Ghost Rider #4
Vicious Cycle - Conclusion

Johnny hat Doctor Strange ganz fest im Buße-Blick, der den Sündern alle Schmerzen und Qualen spüren lässt, die sie selber verursacht haben. Er ist verwundert, dass er diese Kraft besitzt, da er sie bisher nur bei Danny Ketch gesehen hat. Doch jetzt hat der Rachegeist das Ruder übernommen und Johnny erkennt, dass er dadurch viel mehr Macht besitzt als ihm anfangs bewußt war.
Erst als Strange bewusstlos zusammenbricht erkennt Johnny, dass der Doctor unschuldig ist und Lucifer nicht in ihm steckt. Sich seines verhängnisvollen Fehlers bewusst, versucht Blaze den Doctor wiederzubeleben. Da erscheint plötzlich Numecet. Sie erzählt Johnny, dass er mehr Macht besitzt als er eigentlich haben sollte. Außerdem wirft sie ihm vor, dass er vieles noch nicht weiß. Weil er aber unbedingt Antworten möchte, zwingt Blaze Numecet ihm alles zu erzählen:
Nur der Ghost Rider besitzt die Macht sich unbeschadet zwischen dem Reich der Toten und der Lebenden frei zu bewegen. Denn mit dem Rachegeist und Johnny Blaze existiert auf beiden Ebenen ein physischer Körper für ein und die selbe Person. Aus diesem Grund konnte Lucifer seine ursprüngliche Form beim Verlassen der Hölle nicht beibehalten. Er zersprang in 666 Teile und die Bruchstücke ergriffen die Macht über die Seelen von gerade verblichenen Menschen. Lucifer zählt nun auf Johnny, der diese Besessenen finden und ausschalten wird. Jedes mal, wenn einer der 666 stirbt, verteilt sich seine Kraft auf die verbleibenden Körper. Damit werden die restlichen Lucifer-Inkarnationen immer stärker. Wenn Johnny seinen Rachefeldzug fortsetzt und nach und nach die einzelnen Teile Lucifers auslöscht, wird am Ende ein Körper übrig bleiben. Lucifer hat dadurch sein Ziel erreicht, denn jetzt ist seine gesamte Macht in einem Körper auf Erden konzentriert. Nur der Ghost Rider kann diesen Plan ausführen, denn die einzelnen Teile werden immer stärker. So stark, dass nur der Rider sie besiegen kann.
Numecet bittet Johnny seinen Feldzug gegen Lucifer zu beenden um das Unheil zu vermeiden. Doch Johnny hat bereits einen eigenen Plan. Er möchte Lucifer wieder zurück in die Hölle befördern. Dazu muss er jedoch alle Inkarnationen zur Strecke bringen bis nur noch eine übrig ist. Und diesmal kann den Rider keiner aufhalten...

Vom ersten Heft an habe ich darauf gewartet, dass Way ein bestimmtes Zitat verwendet. "Let him who hath understanding reckon the number of the beast, for it is a human number, its number is six hundred and sixty six." Diese Textpassage aus der Offenbarung des Johannes ist mir sofort nach dem Lesen der ersten Seiten vom Vicious Cycle Storyarc eingefallen. Die Heavy Metal Fans unter euch kennen den Text auch von der Einleitung zum Iron Maiden Hit "The Number of the Beast". In Heft #2, als Lucifer Johnny sagt, er habe noch 665 weitere Chancen, fühlte ich mich in meiner Vermutung bestätigt. Jetzt, in Heft #4, hat Way die bekannten Worte endlich eingesetzt. Und wie! Genau zum Höhepunkt der Geschichte steht das berühmte "It is six hundred an sixty-six" ganz unscheinbar links oben in der Ecke einer fantastischen Splashpage. Hier wird Johnny und dem Leser eindrucksvoll vor Augen geführt, welche gewaltige Aufgabe der Rider noch vor sich hat.
Aber auch der Rest des Heftes ist super. Denn Way enthüllt mit dieser Ausgabe endlich Lucifers Pläne. Dem Leser wird nun klar, warum Lucifer Johnny braucht. Auch der Grund, wieso Lucifer von Verstorbenen Besitz ergreifen konnte, wird geklärt. Die Erklärung, dass Lucifer in 666 Teile zersprungen ist, vermittelt Way äußerst glaubhaft. Und auch der Punkt, dass Lucifer den Rider braucht, um seine vollständige Macht zu erhalten, ist sehr kreativ. Denn damit sieht sich Johnny wieder mit einem Dilemma konfrontiert. Tötet er alle besessenen Körper, erfüllt er genau Lucifers dunklen Plan. Unternimmt der Rider nichts, so lässt er Lucifers Inkarnationen frei auf der Erde rumlaufen. Was diese anrichten können, hat man in Heft #2 eindrucksvoll gesehen. Unschuldige Menschen werden von ihnen gequält und müssen dabei sterben. Diesen erschreckenden Gedanken hatte wohl auch Johnny in Hinterkopf. Deswegen ist es nur logisch, dass es sich der Rider fortan zur Aufgabe macht, Lucifer in all seinen Formen zu jagen und zur Strecke zu bringen. Der Spirit of Vengeance hat also wieder eine wichtige Aufgabe. Für die gesamte Serie ist dieses Heft somit enorm wichtig. Denn hier erhält die Existenz von Ghost Rider einen neuen und extrem wichtigen Sinn. Jetzt muss er nicht mehr wild gegen jeden Rache und Vergeltung üben. Sondern er kann gezielt nach Lucifers Teilen suchen und sie zur Strecke bringen.
Texeira und Saltares bieten mit ihren Zeichnungen wieder einmal einen Augenschmaus vom feinsten. Die großen Panels und die von mir schon erwähnte Splashpage sind perfekt. Einzig die Darstellung von Numecet mit ihren rosa Haaren stört mich. Es passt einfach nicht zur gelungenen Atmosphäre des restlichen Artworks.

Ghost Rider #5
The Day Johnny Came Home

Der Ghost Rider verfolgt eine Gruppe Motorradfahrer, die alle von Luzifer besessen sind. Mit seiner Kette ist der Großteil der Bande schnell erledigt. Eine Inkarnation Luzifers bleibt aber noch übrig. Luzifer sagt Johnny, er möchte ihm etwas zeigen und fährt davon. Ghost Rider folgt Luzifer bis zum verlassenen Quentin Carnival, der lange Zeit Johnnys Heimat war. Beim Betrachten der Bauten kommen in ihm die schmerzlichen Erinnerungen an seine Vergangenheit hoch.
Als Kind eines Stuntmotorradfahrers musste er schon früh mit ansehen, wie sein Vater bei einem Auftritt starb. Seine Mutter verließ ihn daraufhin mit seinen Geschwistern. Er wurde von Crash Simpson, ebenfalls ein Stuntfahrer, in die Familie Crash aufgenommen. Johnny verliebte sich in dessen Tochter Roxanne und gründete mit ihr seine eigene Familie. Als er davon erfuhr, dass Crash Simpson unheilbar an Krebs erkrankte, ging Johnny einen Pakt mit dem Teufel ein. Er verkaufte seine Seele um Crash vom Krebs zu heilen. Doch der so vom Krebs kurierte Crash starb wenige Zeit später bei einem gefährlichen Motorradstunt. Dem Teufel war dies egal und forderte trotzdem Johnnys Seele. Roxanne konnte Johnny mit einem für ihn unbekannten Ritual retten. Der Teufel hatte aber noch eine Rechnung offen mit Johnny und verfluchte ihn fortan den Geist der Rache in sich zu tragen. Seitdem verwandelt sich Johnny Blaze in den Ghost Rider.
Luzifer lockt den Rider in Johnnys alten Wohnwagen. Dort versucht er zu erklären, dass Johnny die Wahrheit vor lauter Rachegedanken nicht sieht. Dem Rider ist aber nicht nach Reden zu Mute und er lässt den gesamten Quentin Carnival zusammen mit Luzifer in Flammen aufgehen. Am nächsten Morgen findet die Polizei nur eine alte Bibel, die merkwürdigerweise nicht verbrannt ist.

Nachdem Daniel Way den ersten Storyarc in Heft #4 abgeschlossen hat, widmet er sich in diesem Heft der Origin des Blaze Ghost Riders. In Heft #2 wurde bereits diese Entstehungsgeschichte ganz kurz von Johnny Blaze erzählt. Jetzt hat sich Way mehr Zeit gelassen und Texeira & Saltares liefern die passenden Bilder dazu. Dabei wird kein Zeitsprung verwendet und die Origin einfach nacherzählt. Way hat sich dazu entschieden, Flashbacks zu benutzen um die wichtigsten Stationen in Johnnys Vergangenheit zu präsentieren. Diese kurzen Sequenzen sind geschickt in die Rahmenhandlung eingearbeitet, in der Johnny seinen alten Carnival samt Wohnwagen besucht und sich dabei an die Geschehnisse zurück erinnert. Erfahrene Ghost Rider Leser finden in diesen Rückblenden wahrscheinlich keine neue Information. Aber für jeden, der mit Ways Serie seine erste Begegnung mit Old Flamehead hat, ist diese kurze Nacherzählung der Origin durchaus interessant. Was mir besonders an den Flashbacks gefallen hat, ist deren Erzählperspektive. Johnny selbst kommentiert die Panels aus seiner Vergangenheit. Hierdurch erhält man einen packenden Einblick in dessen Charakter, der nichts außer Schuldgefühle und Selbstzweifel für seine Vergangenheit übrig hat. Man kann somit ganz gut nachempfinden, warum Johnny auch ohne den Spirit of Vengeance von Rache besessen ist.
Mysteriös sind für mich die Absichten Luzifers. Warum führt er Johnny an dessen alte Wirkungsstätten zurück? Möchte er sich nur an dessen schmerzlichen Erinnerungen ergötzen oder führt er etwas anderes im Schilde? Ein weiteres Rätsel ist für mich die unversehrte Bibel. Auf diese deutet Luzifer und sagt dazu, dass Johnny die Wahrheit nicht erkennt, obwohl sich diese vor seiner Nase befindet. Wenn ich die Panels richtig interpretiert habe, dann war es diese Bibel, mit der Roxanne damals Johnnys Seele vor dem Teufel rettete. Ist das Buch etwa gegen alle Mächte der Hölle immun? Der Fakt, dass die Bibel die Flammenattacke des Ghost Riders überlebte, könnte darauf hindeuten. Es bleibt aber immer noch offen, wieso Luzifer das Buch als die Wahrheit bezeichnet, die Johnny nicht erkennt. Ich bin jedenfalls von diesem Thema sehr fasziniert und kann es gar nicht erwarten, die nächsten Hefte zu lesen. Vielleicht liefert Way darin einige Antworten auf meine Fragen.
Texeira & Saltares haben wieder ein sehr schönes Artwork gezeichnet. Die Szenen der Flashbacks heben sich mit ihrer besonders weichen Farbgebung von der restlichen Rahmenhandlung ab. Die Panels wirken dadurch stellenweise wie alte ausgebleichte Fotos. Damit wird durch die Zeichnungen sehr gut verdeutlicht, dass es sich hier um Szenen aus der Vergangenheit handelt.