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Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen
Staatsterror durch staatliche Eingriffe in das Familienleben
Verletzung von Menschenrechten, Kinderrechten, Bürgerrechten durch Entscheiden und Handeln staatlicher Behörden im familienrechtlichen Bereich, in der Kinder- und Jugendhilfe, in der Familienhilfe unter anderem mit den Spezialgebieten Jugendamtsversagen und Jugendamtsterror
Fokus auf die innerdeutsche Situation, sowie auf Erfahrungen und Beobachtungen in Fällen internationaler Kindesentführung und grenzüberschreitender Sorgerechts- und Umgangsrechtskonflikten
Fokus auf andere Länder, andere Sitten, andere Situtationen
Fokus auf internationale Vergleiche bei Kompetenzen und Funktionalitäten von juristischen, sozialen und administrativen Behörden

"Spurensuche nach Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen"
ist ein in assoziiertes Projekt zur
angewandten Feldforschung mit teilnehmender Beobachtung
"Systemkritik: Deutsche Justizverbrechen"
http://www.systemkritik.de/

 
Jugendamt Hamburg: Baby Lara

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Seite: 1, 2, 3
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Gast
New PostErstellt: 18.04.09, 00:22  Betreff: Re: Jugendamt Hamburg: Baby Lara  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Todesursache weiter unklar
Laras Tod: Vorwürfe gegen Sozialbehörden
Mehr als fünf Wochen nach dem Tod der möglicherweise verhungerten neun Monate alten Lara-Mia in Hamburg sind Vorwürfe gegen die zuständigen Sozialbehörden laut geworden. Laut einem Expertenbericht müssten sich sowohl der Allgemeine Soziale Dienst (ASD) als auch eine von ihm beauftragte Diakoniesozialeinrichtung Fehler vorwerfen lassen.

Von Florian Bittler
Fall Lara: Nun werden Vorwürfe gegen die Sozialbehörden laut.

Fall Lara: Nun werden Vorwürfe gegen die Sozialbehörden laut. Foto: Michael Arning

Hamburg -

Beide hätten die „über Wochen und sogar Monate anhaltende“ Mangelernäherung des Kindes nicht bemerkt, hieß es. Die Sozialbehörde kündigte unter anderem an, künftig die ambulante Betreuung durch soziale Dienste besser zu belegen und transparenter zu dokumentieren.

Laut der Expertise missachtete der zuständige Sozialarbeiter des ASD Wilhelmsburg etwa „einschlägige Regelungen“ zum Schutz des Kindeswohls, als er sich nur telefonisch nach dem Zustand des Kindes erkundigte habe, nachdem er bei einem Hausbesuch im Dezember 2008 die Mutter Lara-Mias nicht angetroffen hatte. Insgesamt sei das Wohl des Kindes gemäß dem behördlichen Hilfeplan immer weiter in den Hintergrund gerückt.
Bezirksamtsleiter Markus Schreiber verfolgt in sich zusammengesunken der Vorstellung des Untersuchungsberichtes zum Fall Lara.

Bezirksamtsleiter Markus Schreiber verfolgt in sich zusammengesunken der Vorstellung des Untersuchungsberichtes zum Fall Lara. Foto: Hernandez

Dem Bericht zufolge, der gemeinsam von der Sozialbehörde, dem Bezirksamt Hamburg-Mitte und der Diakonieeinrichtung „Das Rauhe Haus“ erarbeitet wurde, hatte der Sozialarbeiter zudem „unkritisch“ der Einschätzung einer langjährigen Mitarbeiterin des „Rauhen Hauses“ vertraut, die den kritischen Gesundheitszustand des Mädchens ebenfalls nicht bemerkt habe. Durch den engen Kontakt zu der Mutter sei wahrscheinlich ihr „Blick auf das Baby nicht ausreichend geschärft“ gewesen. Der Betreuerin, der Mutter sowie ihrem Lebensgefährten sei vorzuwerfen, dass sie die Mangelernährung des Kindes nicht erkannt und keinen ärztlichen Rat einholt hätten.

Sozialsenator Dietrich Wersich (CDU) sagte, bei der weiteren Aufklärung des Falls sollte von gegenseitigen Schuldzuweisungen der Beteiligten abgesehen werden. Er wies daraufhin, dass das Jugendamt und die Sozialeinrichtung sowie deren Mitarbeiter in einem „extrem schwierigen Umfeld tätig“ gewesen seien. Ziel müsse es künftig sein, das „Bewusstsein für Fehler“, die durch Routine entstünden, zu steigern.

Der Vorsteher des „Rauhen Haus“, Friedemann Green betonte, dass die Zusammenarbeit der Mutter, die bereits als 17-Jährige während der Schwangerschaft betreut worden war, durch deren ablehnende Haltung gegenüber Hilfsangeboten erschwert worden sei. Inzwischen sei die Sozialarbeiterin, die die Familie betreute, vom Dienst freigestellt worden. Ob es weitere Sanktionen gegen die Frau gebe, die seit 19 Jahren für die Einrichtung arbeite, hänge vom Ausgang der strafrechtlichen Ermittlungen ab.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Mutter und deren 21-jährigen Lebensgefährten, der nicht der leibliche Vater des Kindes ist, wegen Verdachts des Totschlags durch Unterlassen. Ein Verfahren läuft auch gegen die Sozialarbeiterin. Nach Angaben eines Sprechers der Hamburger Staatsanwaltschaft ist unterdessen die genaue Todesursache noch nicht geklärt. Die Rechtsmediziner hätten bisher kein abschließendes Gutachten vorgelegt. Das Mädchen war am 11. März tot von Rettungskräften in einer Wohnung im Beisein der Mutter und ihres Lebensgefährten gefunden worden. Die Obduktion hatte eine deutliche Unterernährung des Mädchens ergeben, das nur noch 4,8 Kilogramm wog.

Aktualisiert am 17. April 2009 um 20:06
http://www.abendblatt.de/daten/2009/04/17/1126289.html
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Gast
New PostErstellt: 18.04.09, 00:34  Betreff: Re: Jugendamt Hamburg: Baby Lara  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

WILHELMSBURG

Das große Versagen im Fall Lara
Sozialarbeiterin kümmerte sich nur um die Mutter / Mitarbeiter des Allgemeinen Sozialen Dienstes sah das kleine Mädchen nicht einmal

SANDRA SCHÄFER

Woran die erst neun Monate alte Lara aus Wilhelmsburg gestorben ist, das steht noch immer nicht endgültig fest. Sicher ist jedoch, dass das Baby über Wochen oder sogar Monate mangelernährt war. Die Verantwortung für gravierende Fehler und Unterlassungen tragen zwei Menschen: die Sozialpädagogin des Rauhen Hauses, die Lara und ihre Mutter Jessica (18) betreut hat, und der zuständige Mitarbeiter des Jugendamtes Mitte. Das geht aus einem Expertenbericht der Sozialbehörde hervor, der gestern veröffentlicht wurde.

Betreuerin kümmerte sich nur um Mutter Jessica: Die fachlich kompetente Mitarbeiterin des Rauhen Hauses betreut seit 19 Jahren vor allem junge Mütter und ihre Babys. In diesem Fall hat sie offenbar eine zu enge Beziehung zur Kindsmutter aufgebaut. Das Baby verlor sie dabei völlig aus dem Blick. Über Laras Zustand steht in ihren Berichten so gut wie nichts. Sie ließ die überforderte Jessica in eine eigene Wohnung ziehen, statt auf einer Mutter-Kind-Einrichtung zu bestehen. Sie drängte die junge Mutter nicht, das Baby von einem Arzt und sich selbst begutachten zu lassen. Sie erkannte die Gefährdung des Kindes nicht.

Jugendamts-Mitarbeiter hatte Baby und Mutter nicht einmal gesehen: Der Mitarbeiter des zuständigen ASD (Allgemeiner Sozialer Dienst) in Wilhelmsburg hat sich voll und ganz auf die Einschätzung der Mitarbeiterin des Rauhen Hauses verlassen, obwohl er genau wusste, dass er sich selbst ein Bild von der Situation von Lara und Jessica hätte machen müssen. Er hat die beiden nie zu Gesicht bekommen, und selbst als die Schwester von Jessica auf der Kinderschutz-Hotline anrief, machte er sich kein eigenes Bild. Er führte zwei Telefonate - mit der Großmutter von Lara und dem Rauhen Haus - und hakte den Fall ab.

Mutter Jessica verschloss sich der Hilfe: Sie lehnte eine Familien-Hebamme ab, sie wollte auch in keine Mutter-Kind-Einrichtung und reagiert äußerst allergisch auf alle Kontrollversuche, die ihre Fähigkeiten als Mutter infrage stellten. Sie versäumte aus Angst eine U-Untersuchung.

Konsequenzen für die Mitarbeiter: Die Kollegin des Rauhen Hauses ist vom Dienst freigestellt. Gegen sie ermittelt die Staatsanwaltschaft. Über ihre Zukunft will das Rauhe Haus erst danach entscheiden. Der Sozialpädagoge des Jugendamtes hat laut Bezirksamtsleiter Markus Schreiber aufgrund der speziellen Überlastungslage im ASD (s. u.) nicht mit Konsequenzen zu rechnen.

Trotz Überlastung half Sozialbehörde nicht: Die zehn Mitarbeiter des ASD in Wilhelmsburg waren total überlastet und hatten das auch der Sozialbehörde mitgeteilt. Schnelle Hilfe gab es nicht. Bezirksamtsleiter Markus Schreiber betont, dass der Kollege dachte, alles laufe gut. Gleichzeitig hatte er etliche Fälle, in denen "es brannte". Daher habe er die mit Priorität behandelt. Mittlerweile wurden dem ASD fünf neue Mitarbeiter zugewiesen. Allerdings zieht sich die Besetzung der Stellen hin. Vier sind noch offen, weil die Besoldung mit 2100 Euro abschreckt. Schreiber: "Der ASD ist nur bedingt handlungsfähig."

Der Sozialsenator: Diet-rich Wersich übernahm einen Teil der Verantwortung. Die SPD kritisiert: Wenn er Verantwortung übernehmen würde, statt sie an einen Mitarbeiter abzuschieben, dann müsste er zurücktreten.

(MOPO vom 18.04.2009 / SEITE 10-11)
http://www.mopo.de/2009/20090418/hamburg/panorama/das_grosse_versagen_im_fall_lara.html
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Gast
New PostErstellt: 18.04.09, 10:15  Betreff: Re: Jugendamt Hamburg: Baby Lara  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Der Tod der kleinen Lara
Fall Lara: Armutszeugnis für die Behörden

Von Hinnerk Blombach

Noch steht nicht fest, was genau zum Tod der kleinen Lara aus Wilhelmsburg geführt hat. Fakt ist aber, dass das Baby stark unterernährt war, dass sich dieser Zustand über einen längeren Zeitraum entwickelt haben muss und, vor allem, dass er erkennbar war - sowohl für die Angehörigen als auch für die Betreuer.

Warum niemand aufgeschrien hat, warum nicht die erforderlichen Schritte eingeleitet wurden, geht aus dem von Sozialsenator Dietrich Wersich (CDU) vorgelegten "Expertenbericht" nur oberflächlich hervor. Denn er sucht und findet die Schuld bei den Mitarbeitern von Jugendamt und der Stiftung Rauhes Haus, denen er einen "routinemäßigen" und "unkritischen" Umgang mit dem Fall attestiert.
Mehr zum Artikel

* Kommentieren: Hier ist der Platz für Ihre Meinung
* Prozess: Dreijähriger mit Schlägen misshandelt
* Stadt verzichtet auf Kinderschutzbericht
* Das große Versagen im Fall Lara
* Der Tod der kleinen Lara - Bericht wirft Jugendamt Fehler vor

Menschliches Versagen Einzelner am Ende einer langen Hierarchie als ausschließlicher Grund für die Tragödie also? Das wäre viel zu einfach. Denn natürlich muss man die Sozialbehörde und die zuständigen Bezirksamtsleitungen fragen, warum vier Jahre nach dem elenden Hungertod von Jessica aus Jenfeld die Kontrollen versagt haben, warum bei dem Wechsel der Zuständigkeiten von Bezirksamt zu Bezirksamt eklatant wichtige Informationen auf der Strecke geblieben sind, warum das offensichtlich gefährdete Baby Lara zur "Routine" werden konnte.

Antworten auf diese Fragen bleibt der Senator schuldig. Wo aber die Schwachpunkte liegen, lässt sich aus den geforderten Konsequenzen lesen. Denn wenn über eine "Erweiterung der Entgeltvereinbarung" nachgedacht wird, wenn die "Fachaufsicht optimiert" werden soll, dann heißt das nichts anderes als: Hier gibt es auch Jahre nach "Jessica" noch Unzulänglichkeiten - manifestiert auch durch Personalnot aufgrund von Überlastung und schlechter Bezahlung. Und das wiederum bedeutet nichts anderes als: Hier liegt die Verantwortung der Behörden. Und zwar an der Spitze der langen Hierarchie.

erschienen am 18. April 2009
http://www.abendblatt.de/daten/2009/04/18/1126436.html
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Gast
New PostErstellt: 22.04.09, 08:48  Betreff: Re: Jugendamt Hamburg: Baby Lara  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Protestschreiben an Senator Wersich
Fall Lara: Mitarbeiter des Sozialdienstes enttäuscht
Die Betreuer sehen sich durch das Gutachten der Sozialbehörde als Schuldige diffamiert: "Wütend und enttäuscht."

Von Rebecca Kresse
Angelika Kempfert (l.) nimmt den Brief der ASD-Mitarbeiter entgegen.

Angelika Kempfert (l.) nimmt den Brief der ASD-Mitarbeiter entgegen. Foto: Michael Arning

Im Fall der mit nur neun Monaten gestorbenen Lara aus Wilhelmsburg läuft alles auf zwei Fragen hinaus: Sind die betreuenden Mitarbeiter vom Rauhem Haus und vom Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) Wilhelmsburg der "Routinefalle" zum Opfer gefallen und haben deshalb Fehler in der Betreuung der Familie und des Babys gemacht? So sieht es die Sozialbehörde. Oder konnten die ASD-Mitarbeiter ihre Aufgaben deshalb nicht hundertprozentig erfüllen, weil der ASD-Wilhelmsburg zum Zeitpunkt der Betreuung zu wenig Personal zur Verfügung hatte und die vorhandenen Mitarbeiter deshalb überlastet waren? So sehen es der Bezirk Mitte, die ASD-Mitarbeiter und die Opposition.

Bei der Sitzung des Familienausschusses der Bürgerschaft, der sich gestern erneut mit dem Fall Lara beschäftigte, bekräftigte Sozialsenator Dietrich Wersich (CDU) seine Sicht der Dinge, die sich auf den Expertenbericht seines Hauses stützt. Danach sei die "Hilfeplanung nicht ausreichend auf die Situation der Familie eingegangen". Erfahrung und Routine hätten zu Fehlern geführt.
Mehr zum Artikel

* ASD-Mitarbeiter: Protest-Brief an Sozialbehörde
* Fall Lara: Armutszeugnis für die Behörden
* Der Tod der kleinen Lara - Bericht wirft Jugendamt Fehler vor
* Fall Lara: Betreuerin wusste von Essstörung

Gegen diese Darstellung der Ereignisse hatten sich schon am Morgen die Mitarbeiter des ASD-Wilhelmsburg gewehrt und mit einem offenen Brief an Sozialsenator Wersich gegen das Expertengutachten der Sozialbehörde protestiert. Stellvertretend für den Senator nahm Staatsrätin Angelika Kempfert den Brief gestern im Rathaus entgegen. In dem Brief, der dem Abendblatt vorliegt, heißt es wörtlich: "Mit Wut und Enttäuschung haben wir die Pressekonferenz am Freitag, 17. April, und ihren Expertenbericht zum Fall Lara R. zur Kenntnis genommen." Besonders die Vorwürfe einer "nicht ausreichenden Dokumentation, telefonische Abklärung statt einer Inaugenscheinnahme des Kindes sowie eine angeblich nicht erfolgte kollegiale Beratung erfüllen uns mit Unverständnis und Wut", heißt es weiter.

Das Gutachten, das nach dem Tod der unterernährten Lara aus Wilhelmsburg die Umstände des Todes klären und die Arbeitsabläufe der betreuenden Mitarbeiter von Jugendamt und Rauhem Haus klären sollte, kam zu dem Ergebnis, dass vor allem der zuständige Mitarbeiter des ASD-Wilhelmsburg und die Betreuerin des Rauhen Hauses Fehler gemacht hätten. Der Behörde seien hingegen keine Versäumnisse vorzuwerfen, weil die vorliegenden gesetzlichen Regelungen ausreichend seien (wir berichteten).

Das wiesen die ASD-Mitarbeiter gestern deutlich zurück. Der zuständige Kollege habe "im Rahmen der personellen Ressourcen" gearbeitet, hieß es. Zurzeit betreue jeder Mitarbeiter des ASD-Wilhelmsburg rund 95 Fälle, sagte Astrid Diers, Sozialpädagogin und seit mehr als 20 Jahren beim ASD-Wilhelmsburg. So heißt es auch in dem offenen Brief an Senator Wersich: "Ihre Behörde und damit auch Sie waren seit Monaten über die katastrophale Arbeitssituation informiert." In einem an Wersich formulierten Schreiben vom September 2008 hatten die Mitarbeiter darauf hingewiesen, dass "die Akten nicht mehr in dem Maße geführt werden können, wie es erforderlich ist. Planung und Begleitung von Hilfeverläufen nicht mehr zu bewältigen sind ... und die Abteilung nicht mehr handlungsfähig ist." Die Reaktion der Behörde darauf seien Arbeitsanweisungen wie "Hilfeplanung light" und "Prioritätensetzung" gewesen.
http://www.abendblatt.de/daten/2009/04/22/1131218.html

Protestschreiben an Senator Wersich
Fall Lara: Mitarbeiter des Sozialdienstes enttäuscht
Die Betreuer sehen sich durch das Gutachten der Sozialbehörde als Schuldige diffamiert: "Wütend und enttäuscht."

Senator Wersich bestätigte, von der Arbeitssituation im ASD-Wilhelmsburg im Rahmen der Überlastungsanzeige im September 2008 erfahren zu haben. Er kündigte während der Ausschusssitzung an, sich mit den Absendern des Briefes in Verbindung setzen zu wollen.

Die SPD-Bürgerschaftsfraktion hat im Zuge der Sitzung ihrerseits angekündigt, die Vorlage aller Akten im Fall Lara zu beantragen.

Unterdessen ist die genaue Todesursache des nachweislich unterernährten und dehydrierten Kindes noch immer unklar. Das gerichtsmedizinische Gutachten steht weiterhin aus. Die Staatsanwaltschaft rechnet damit, dass ein Zwischengutachten frühestens in zwei Wochen vorliegt. Das endgültige Gutachten der Mediziner werde mindestens zwei weitere Wochen auf sich warten lassen.

erschienen am 22. April 2009
http://www.abendblatt.de/daten/2009/04/22/1131218.html?s=2
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New PostErstellt: 27.04.09, 09:51  Betreff: Re: Jugendamt Hamburg: Baby Lara  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Baby Lara: Jugendamt wusste schon viel früher Bescheid

Neue Details zum Tod von Baby Lara lassen die Schuldfrage in einem anderen Licht erscheinen. Schon Anfang Dezember hat das Jugendamt im Bezirk Mitte von der Unterernährung des Babys erfahren - ohne dies hinreichend zu überprüfen. Das geht aus der Antwort des Bezirksamtes auf eine Große Anfrage der CDU-Fraktion hervor. Danach wurde am 5. Dezember "auf die Überforderung der Mutter hingewiesen, auf einen Gewichtsverlust Laras und auf eine Verschlechterung des Zustandes der Wohnung".

Das neun Monate alte Mädchen Lara war am 11. März tot gefunden worden. Es war stark unterernährt, ausgetrocknet und wog nur noch 4,8 Kilogramm - halb so viel wie normal. Mutter und Kind waren in der Betreuung des Bezirks Mitte, der den freien Träger Rauhes Haus damit beauftragt hatte.

"Bei der Meldung Gewichtsverlust hätten alle Alarmglocken schrillen müssen und sich der Mitarbeiter persönlich vor Ort informieren müssen", sagt Jasmin Eisenhut, Sprecherin der Sozialbehörde zum Bericht des Bezirksamtes.

Die Tante des Babys hatte das Jugendamt informiert. Dieses habe "am gleichen Tag" bei einem "Hausbesuch" niemanden angetroffen. "Daraufhin wurden zwei Telefonate geführt, eines mit der Großmutter des Kindes und eines mit dem Träger."

"Soweit hier erstmals eingeräumt wird, dass das Bezirksamt schon im vergangen Jahr Kenntnis von einer möglichen Mangel- wenn nicht gar Unterernährung hatte, muss Herr Schreiber sich fragen lassen, mit welchen Vorgaben er sein Amt leitet. Wegschauen bei ernsten Betreuungsfragen darf nicht passieren!" sagt Gunter Böttcher, Chef der CDU-Bezirksfraktion in Mitte. Die Meldung der Tante sei als Streit in der Familie "verbucht" worden, sagte Schreiber. "Die Betreuerin sagte uns, es gehe dem Kind gut."
reba

erschienen am 25. April 2009
http://www.abendblatt.de/daten/2009/04/25/1136123.html
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New PostErstellt: 22.05.09, 22:29  Betreff: Re: Jugendamt Hamburg: Baby Lara  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Baby Lara: Jugendamt wusste schon viel früher Bescheid
25. April 2009, 00:00 Uhr

Neue Details zum Tod von Baby Lara lassen die Schuldfrage in einem anderen Licht erscheinen. Schon Anfang Dezember hat das Jugendamt im Bezirk Mitte...

Neue Details zum Tod von Baby Lara lassen die Schuldfrage in einem anderen Licht erscheinen. Schon Anfang Dezember hat das Jugendamt im Bezirk Mitte von der Unterernährung des Babys erfahren - ohne dies hinreichend zu überprüfen. Das geht aus der Antwort des Bezirksamtes auf eine Große Anfrage der CDU-Fraktion hervor. Danach wurde am 5. Dezember "auf die Überforderung der Mutter hingewiesen, auf einen Gewichtsverlust Laras und auf eine Verschlechterung des Zustandes der Wohnung".

Das neun Monate alte Mädchen Lara war am 11. März tot gefunden worden. Es war stark unterernährt, ausgetrocknet und wog nur noch 4,8 Kilogramm - halb so viel wie normal. Mutter und Kind waren in der Betreuung des Bezirks Mitte, der den freien Träger Rauhes Haus damit beauftragt hatte.

"Bei der Meldung Gewichtsverlust hätten alle Alarmglocken schrillen müssen und sich der Mitarbeiter persönlich vor Ort informieren müssen", sagt Jasmin Eisenhut, Sprecherin der Sozialbehörde zum Bericht des Bezirksamtes.

Die Tante des Babys hatte das Jugendamt informiert. Dieses habe "am gleichen Tag" bei einem "Hausbesuch" niemanden angetroffen. "Daraufhin wurden zwei Telefonate geführt, eines mit der Großmutter des Kindes und eines mit dem Träger."

"Soweit hier erstmals eingeräumt wird, dass das Bezirksamt schon im vergangen Jahr Kenntnis von einer möglichen Mangel- wenn nicht gar Unterernährung hatte, muss Herr Schreiber sich fragen lassen, mit welchen Vorgaben er sein Amt leitet. Wegschauen bei ernsten Betreuungsfragen darf nicht passieren!" sagt Gunter Böttcher, Chef der CDU-Bezirksfraktion in Mitte. Die Meldung der Tante sei als Streit in der Familie "verbucht" worden, sagte Schreiber. "Die Betreuerin sagte uns, es gehe dem Kind gut."reba
http://www.abendblatt.de/hamburg/article993829/Baby-Lara-Jugendamt-wusste-schon-viel-frueher-Bescheid.html
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New PostErstellt: 27.02.10, 20:30  Betreff: Re: Jugendamt Hamburg: Baby Lara  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

* 26.02.2010


Streit um Verantwortung
Eine fragwürdige Einschätzung

Auch ein Jahr später ist der Tod eines Hamburger Babys nicht aufgeklärt. Der zuständige Bezirk und die Sozialbehörde streiten um einen Bericht - und darum, ob das zuständige Jugendamt Fehler gemacht hat. VON Kaija Kutter

Kerzen und Kuscheltiere lagen am Tag nach Laras Tod vor ihrem Wohnblock. Foto: dpa

Beinahe ein Jahr ist es her: Am 11. März 2009 starb in Hamburg-Wilhelmsburg die neun Monate alte Lara. Das Baby wog nur noch 4,8 Kilo und war zuvor seit Wochen nicht mehr beim Arzt gewesen, obwohl eine städtische Familienhelferin Laras bei der Geburt noch minderjährige Mutter betreute. Der Fall war nicht unentdeckt: Hier starb ein Kind unter den Augen der Behörden.

Gegen Mutter und Betreuerin hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben. Zwischen dem Bezirk Hamburg-Mitte und der Aufsicht führenden Behörde für Soziales und Gesundheit (BSG) gibt es bis heute Streit: um die Frage der politischen Verantwortung und darum, ob das Jugendamt - in Hamburg Amt für soziale Dienste (ASD) genannt - richtig handelte. Der taz liegen Teile eines unveröffentlichtem Behördenberichts vor, in dem von einem "grundlegenden Dissens in der Bewertung jugendamtlichen Handelns" die Rede ist.
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Die junge Mutter wurde bereits vor der Geburt vom benachbarten ASD Süderelbe betreut: Eine Mitarbeiterin erstellte eine Problemanalyse und einen Hilfeplan, der das auch das Wohl des ungeborenen Kindes im Blick hatte. Betreut wurden Mutter und Kind dann zehn "Fachleistungsstunden" pro Woche.

Entsprechend des späteren Wohnorts wechselte die Zuständigkeit dann zum ASD im Stadtteil Wilhelmsburg. Hier änderte ein ASD-Mitarbeiter - nach einem Gespräch mit Mutter und Betreuerin - im September 2008 den Hilfeplan: Das Hilfeziel "Kontrolle über das Kindeswohl" kam nun nicht mehr vor, die Betreuung wurde halbiert.

Bereits kurz nach Laras tragischem Tod, im April 2009, ließ Hamburgs Sozialsenator Dietrich Wersich (CDU) von seiner Behörde einen "Expertenbericht" erstellen. Er kommt zu dem Schluss, dass im Wegfallen der Kindeswohlkontrolle ein zentraler Fehler passiert sei: Der zuständige Mitarbeiter habe sich zu sehr auf die Angaben der Betreuerin verlassen habe. Auch ist die Rede davon, dass die Personalsituation beim Wilhelmsburger ASD zwar angespannt, eine "ordentliche Arbeit" aber noch möglich gewesen sei.

Das sieht der Bezirk Hamburg-Mitte, zu dem auch Wilhelmsburg gehört, anders: Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) widersprach bereits auf jener Pressekonferenz, auf der Wersich den genannten Bericht vorstellte.

Die ASD-Mitarbeiter hatten schon im Herbst 2008 eine "kollektive Überlastungsanzeige" gestellt. Daraufhin habe die Sozialbehörde angewiesen, man solle sich "noch um die wirklich wichtigen Fälle" kümmern, sagt Schreibers Sprecher Lars Schmidt. Im Sommer 2009 lud Schreiber dann den Senator zum Gespräch nach Wilhelmsburg ein. Er verlangte, dass die Überlastungsanzeige und überhaupt die Bezirkssicht der Dinge in einen überarbeiteten Bericht zum Fall Lara einfließt. Der liegt vor - "es fehlt nur noch die Unterschrift des Senators", sagt Schmidt.

Senator Wersich aber sieht sich aus einem anderen Grund nicht in der Lage, das Dokument abzusegnen: Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen den ASD-Mitarbeiter eingestellt. Daraus leitet der Bezirk ab, der ASD habe korrekt gearbeitet und sei seinen "Verpflichtungen in der Fallbearbeitung nachgekommen".

Das wollen Behörde und Senator nicht akzeptieren: "Einer minderjährigen Mutter, die eine solchermaßen dokumentierte problematische Vorgeschichte (auch mit den eigenen Eltern) hat, muss nach der Geburt ihres eigenen Kindes weiterhin die verstärkte Aufmerksamkeit und Unterstützung des Jugendamtes zur Sicherung des Kindeswohls gelten", schreibt die BSG. Zudem beweise die Einstellung eines Strafverfahrens eben nicht, dass der Fall ordungsgemäß bearbeitet worden sei. Die Fehleinschätzung des ASD Wilhelmsburg müsse "problematisiert" werden.

Im Bezirksamt Mitte findet man die Weigerung des Senators, dem Bericht zuzustimmen, "extrem erstaunlich und ärgerlich": "Natürlich ist etwas falsch gelaufen, wenn ein Kind stirbt", sagt Sprecher Schmidt. Dies sei aber "eindeutig der Überlastung geschuldet". Der ASD-Mitarbeiter, gegen den nun nicht mehr ermittelt werde, habe das Kind damals zwar auch selbst gesehen, sich aber auf die externe Betreuerin verlassen müssen. "Aus der Situation heraus", sagt Schmidt, "war die Entscheidung nicht falsch."
http://www.taz.de/1/nord/artikel/1/eine-fragwuerdige-einschaetzung/
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Gast
New PostErstellt: 23.03.10, 07:42  Betreff: Re: Jugendamt Hamburg: Baby Lara  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

22.03.2010

Totes Baby
Lara-Mias Eltern müssen vor Gericht

Die neun Monate alte Lara-Mia starb im vergangenen Jahr völlig unterernährt. Ihre Mutter und deren Freund müssen sich ab Juni vor Gericht verantworten - unter anderem wegen Misshandlung Schutzbefohlener und gefährlicher Körperverletzung.

Hamburg - Mehr als ein Jahr nach dem Tod der neun Monate alten Lara-Mia in Hamburg soll im Juni der Prozess gegen die Mutter des Kindes und deren Lebensgefährten beginnen. Das Landgericht Hamburg habe das Hauptverfahren eröffnet, teilte ein Gerichtssprecher am Montag mit. Die beiden Beschuldigten müssen sich demnach wegen versuchten Totschlags durch Unterlassen, Misshandlung von Schutzbefohlenen, gefährlicher Körperverletzung durch Unterlassen sowie Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht verantworten.

In der Anklageschrift wird der Mutter und ihrem Lebensgefährten vorgeworfen, die im Mai 2008 geborene Lara-Mia ab Oktober 2008 nicht mehr ausreichend mit Nahrung versorgt zu haben. Obwohl das Kind spätestens ab Februar 2009 für sie erkennbar lebensbedrohlich unterernährt gewesen sei, hätten die Angeklagten keine Maßnahmen zur Abwendung der Lebensgefahr ergriffen und insbesondere keine ärztliche Hilfe hinzugezogen, hieß es weiter. Hierbei hätten sie billigend in Kauf genommen, dass das Kind an den Folgen der Unterernährung sterben könnte.

Lara-Mia war am 11. März 2009 tot von Rettungskräften in einer Wohnung im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg im Beisein der Mutter und ihres Lebensgefährten gefunden worden. Die Obduktion hatte eine deutliche Unterernährung des Mädchens ergeben, das nur noch 4,8 Kilogramm wog, halb soviel wie in dem Alter üblich. Die Ursache für den Tod des Kindes konnte bislang nicht eindeutig geklärt werden. Doch die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Eltern dem Kind nicht genug zu essen und zu trinken gegeben haben.

Selbst Nachbarn und Verwandte hätten die Eltern auf den Zustand des Babys angesprochen, hieß es. Dem Hamburger Oberstaatsanwalt Bernd Mauruschat zufolge hat die Mutter in ihren Aussagen die schlechte Versorgung des Kindes eingeräumt. Zum Arzt sei sie mit dem Baby nicht gegangen, weil sie Angst vor dem Jugendamt gehabt habe.

Nach dem Prozessauftakt am 10. Juni sind den Angaben zufolge neun Fortsetzungstermine bis Mitte Juli angesetzt.

wit/ddp/apn
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,685119,00.html#ref=rss
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