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New PostErstellt: 11.11.04, 14:39     Betreff:  Re: mannheim - die heimliche pop-metropole

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Die Musik spielt in Mannheim

In Baden-Württemberg gibt es das erste Zentrum für Existenzgründer aus der Musikszene

Von Jörg Walser

Am Anfang gab es einen kleinen Schreck: Das neue Büro sah nicht viel besser aus als ein Rohbau, die Wände aus nacktem Beton, der Boden aus Gussasphalt. »Das hatte ich nicht erwartet«, sagt Olaf Schönborn. Doch der Minimalkomfort, der den Manager des kleinen Plattenlabels Jazz ’n’ Arts Records im ersten eigenen Geschäftsraum erwartete, war beabsichtigt. Denn das Geschäftshaus, das auf einem ehemaligen Werftgelände in Mannheim entstanden ist, ist kein üblicher Bürokomplex. Hier darf nur einziehen, wer sich gerade selbstständig macht oder dies vor nicht allzu langer Zeit getan hat.

Das Existenzgründerzentrum soll Jungunternehmern einen günstigen Start ermöglichen. Deswegen kostet der Quadratmeter Bürofläche im Musikpark nur rund sieben Euro im Monat und damit rund ein Drittel weniger als in vergleichbaren Immobilien.

Die subventionierten Mieten sollen den Sprung in die Selbstständigkeit abfedern, und der Rohzustand der Räume dient als Mahnung, es sich hier nicht zu bequem zu machen. Denn spätestens nach fünf Jahren müssen die Mieter wieder raus. »Wir wollten günstig bauen und das Bett nicht zu weich machen«, sagt Musikpark-Geschäftsführer Christian Sommer.

Der Musikpark Mannheim ist das erste Existenzgründerzentrum in Deutschland, das auf die Musikbranche spezialisiert ist. Im Verständnis der Mannheimer ist das Musikgeschäft allerdings ein weites Feld. Neben Bühnentechnikern, Plattenlabeln, einer Musikschule oder Konzertveranstaltern ist deshalb unter den rund vierzig Jungunternehmern, die in kurzer Zeit in den Neubau einzogen, auch ein junges Modelabel.

Im Mai machte sich die Modedesignerin Yasemin Ertopcu gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner, Clemens Gutmann, selbstständig. Dass Geddd Fashion mit von der Partie ist in der Hafenstraße, hat einen einfachen Grund: »Wir verbinden Mode mit Musikmerchandising und statten Bands mit Tour-Shirts, Caps oder Schweißbändern aus«, erklärt die 33-Jährige. Der Start lief denkbar günstig, meinen die beiden. Ein Existenzgründungsberater half bei den ersten Schritten, schon die vierte Bank gab Kredit – und der Musikpark nahm Geddd auf.

»Das ist ein unglaubliches Glück«, sagt Ertopcu. Sie schätzt hier vor allem das Kontaktnetz. Wer in dem fünfstöckigen Gebäude logiert, bekommt mehr als subventionierte Mieten. »Hier profitiert einer vom anderen«, hat die Modedesignerin festgestellt. Als einer von den Jungunternehmern ausgestatteten Band wegen des deutlich sichtbaren Markennamens untersagt wurde, bei einem Fernsehauftritt Geddd-Kleidung zu tragen, wusste selbst Clemens Gutmann nicht weiter. »Auch als Jurist ist man bei solchen Spezialgebieten völlig überfordert«, sagt der ehemalige Rechtsanwalt.

Ein Zimmer weiter fanden die beiden die Lösung: Die Musiker präsentierten einen Ausstattungsvertrag mit Geddd Fashion, der sie verpflichtete, die Klamotten zu tragen. Der Tipp kam von Journalisten aus der Außenredaktion von SWR 3, der Pop-Welle des Südwestrundfunks, die ebenfalls im Musikpark residiert. Die Rundfunkleute logieren als so genannte strategische Mieter im Gründerzentrum. Sie sind keine Jungunternehmer, aber trotzdem gern gesehen, weil sie nützlich sind für die anderen. »Das sind absolute Musikprofis, die wir immer wieder zurate ziehen, manchmal mehrmals die Woche«, sagt Clemens Gutmann.

Das Beispiel ist typisch: Wer im Musikpark ein Problem hat, bittet erst einmal andere Existenzgründer im Haus um Rat. »Der größte Synergieeffekt ist der Austausch von Ideen«, sagt auch Olaf Schönborn von Jazz ’n’ Arts Records. »Als wir T-Shirts drucken lassen wollten, hätten wir die Produzenten durchtelefonieren müssen.« Doch die Nachbarn hatten das schon getan und reichten die Information über das beste Angebot weiter.

Wissen die Mitmieter auch nicht weiter, hilft ein Gang zum Chef des Hauses. »Wenn einer einen Kredit braucht, setzen wir uns zusammen und machen einen Businessplan«, sagt Christian Sommer. In solchen Fällen profitieren die Existenzgründer von den jahrelangen Erfahrungen des 38-Jährigen in der Musikindustrie – selbst wenn der seine Schützlinge enttäuschen muss: »Oft müssen wir die Ideen auf realistische Füße setzen. Da sagt einer: ›Ich mache eine griechische Platte und verkaufe davon in Griechenland 10.000 Stück.‹ Da kann ich ihm jetzt schon sagen: ›Die verkaufst du nicht.‹«

Die Stadt steckt Millionen in die Popförderung

Die enge Vernetzung des Musikparks mit der nur ein paar Häuser weiter liegenden Popakademie Baden-Württemberg und der städtischen Popförderung gilt als »Mannheimer Modell«. Ausgerechnet in einer Zeit, in der die Musikindustrie tief in der Krise steckt, investiert die Stadt Millionenbeträge in die Branche. Doch der antizyklische »Marshall-Plan für die hiesige Musikszene«, so Sommer, mache Sinn, weil er die Kleinen begünstige. Denn die Zukunft des Musikgeschäfts, meinen die Mannheimer Popförderer, liege jenseits der »Majors«.

Viele, die nun im Musikpark logieren, haben ganz klein angefangen. »Das lief abends vom Wohnzimmer aus«, erinnert sich Dirk Brünner, der gemeinsam mit Partnern ein Online-Magazin für die Musikszene betreibt. Die Heimarbeit schadete dem Image: »Wir wurden nur als Projekt gesehen.« Das Büro in der Hafenstraße bietet nun die Chance, als Unternehmen ernst genommen zu werden.

Außerdem hat die Lage in dem Multikulti-Viertel Jungbusch einen entscheidenden Vorteil. Weil das Quartier als strukturschwach gilt, profitieren die Jungunternehmer vom so genannten Ziel-Zwei-Förderprogramm: Die Europäische Union übernimmt bis zu 50 Prozent der Investitionskosten, Dirk Brünner und Kollegen sparten so beim Kauf von Computern, Software und Büromöbeln.

Der Saxofonist Olaf Schönborn und sein Geschäftspartner, der Trompeter Thomas Siffling, machen es anders. »Wir wollten keinen Kredit aufnehmen«, sagt Schönborn. Solange ihr Plattenlabel nicht genügend Geld abwirft, leben die beiden Musikhochschulabsolventen deshalb von Auftritten und Musikunterricht.

Dass Olaf Schönborn in Sachen Jazz ’n’ Arts gemeinsame Sache macht mit dem Trompeter, ist typisch für den Musikpark: Die meisten Firmengründer im Haus teilen sich das Geschäft mit einem Partner. »Alleine kannst du gar nicht an alles denken«, sagt der Saxofonist.

Die Mutter von Xavier Naidoo betreibt die Cafeteria

Einzelkämpfer wie der Fotograf Thommy Mardo sind daher eher die Ausnahme. Als die Internet-Firma, die den studierten Betriebswirt beschäftigte, Bankrott ging, besann sich der 32-Jährige seiner Fotografierleidenschaft. Freunde erklärten den Quereinsteiger für verrückt, doch dieser gewann als Fotograf rasch genug Kunden, um von seinen Bildern leben zu können.

»Seit dem Einzug in den Musikpark«, sagt Thomas Mardo, »haben sich die Aufträge verdoppelt.« Besonders stolz ist er auf seinen jüngsten Coup: Im Herbst begleitet er Xavier Naidoo und die Söhne Mannheims auf Deutschland-Tournee.

Der Vorzeige-Popmusiker der Quadratestadt ist Stammgast in der Hafenstraße. Das liegt nicht nur daran, dass sein Label im Musikpark residiert: Die Mutter des Sängers betreibt die Cafeteria des Hauses. Bei der Vergabe der Gastro-Räume sei das Verwandtschaftsverhältnis nicht entscheidend gewesen, betont Geschäftsführer Christian Sommer. Ausschlaggebend war demnach etwas anderes:

Die 72Jährige hat sich mit dem Einstieg ins Gastgewerbe selbstständig gemacht.

(c) DIE ZEIT 21.10.2004 Nr.44



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naja mama naidoo ist grad 70 geworden.. aber ansonsten
aus aktuellen anlass interessant.. bald auch bei uns extra für euch
eine kleine bilder gallerie von thommy... er macht so klasse bilder...
ich freue mich schon riesig darauf!!


alles liebe.. malgo
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