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Naid2Xo Fan Projekt
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Pyretta
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Erstellt: 22.10.07, 09:09 Betreff: Re: Chako |
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Chakos "MundARTacke!" sitzt KABARETT: Tosender Applaus bei der Premiere von Christian Habekosts neuem Programm im ausverkauften Capitol Von unserem Redaktionsmitglied Jörg-Peter Klotz
Wenn ein "Lokalpatri(di)ot eine "MundARTacke!" reitet, muss man sich warm anziehen: Denn da ersterer Christian Habekost ist und zweiteres sein neues Programm, ist die Luft bei der Premiere im ausverkauften Capitol von der ersten Sekunde an "eleggdrisch". Denn Chako wuchert gleich zu Beginn mit einem seiner stärksten Pfunde: dem Dialekt-Rap. Und demonstriert damit durchschlagskräftig, dass sich Mundart im Allgemeinen und ganz besonders das Kurpfälzische keineswegs hinter spitzmündigem Hochdeutsch verstecken muss. "Du bist am Singe, während Du noch redscht", erinnert er seine Landsleute an die ungeheure Musikalität, die ihrem Singsang ganz natürlich innewohnt.
Von wegen restringierter Code. Wenig Raum für Minderwertigkeitsgefühle lässt auch die Art und Weise, wie Habekost in seinem dichten Text Wortspiele einsetzt, die in der Standardsprache gar nicht funktionieren können. Der Witz an Wortreihen wie Luschtkauf - Kruschtkauf - Muschtkauf oder Batman - Superman - "Weesch'wie'schmään?!" widersetzt sich jedenfalls nicht nur der Transkription ins Schriftdeutsch, sondern dürfte vielen "Außergewärtigen" nur schwer zu vermitteln sein. Armes Hochdeutschland, kann man da nur sagen. Und: von wegen elaborierter Code.
Dem Soziolinguisten Basil Bernstein, der mit dieser Terminologie in den 60er Jahren sehr folgenreich das Defizitäre an der "Unterschichtensprache" Mundart beschrieben hat, ist das "viel-osofische" Potenzial und die Vielschichtigkeit der "Regiolekte" offensichtlich entgangen. Oder kann man auf Hochdeutsch alles Schlechte in der Welt auf eine Formel bringen wie "die vier bösen B - Bush, Ballermänner, Bohlen und bakistanische Terroriste"? Der Volksmund hat jedenfalls viel Tiefschürfendes zu bieten - "weise, wahr und wirr . . . klichkeitsnah". Ganz nach dem Motto: "Babbelt er noch oder viel-osofiert er schun?"
Jedenfalls war es eine weise Entscheidung des "akademisch vorbestraften" Kabarettisten, ab sofort nicht mehr abwechselnd Mundart- und Hochdeutsch-Programme zu schreiben. Denn das Kurpfälzische gibt so mancher sozial- oder konsumkritischen Suada eine gewisse Bodenständigkeit. Und der grandios grimassierenden Ein-Mann-Show die Möglichkeit, auch mal mit ein paar deftigen Kalauern für intellektuelle Atempausen zu sorgen, weil er ansonsten gern mal ein atemberaubendes Tempo anschlägt. So erreicht Habekost sowohl den Comedy-Fan, der sich einfach mal gern zwei Stunden auf die Schenkel klopft, als auch das dialektologisch aufgeklärte Mitglied des Philologenverbandes, der sich nicht genieren muss, bei der "MundARTacke!" mitgeritten zu sein.
Idealbeispiel für diesen milieuübergreifenden Humor ist der "Weinfestbesucher", der so sehr "Kult" geworden ist, dass sein Standardspruch "Frieher hot's des ned gewwe" längst beliebte T-Shirts ziert. Habekost schafft es mit zwei, drei winzigen darstellerischen Handgriffen, seinen edlen Zweiteiler vergessen zu machen und den Anschein zu erwecken, dass er gerade den Bund seiner Labberhose mit der Kneifzange bis unter die Achseln gezogen hätte. Das Nölen in Nadelstreifen trifft jedenfalls viele rostige Nägel des Alltags, der Politik oder der Medien auf den Kopf. Zum Beispiel das Nachtprogramm vieler Privatsender zwischen "Astrolügnern" und DSF-Bikini-Mädels, die einem im Feldwebel-Ton befehlen, endlich anzurufen und zwei Begriffe mit B zu nennen. Habekosts Vorschlag ("Blöde Blunz!") ist die 50 Cent wert. Und das Eintrittsgeld.
Mannheimer Morgen 15. Oktober 2007
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