wert. Fachärzte natürlich auch. So gut man auch englisch sprechen mag, manchmal geht es in der Muttersprache leichter - oder wißt Ihr alle Euere Zipperlein mit englischen Namen?
F) Wenn Ihr (heute ist ja Ostern, da sollte man das ruhig mal sagen dürfen) interessiert oder engagiert seid: Solltet Ihr mit in die Überlegungen einbeziehen! Zum einen ist nicht jede Stadt mit einer (deutschen! oder wenigstens ehemals und teilweise deutschsprachigen) (lutherischen) Kirchengemeinde ausgestattet und deutschsprachige katholische Gemeinden sind noch viel seltener (besser integriert, kann man auch sagen).
G) Falls Ihr irgendwie einmal Probleme bekommen solltet, ist es immer gut, genau zu wissen, wo eine deutsche Auslandsvertretung zu finden ist: Nur in Pretoria (Botschaft) und in Kapstadt (Generalkonsulat für die alte Kapprovinz). Und wenn die dann, sagen wir einmal, im Bedarfsfall innerhalb einer Wegstunde zu erreichen ist, ist das natürlich angenehmer. (Es gibt auch noch Honorarkonsulate, z.B. in Durban), aber Honorarkonsul ist jeweils ein Südafrikaner (deutscher Herkunft) und dieses Amt ist eigentlich ein (sehr angesehenes) Ehrenamt!)
H) Einkaufen und so: Den vollen "europäischen Lebensstandard" habt Ihr nur in den Ballungsräumen - wenn man so ins Land hineinfährt (z.B. nach Mafikeng, Richtung Botswana) dann hat man schon das Gefühl, das man in der Geschichte rückwärts reist - was nicht heißen soll, dass Ihr dort nicht auch gut leben könnt. aber, z.B., wenn Ihr Lust auf den guten Münchner Weißwurstsenf und Leberkäse oder deutsches Brot habt, dann kann das das draußen schwierig werden. Und nicht umsonst kriegen die Leute schon auf Mallorca Lustanfälle auf Frankfurter Würstchen und Sauerkraut - wenn man dauernd von der Heimat weg ist, kommt so etwas schon 'mal vor.
I) Durch den aktuellen Verfall des Rand (gerade stand der Kurs bei 12,72 ZAR für einen Euro) ist Südafrika recht preiswert, selbst Artikel, diefrüher teuerer waren als in Deutschland, sind jetzt etwa zum gleichen Preis oder sogar billiger zu kriegen (ein willkürliches Beispiel: Computer sind etwa gleichpreisig, den iPod kriegt Ihr sogar etwas billiger, Lebensmittel sind meist deutlich billiger – auch wenn man Sonderangebot mit Sonderangebot vergleicht (deswgen ? gibt es hierzulande auch noch keine ALDI-Filialen).
J) Die Kriminalität will ich nicht herunterspielen. Aber viel hängt auch vom eigenen Sicherheitsbewusstsein ab, von den eigenen Vorsichtsmaßregeln. Ein guter Zaun hilft, ein paar Mini-Videokameras noch mehr und die Nähe zu einem guten Wachdienst (www.adt.co.za) auch. Wollt Ihr von hier aus viel reisen oder mehr die neue Wohnung / das Haus genießen? Haustiere? Hunde? Das alles hilft, ist aber natürlich keine Garantie.
K) Ganz wenige Dinge habe ich hier in gut zwölf Jahren noch nicht gesehen: Heizradiatoren mit - wichtig: mit - Gebläse (diese ölgefüllten Elektroheizkörper), größere Spiegelschränke für das Bad (so mit allseitig klappbarem dreiteiligen Spiegel, wo man sich auch von der Seite sieht) und ordentliche Dreh-/Kippfenster mit Doppelverglasung und Kunststoff innen und Alu außen (wären meiner Meinung nach eine Marktnische, wenn die Leute hier den Preis akzeptieren sollten).
Also: Wenn Ihr ein Raster an Präferenzen habt, dann kann man Euch konkret raten. Und immer ist es eine gute Idee, sich erst einmal "zur Probe" ein paar Monate in einem Land aufzuhalten und dann erst eine endgültige entscheidung zu treffen. Also: Ein Appartment, sagen wir einmal zentral in Pretoria, mieten, einen billigen Leihwagen dazu und es einfach einmal drei oder auch sechs Monate ausprobieren. Dann zurück und entscheiden. Ach, wegen Umzug: Nehmt mit, was Ihr könnt - wenn der zusätzliche Transport nicht zu teuer ist - und verschenkt, was zu viel ist, erst hierzulande. Man kriegt fast alles los und viele Leute freuen sich über die einfachsten Dinge (Ihr müsst mal in den "schwarzen Townships" die Möbel ansehen - da freut man sich sogar noch über das selbstgezimmerte Küchenbüffet von Opa!)
Viel Spaß beim Planen! Und denkt daran, keine Brücken abzureißen (also z.B. keinesfalls die deutsche Staatsbürgerschaft aufzugeben oder die deutsche Rentenversicherung), wenn es nicht unbedingt sein muss. Wenn man die Option der Rückkehr ohne besondere Schwierigkeiten hat, lebt sich leichter!
Also, wenn Ihr Euch entschieden habt, meldet Euch, vielleicht kann man dann den einen oder anderen konkreten Tipp geben (z.B. in welchem Stadtteil oder welcher Stadtgemeinde es sich besser oder auch schlechter leben lässt).
Am 22.03.2008 um 12:53 schrieb Andrea C.:
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