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Rüdiger J. Steinacher · Senior Sub-Administrator, Moderator Beiträge: 3448

Andreas Hofer und die Tiroler Volkserhebung 1809 Liebe Leser, Ich sehe in diesem Titel gewisse Parallelen zum irischen Osteraufstand vom Ostermontag von 1916. Die freiheitsliebenden Tiroler hatten es nur etwas schneller geschafft, als die Iren, bei denen dauerte der Freiheitskampf bis 1923. Aber zuerst nach Tirol. Der bewaffnete Aufstand der Tiroler gegen Napoleon hat das Identitätsgefühl der Tiroler geprägt. Europa hat sich durch die französische Revolution verändert. Von der Terrorherrschaft der Jakobiner zur Militärdiktatur Napoleons führte dies zur Unterwerfung der meisten deutschen Staaten. Im Frieden von Pressburg musste Tirol an Bayern abgetreten werden. Bayern wurde von Napoleon zum Königreich gemacht. Der Name Tirol, Volkstumsbräuche und traditionelle Rechte wurden verboten. Die Einberufung der Tiroler Männer zum bayerischen Militär löste Empörung aus, man berief sich auf das vormalige Recht, nur der unmittelbaren Verteidigung Tirols zu dienen. Andreas Hofer der Sandwirt vom Passeiertal, organisierte einen bewaffneten Aufstand, der Tiroler Scharfschützen, die mit erstaunlichem Erfolg Franzosen und Bayern schlagen, bevor österreichische Truppen eingreifen konnten. Kaiser Franz versprach den Tirolern nach dem Sieg bei Aspern und Eßling im Mai 1809, nie wieder Trennung Tirols von Österreich zuzulassen. Doch im Juli 1809 gelingt es Napoleon erneut die Österreicher zu schlagen und im Frieden von Schönbrunn wird Tirol erneut an Bayern abgetreten. Andreas Hofer und seine Mitstreiter waren nun auf sich gestellt. Mit ihrem letzten Aufgebot gelang es noch einmal Bayern und Franzosen zu schlagen, bevor deren Übermacht den Widerstand erstickte. Andreas Hofer wird verraten und auf Befehl von Napoleon, nach einem Scheinprozess in Mantua hingerichtet. Das Denkmal am Pass Strub mit Blick hinunter auf die nach Lofer führende Engstelle war der wildeste Schauplatz des letzten Aufgebotes . Da mussten sich 500-600 Tiroler am 11.5. 1809 gegen eine feindliche Übermacht von 8000 Mann wehren und hielten stundenlang dem Ansturm stand. Danach machten die Bayern das Dorf Waidring ((Pillerseetal/Bez. Kitzbühel) fast dem Erdboden gleich, weil sie am Pass Strub fast 1000 Mann verloren hatten. Die Herrschaft der Franzosen und seiner Vasallen Bayern, währte aber nicht lange, dann war Tirol wieder bei Österreich, dem es von Margarete Maultasch 1363 vererbt wurde. Wenn heute unsere bayerischen Feriengäste durch die „Waidringer Öfen“ zum Pillersee fahren, dann brauchen sie sich nicht mehr vor den Steinlawinen fürchten die dort vor genau 200 Jahren herunterdonnerten und Ross und Reiter der „Grand Nation“ begruben. 11.5.2009 Foto des Denkmal am Pass Strub aus TT 121 vom 3.5.09 entnommen.

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Bernd Biege · Ehemaliges Mitglied Ort: Irland

Ein interessantes Thema. aber auch ein interessantes Geschichtsverständnis.

Zitat: Rüdiger J. Steinacher

Ich sehe in diesem Titel gewisse Parallelen zum irischen Osteraufstand vom Ostermontag von 1916. Die freiheitsliebenden Tiroler hatten es nur etwas schneller geschafft, als die Iren, bei denen dauerte der Freiheitskampf bis 1923.

"Gewisse Parallelen" kann man durchaus sehen, allerdings ging es im irischen Unabhängigkeitskampf seit Jahrhunderten um ... Unabhängigkeit einer Nation. Insofern ist der irische Kampf eher mit den polnischen Bemühungen gleichzusetzen. Wo einem dann auch ins Auge springt, dass zu Andreas Hofers Zeiten Napoleon beide nationalistische Bewegungen unterstützte und sowohl irische als auch polnische Truppen in den Diensten der Franzosen standen.

Der Tiroler Aufstand hatte ja keine Nation Tirol zum Ergebnis, sondern erreichte nur eine Revision der napoleonischen Reformen (die in vielen Teilen ein Segen waren), Tirol war nach wie vor Provinz, nicht eigenständig. Eben diesen Status wollte Irland in seinem Unabhängigkeitskampf beseitigen.

Ob man einen über Jahrhunderte schwelenden Konflikt über nationale Unabhängigkeit mit einem kurzen Strohfeuer, in dem es um den besseren Fremmdherrscher ging, vergleichen kann, das ist zumindest frahlich.

Nur der Richtigkeit halber - 1923 war Irland bereits seit zwei Jahren "unabhängig" (jedenfalls die 26 Counties des Freistaates), in diesem Jahr endete der Bürgerkrieg zwischen Befürwortern und Gegners des Anglo-Irischen Vertrages. Die Republik Irland dagegen gibt es rechtlich erst seit 1937.

Eine Parallele Tirol-Irland haben Sie gar nicht erwähnt ... die seit 1919 (Tirol) beziehungsweise 1921 (Irland) bestehende Trennung in Nord und Süd.

Rüdiger J. Steinacher · Senior Sub-Administrator, Moderator Beiträge: 3448

Liebe Leser,
Die ganze Periode, der Staatsentstehung des „Freistaates Irland„, vom ersten Schuss am Ostermontag 1916 bis zur endgültigen Beilegung des Bürgerkrieges im April 1923- wird in Irland als „die Wirren“ oder „die Zeit der Wirren“ bezeichnet, obwohl die Puristen unter den Historikern diese Bezeichnung nur für die Ereignisse der Jahre 1919-1921 benutzen.
Nur der guten Ordnung halber: Erst im Dezember 1937 entstand mit der neuen Verfassung die „Republic of Ireland“, bis dahin gab es nur den „Freistaat Irland“ mit eingeschränkten Souveränitätsrechten und mit einem englischen Generalgouverneur in Dublin. Jeder Abgeordnete musste einen Treueid auf den englischen König schwören.
In Belleek können Sie auf der alten Straße nach NW (Herronshaw) noch ein „Freestate“ Schild sehen.

Hinweis: Wer an der neueren Geschichte der „six counties of Northern Ireland“, in Nordirland auch „Ulster“ genannt, interessiert ist, kann dies im irland journal 2.07 nachlesen. Dort finden Sie eine Chronologie dazu.

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Anbei noch ein gutes Bild vom alljährlichen Gedenkumzug in Waidring, Bezirk Kitzbühel, im Pillerseetal.

Waidring hat es ja 1809 ganz schwer getroffen, halb Waidring wurde von den BAYERN UND FRANZMÄNNERN dem Erboden gleich gemacht.

Dafür haben sie dann in den Waidringer Öfen ordentlich gebüßt.

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