Piraten des Falgahten

 
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Hroc Earricson
Erster Maat

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Beiträge: 266

New PostErstellt: 11.11.10, 01:44     Betreff: Re: Im Auftrag des Falgahten V Antwort mit Zitat  

Das Kupferne Zeichen
Von der Skanseborg bis nach Runkelhavn:

Die frische Brise trug die Wolken rasch voran und so wechselten sich Licht und Schatten oft an diesen Herbsttagen ab. Aber so war dies nun einmal auf den Inseln, welche ihr ganz eigenes abwechslungsreiches Wetter hatten. Aber das machte ihm nichts aus, vielmehr erfreute in diese Frische. Sie war wie eine Erlösung, ein Trost des Lebens, welche die drückende Finsternis der vergangenen dunklen Tage hinwegfegen konnte.

Der kurzweilige Regen hatte reinigende Kräfte und Hroc ertappte sich, wie er pfeifend die Straße nach Runkel hinunter ritt. Ihn begleiteten Brynjar Kolskeggur, welcher schlicht der schwarzbärtige Brynjar genannt wurde und als Hersir über die Feste und ganz Runkel die letzten Monde gewacht hatte sowie Fannar Kiljanson, Athalgeirr Vífillson, Yngvi Tumison und Ingvar Andrison. Sie waren die Schiffsherren der verbliebenen Kaupskips und allesamt erfahrene Handelsreisende, welche die Meere seit Jahren bereisten und ferne Handelszentren, wie bei Fannars Beispiel gar Miklagarthr, gesehen hatten.

Auf der Hohen Düne, wo der Weg vom kleinen Normanshavn im Süden von Runkel auf die Große Straße traf, ließ Hroc kurz halt machen und er genoß den Blick über die Insel. Erste Sonnenstrahlen brachen wieder durch die Wolkendecke und sendeten ihre gleißenden Finger hinab, um den Regen zu vertreiben. In ihrem Lichtspiel lag der Tiefseehafen, den die Nordleute nur noch Runkelhavn nannten. Er hatte die Wunden des Krieges längst überwunden, statt dessen waren neue Häuser hinzugekommen. Sie lagen neben den alten Häuser, welche in neuem Glanz erstrahlten und sie wiesen dieses seltsame Dach auf, welches wie ein umgedrehtes Boot aussah.

Hroc beklomm eine Sehnsucht nach seiner Heimat, doch Neblung war längst angebrochen und damit erneut die Zeit der wilden Höststorme. An eine Heimreise war längst nicht mehr zu denken. Er seufzte still, als er sein Roß von der Hohen Düne gen Runkelhavn hinablenkte. Brynjar hatte Hrocs Gemütslage nach seiner Rückkehr erkannt und ihm Zeit und Ruhe gegeben. Das es nur 72 Huscarle nach Runkel zurückgeschafft hatten und darunter viele als Gerstir und somit als „Speer-Knechte“, also als „Kriegsinvalide“, wie man dies in den Mittellanden nennen würde, im Dienste Hrocs verbleiben würden, dies hatte den Jarl tief getroffen und sein Trübsal vertieft. Doch Zeit vermag auch Wunden zu heilen und die letzten Wochen brachten Hroc zunehmend auf andere Gedanken.

Brynjar hatte ihn alsbald mit den Geschäften und Verpflichtungen auf Runkel betraut, was zunehmend ablenkte und somit Hroc sehr half. Das friedfertige Leben auf der Insel war weit weg von der Not auf dem Festland. Dies erkannte Hroc nun, als er in Runkelhavn einritt. Kaum war der Schauer vorbei, da lockten die zarten Sonnenstrahlen das Leben wieder auf die Straße. Reges Treiben herrschte im Hafen, in dem Waren vieler kleiner Handelsschiffe umgeschlagen wurden. Es hatte sich im Norden herumgesprochen, daß hier in heimatlicher Zunge und gegen gutes Silber gehandelt werden konnte. So rollten Fässer mit gesalzenem Fisch in die neuen Lagerhäuser, gefolgt von großen Ballen Tyskefisk des Nordens, Tran, Wollstoffe aus Eire, Britannia und Flandern, Pelze aus Gardariki, aber auch Honig und Wachs, sogar Gewürze aus fernen Ländern wurden ebenfalls umgeladen.

Aber auch Runkel hatte nun mehr als Rüben zu bieten. Die seltsame Angewohnheit der Nordleute, Holzspäne auf die Insel zu importieren, löste sich in Wohlgefallen auf, als der erste Rauchfisch auf dem Markt kam. Aber eben darin zeichneten sich die Nordleute aus, denn eine ganze neugebaute „Halla“ wurde als Fischmarkt genutzt und von den Fischern von Normanshavn beliefert. Auch hatten die Nordleute Vieh gekauft und so zogen kleine Schafsherden unter den Wällen der Skanseborg entlang. Nun war der erste Käse gereift und fand ebenfalls seine Abnehmer.

Der größte Trubel herrschte jedoch auf der anderen Seite des Hafens, wohin Hroc nun sein Pferd lenkte. Dort stand an diesem Morgen nach alter Sitte und zur allgemeinen Erheiterung aller Rafn Böltison, der neue Perlmacher von Runkel, mit blankem Hintern und lediglich mit seinem Hemd bedeckt vor seinem kleinen Laden und suchte verzweifelt nach seinen Hosen. Die zerzausten Haare und das etwas fahle Gesicht spiegelten deutlich die Feierlichkeiten des Vortags wider. Hroc fiel in das allgemeine Gelächter der Passanten ein, welche langsam einen Auflauf bildeten. Dies förderte baldigst die Gesichtsfarbe von Rafn, was seiner Suche jedoch letztlich nicht hilfreich war.

Der schwarzbärtige Brynjar blickte fragend zu Hroc herüber, als er sein Pferd neben das seines Jarls gelenkt hatte. Doch Hroc nickte nur kurz in Richtung eines kleinen freudig-stolzen Frauenzimmers, welches sich an diesem besonderen Tag fein herausgeputzt hatte und heute die weiße Haube erstmalig und voller Stolz trug. Brynjar zog eine Augenbraue hoch, als er den doch ungewohnt fülligen Rock sah und Hroc nickte grinsend. „Ich konnte es ihr gestern doch nicht verheimlichen...“ flüsterte er verschmitzt und wendete das Pferd „...und wenn Rafn endlich begreift, daß sein danglarischer Spatz eine echte Frouwe ist, dann wird er auch bemerken, wer in dieser Ehe die Hosen anhat.“ Brynjar mußte husten. „Gut...“ sagte er „Wer rechnet fern der Heimat schon mit einer solch speziellen Tradition...“ und dann lachte er schallend.

Hrocs Blick fiel auf die neuen Schiffe, die am heutigen Morgen festgemacht hatten und er seufzte. Er winkte Brynjar und den anderen seines Gefolges ihm zu folgen. Die Arbeit rief...


[editiert: 11.11.10, 01:49 von Hroc Earricson]
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