Oscar Wilde Foren-Übersicht

Mrs. Umney · Stammgast Beiträge: 401

Ok, ich hab den Teleny jetzt fertig gelesen! (

um bei der zweideutigen Bedeutung zu bleiben, die der Prinz diesem Smilie verliehen hat...)

Ich persönlich glaube ja nicht, dass es von Wilde ist -nicht weil ich denke, dass Wilde doch NIEMALS etwas pornographisches geschrieben hätte - vielleicht hätte er?! - sondern weil ichs vom Stil her nicht glaube.

Wenns nicht schon 1895 erschienen wäre, dann würde ich sagen, es wäre an Wilde orientiert. Und zwar nicht nur an seinem Werk (die paradoxen Aphorismen z.B.) , sondern auch an seinem Leben. Einmal bietet Camille Teleny an, seine Schulden zu bezahlen, was Teleny ablehnt.
"Und was ist daran Schlimmes?", erwiderte ich [Camille] "Meinst Du, ich würde dich dann weniger lieben?" - "Oh nein! Du würdest mich vielleicht sogar mehr lieben, wegen des Geldes, das ich dich koste - denn oft lieben wir einen Freund nach Maßgabe dessen, was wir für ihn tun."
Da musste ich doch stark an Wilde und Bosie denken. ABer damals, 1895, wusste das ja die öffentlichkeit noch nicht. Und ob Oscar sich dass damals schon selbst eingestanden hat, bleibt wohl auch fraglich. Vielleicht stammt es aus dem nahen Umfeld von Wilde?!?

Ich muss auch sagen, dass ich nicht sooo wirklich glaube, dass das von einem Schwulen geschrieben wurde, auch wenn die Hauptpersonen zwei Männer sind. und es gibt ja auch Sexszenen zwischen zwei (oder mehr...) Männern, aber es überwiegen doch EINDEUTIG die beschreibungen von heterosexuellen Liebesabenteuern. Somit würd ich sagen, dass Buch wäre eher für heterosexuelle Männer interessant.

LG, Mrs. Umney

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"Lüge nie, denn du kannst ja doch nicht behalten, was du alles gesagt hast!"
Konrad Adenauer

Vivian · Registrierter Benutzer Beiträge: 27 Ort: Bonn

Ich finde auch, dass Teley manchmal ziemliche Anklänge gegen Homosexualität hat, soll heißen, dass es das als schädlich darstellt.

Wenn man zum Beispiel an die vier (!) Suizidversuche denkt, die in dem Buch unternommen werden (zweimal von Camille, einmal von René und der eine von jenem General nach dem für ihn schmerzlichen Gelage bei dem befreundeten Maler von Teleny) und die oft ekelhaft dargestellten Sexszenen während der Gelage (Sektflaschen in After stecken, Honigdatteln aus eben jenem lecken etc.) ist das alles eher als "räuiger Rückblick" zu verstehen, denn Camille beräut ja das, was er alles getan und miterlebt hat.

Was fandest du am besten? Was hat dir nicht so gut gefallen?

"Gebe einem Menschen eine Maske
Und er spricht die Wahrheit."

[Oscar Wilde]

Mrs. Umney · Stammgast Beiträge: 401

ZWEImal von Camille??? *grübel* Mir fällt nur das ein, wo er sich von der Brücke stürzen wollte. Allerdings würde ich jetzt nicht sagen, dass es unbedingt gegen Homosexualität gemeint sein muss - es war damals einfach traurige Wirklichkeit (und ists heute wohl auch...), dass die Selbstmordrate bei Homosexuellen ziemlich hoch ist.
Und ich hatte auch nicht den Eindruck, dass Camille SO ein reuiger Sünder ist... er bereut es ja nicht wirklich, er sagt nur: Naja, dann bin ich halt verdorben und verdammt. Aber: Kann ich denn was dafür???
Ich fands eher überraschend - wenn ich davon ausgehe, dass es von einem heterosexuellen stammt - dass Homosexualität trotzdem ganz gut wegkommt.

Und die Heterosexuellen Sexszenen find ich ja auch nicht grade ansprechend....

Ich denke nur an die Szene im Puff.

Am besten, am schlechtesten?? Naja, ich weiß auch nicht.. für das, was es ist, literarische Pornographie, nichts wirklich schlecht, dafür, dass es nicht das ist, was ich unbedingt lesen will, nichts wirklich gut. Jedenfalls ists inkonsequent. Der Schluss ist in meinen Augen ein vergeblicher Versuch, einen Porno mit einer tragischen Liebesgeschichte zu verknüpfen.

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