Keine Frage: Es wird wieder deutsche und insbesondere auch deutschsprachige Musik gehört. Ob nun direkt in den Charts, bei Events wie Raabs "Bundesvision Songcontest" oder allgemein in der Medienberichterstattung – das deutsche Liedgut hat derzeit einen Stellenwert wie schon lange nicht mehr. Die überragenden Erfolge von Acts wie Juli, Silbermond, Wir sind Helden oder Annett Louisan öffneten dadurch auch vielen weiteren heimischen Bands neue Türen, wie auch unserem dieswöchigen beat.of.the.week, dem Hamburger Quartett Wunder.

Wunder, das sind Katrin Schröder, Arne Ghosh, Peter Keller und Achim Köllner, gründeten sich bereits im Jahre 1995 (wenn auch noch nicht komplett in der genannten Konstellation) und kämpfen seitdem hartnäckig um ein bisschen Aufmerksamkeit sowie den großen Durchbruch. Sie organisierten ihre eigenen Konzerte, produzierten in Eigenregie eine E.P. mit dem Titel "Ach ja", richteten in Hamburg ihr eigenes Studio ein, gründeten das Label "Zwischengeschoss" – langsam aber sicher wurden „Wunder“ zum Insidertipp. 2003 begannen sie dann mit den Arbeiten an ihrem Album "Was hält uns wach", auf das schließlich auch wea/Warner Music aufmerksam wurde und Wunder prompt unter Vertrag nahm. Zwar war der Longplayer alles andere als ein Verkaufserfolg, doch der Majorpartner glaubt an das Potential von Wunder und startet daher einen neuen Versuch.

Die Chancen stehen in diesem Jahr übrigens besser denn je: Erstens haben die vier gerade erst die ausgiebige Tour im Vorprogramm von Juli hinter sich, und zweitens kommt mit dem Titeltrack des Albums wohl eine der stärksten und hitverdächtigsten Nummern ihres bisherigen Repertoires. "Was hält uns wach" ist eine kraftvolle Uptempo-Popnummer, die den Vergleich zu den oben genannten Senkrechtstartern der 'Neuen Deutschen Welle' des 21. Jahrhunderts nicht zu scheuen braucht. Falls es überhaupt nötig ist sie zu vergleichen, denn Wunder schließen sich stilistisch weder an die Deutsch-Pop/Rock-Ecke à la Juli oder Silbermond noch an das nicht minder gefragte Electropop-Pendant mit 2raumwohnung oder Klee an. Allenfalls könnte man "Was hält uns wach" als eine Mischung der beiden Richtungen nennen: Knackige Gitarrenriffs treffen auf Electro-Sounds. Eine – hier auf jeden Fall – energiegeladene Kombination.

Die klare Stimme von Frontfrau Katrin überzeugt, ebenso wie die nachdenklichen und ein wenig zeitkritischen Lyrics, die sie singt. "Was hält uns wach wenn der Himmel brennt – Gibt es den Tag, der unser Herz belohnt, oder ist das alles nur die große Illusion?", heißt es beispielsweise im Refrain. Verpackt ist die Botschaft in eine mitreißende Melodie, die schon beim ersten, spätestens beim zweiten Hördurchlauf im Ohr hängen bleibt.

Erwähnenswerte Zugaben auf der am 4. April erscheinenden Maxi-CD sind zum einen das ruhige, weniger eingängige Stück "Zweiter Blick", zum anderen ein besonderes Schmankerl für die Clubber: Alex Odden aka Flipside, der im letzten Jahr Trance-Projekte wie Oceanlab oder Kyau vs. Albert remixte, produzierte auch für "Was hält uns wach" eine clubtaugliche Dance-Version, die sich absolut hören lassen kann! Doch allein das Original hätte es mehr als verdient, in den oberen Chartregionen zu landen. Auch wenn Wunder wahrscheinlich nicht ganz so optimal den Vorstellungen der kaufkräftigen BRAVO-Generation entsprechen wie die Truppe, die sie auf ihrer Tour begleiteten. Aber wie heißt es so schön: Wunder gibt es ...

> Andreas Krogull für musicbeat.de