Samar
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Erstellt: 25.10.06, 14:20 Betreff: Re: Pressespiegel |
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Türken vergeht Lust auf Europa VON GERD HÖHLER, 25.10.06, 07:00h
Artikel mailen Druckfassung Drei Viertel der Bevölkerung misstrauen inzwischen der EU und wenden sich enttäuscht ab. Ankara - Ein „starkes Gefühl der Enttäuschung“ habe er bei seinem jüngsten Besuch in der Türkei wahrgenommen, berichtete EU-Erweiterungskommissar Olli Rehn am Montag Reportern in London - prophetische Worte, wie sich einen Tag darauf zeigen sollte: Am Dienstag publizierte die Istanbuler Zeitung „Milliyet“ die Ergebnisse einer Umfrage zur EU-Kandidatur der Türkei. Die Resultate sind mehr als ernüchternd. Sprachen sich noch vor zwei Jahren 68 Prozent der Türken für einen Beitritt ihres Lands aus, sind es jetzt nur noch 32 Prozent. Zugleich ist die Zahl jener, die einen EU-Beitritt prinzipiell ablehnen, stark gewachsen, nämlich von 10,3 Prozent auf 25,6 Prozent. Auf die Frage, ob sie der EU vertrauen, antworteten über 78 Prozent mit nein.
Wenig Sympathie
Sehr schlecht schneiden die europäischen Länder auch ab, wenn man die Türken nach den „Freunden“ ihres Landes fragt. Während die Mehrheit der Befragten islamische Länder wie Aserbaidschan (71 Prozent), Pakistan (47 Prozent) und Iran (29 Prozent) als Freunde ansieht, betrachten nur knapp 18 Prozent Deutschland als befreundetes Land. Noch weniger Sympathie zeigen die Türken für Großbritannien, Frankreich und Griechenland.
Die immer weiter um sich greifende Europa-Frustration ist auch das Resultat von Versäumnissen der türkischen Politiker. Sie, aber auch die türkischen Medien haben die Menschen nie darüber aufgeklärt, was die EU-Kandidatur wirklich bedeutet. Dass sie, wie alle EU-Mitglieder, Souveränitätsrechte an Brüssel abtreten müssen, dass EU-Recht über nationalem Recht steht, ist vielen Türken immer noch nicht klar. Sie fühlen sich von den Europäern unverstanden und zurückgesetzt. Hartnäckig hält sich auch bei EU-Befürwortern der Verdacht, Brüssel verhandele nur zum Schein über eine Aufnahme.
Der türkische Ministerpräsident Tayyip Erdogan hat in den Verhandlungen nur wenig Spielraum. Im kommenden Jahr stehen in der Türkei Präsidenten- und Parlamentswahlen an. Mit Zugeständnissen an die EU, so zeigt diese Umfrage, kann Erdogan kaum auf Stimmenfang gehen.
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