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Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen
Staatsterror durch staatliche Eingriffe in das Familienleben
Verletzung von Menschenrechten, Kinderrechten, Bürgerrechten durch Entscheiden und Handeln staatlicher Behörden im familienrechtlichen Bereich, in der Kinder- und Jugendhilfe, in der Familienhilfe unter anderem mit den Spezialgebieten Jugendamtsversagen und Jugendamtsterror
Fokus auf die innerdeutsche Situation, sowie auf Erfahrungen und Beobachtungen in Fällen internationaler Kindesentführung und grenzüberschreitender Sorgerechts- und Umgangsrechtskonflikten
Fokus auf andere Länder, andere Sitten, andere Situtationen
Fokus auf internationale Vergleiche bei Kompetenzen und Funktionalitäten von juristischen, sozialen und administrativen Behörden

"Spurensuche nach Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen"
ist ein in assoziiertes Projekt zur
angewandten Feldforschung mit teilnehmender Beobachtung
"Systemkritik: Deutsche Justizverbrechen"
http://www.systemkritik.de/

 
Jugendamt Frankfurt/Oder: Fall Kevin und Tobias

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Admin

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Beiträge: 103

New PostErstellt: 18.03.07, 03:20  Betreff: Jugendamt Frankfurt/Oder: Fall Kevin und Tobias  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

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10. Februar 2000

. . . UND ALLE HÖRTEN IHRE SCHREIE;
Daniela J. schloss an einem Freitag die Wohnungstür hinter sich und ließ ihre Söhne Kevin und Tobias, drei und zwei Jahre alt, allein zurück. 14 Tage und Nächte lang blieb sie fort. Die Kinder verdursteten qualvoll. Auf den Zuschauerbänken am Landgericht Frankfurt/Oder drängeln sich jetzt die Nachbarn. Sie haben die Tragödie kommen sehen - und nichts dagegen getan. Verurteilt wird nur die Mutter

RUBRIK: GERICHTSREPORTAGE; S. 64 Nr. 7

LÄNGE: 2473 words

Dies ist die Geschichte zweier Tragödien. Eine so unfassbar grausam wie die andere. Die erste Tragödie wird derzeit in Frankfurt/Oder vor dem Landgericht verhandelt. Es ist die von Kevin und Tobias, zwei kleinen Jungen, die irgendwann im Juni vergangenen Jahres gestorben sind. Und auch die ihrer Mutter Daniela J., einer vierfachen Mutter, die keine Kinder mehr hat. Ihre fünfjährige Tochter Katharina lebt bei Danielas Eltern. Kevin ist nur drei, Tobias zwei Jahre alt geworden. Das jüngste Kind hat die Mutter wenige Stunden nach der Geburt zur Adoption freigegeben. Es lebt jetzt irgendwo, wo es hoffentlich nie erfährt, was mit seinen Brüdern geschah.

QUALVOLL sind Kevin und Tobias ums Leben gekommen, noch bevor sie eine Chance hatten, mit dem Leben überhaupt anzufangen. Die kurze Zeit, die sie hatten auf dieser Welt, war voller Entbehrungen. Und trotzdem wollten sie unbedingt leben, waren hungrig, widerstandsfähig, lebhaft und haben gekämpft bis zum Schluss um ihr kleines Dasein, das niemanden wirklich interessierte. Erst als sie tot waren, erst als ihre kleinen, schon angefaulten Körper aus dem Haus getragen wurden, nahm man Notiz von ihnen. Ihre Mutter weinte um sie, Nachbarn legten Plüschtiere vor die Tür und schrieben Briefe an sie, und das Jugendamt prüfte, ob man sich etwas vorzuwerfen habe. Die Stadt, das ganze Land war geschockt. Daniela J., die 24-jährige Mutter der beiden kleinen Jungen, hatte an einem heißen Freitag des vergangenen Jahres ihre Wohnung in der Thomasiusstraße 25 in Frankfurt/Oder verlassen - ihre beiden kleinen Söhne ließ sie allein zurück.

Daniela J. ging zu ihrem neuen Freund ein paar Straßen weiter. Am Montag darauf kehrte sie noch einmal zurück. Vor ihrer Wohnung stellte sie fest, so sagt sie vor Gericht, dass sie ihren Schlüssel vergessen hatte. Hinter der Wohnungstür müssen Kevin und Tobias zu dieser Zeit noch gelebt haben. Aber die Mutter sah nicht nach ihren Söhnen. Sie brach die Tür nicht auf, sie suchte nicht nach ihren Eltern, die im Haus nebenan wohnen und ebenfalls einen Schlüssel haben. Sie drehte um und ging zurück zu ihrem Freund.

14 TAGE BLIEB SIE dort. 14 lange, heiße Tage, in denen nichts sie zu bedrücken schien. Kleider hatte sie keine dabei. "Sie trug eine Jogginghose von mir", sagt der Freund. Erst nach einem Streit mit ihm ging Daniela J. zurück - in die Wohnung der Eltern. Aß dort, schlief, sah fern. Erst als am nächsten Morgen die Mutter sie nach den Kindern fragte, brach sie in Tränen aus. Als dämmere ihr erst jetzt, dass etwas Furchtbares geschehen war. Nachdem Mutter und Tochter die Tür gewaltsam geöffnet hatten, rief Daniela: "Kevin! Tobias!" Als ob ihre Kinder nach 14 Tagen ohne Nahrung und Flüssigkeit noch hätten antworten können.

Die Polizei fand die Jungen im chaotischen Schlafzimmer, voll mit schmutzigen Windeln, Kleidung, Spielzeug, abgerissenen Tapeten und Tetrapacks Orangensaft mit Nagespuren. Kevin, der Dreijährige, lag zusammengekrümmt neben dem Bett, Tobias, der Zweijährige, zwischen Bett und Wand unter einem Heizungsrohr, begraben von einem Berg aus Müll.

Niemand weiß, was in Daniela vorging. Ob sie darauf vertraute, dass die Mutter, wie stets, wenn sie frei sein wollte von den ihr lästigen Plagegeistern, sich um die Söhne kümmern würde. Ob sie die Kinder einfach vergaß. Oder ob sie wollte, dass sie sterben, und - unfähig, sie umzubringen - sie einfach verenden ließ. Eine mühsame Suche nach Wahrheit. Einer Wahrheit, die nichts mehr ändern kann. Diese junge Frau habe eine nicht normale Entwicklung genommen, sagt Ulrich Niedermeyer, Leiter der Klinik für Psychiatrie in Frankfurt/Oder: "Man muss in solchen Fällen auch auf die Mutter und die Großmutter der Tatmutter schauen. Meistens hat diese selbst in ihrer Kindheit nur destruktive und nicht verlässliche Beziehungen erlebt." So wird der Prozess gegen Daniela J. auch eine Reise in die Vergangenheit, eine Reise in die Abgründe von Gleichgültigkeit, Dummheit, Überforderung und Angst.

DANIELA WURDE in Frankfurt/Oder geboren. In der Schule hielt sie gerade so mit, sie war nur faul, aber nicht dumm, glaubt der Vater, ein Kohlenfahrer. Danielas Intelligenz ist äußerst schwach, sagt der Gutachter. Mit den beiden Brüdern verstand sie sich gut, sagt der Vater. Mit den Brüdern verstand sie sich schlecht, sagt die Mutter. Die Brüder wurden immer bevorzugt, sagt Daniela. In der Pubertät begann sie zu zicken, sagt der Vater, bis dahin lief alles normal. Die Normalität war vorbei, als der Vater sie mit acht Jahren vergewaltigte, sagt Daniela.

Daniela blieb in zehn Schuljahren dreimal sitzen. Ab dem zwölften Lebensjahr schwänzte sie häufig. Sprach man sie darauf an, bockte sie, sagt die Mutter. Gab es Streit, lief sie fort. Einmal war sie während ihrer Flucht in eine Drückerkolonne geraten, die sie sexuell und körperlich misshandelte. Als der Vater Anzeige erstatten wollte, machte sie nicht mit. Aus Angst, sagt sie.

Nach der Schule besuchte das auffallend hübsche blonde Mädchen einen Förderlehrgang. Sie wurde schwanger, gab es erst zu, als es sich nicht mehr verbergen ließ. Der Vater des Kindes war ein Nachbarsjunge. Katharina, heute fünf, wurde gesund geboren. Daniela blieb mit dem Säugling in der Dreizimmerwohnung der Eltern, in der auch noch ihre Brüder lebten. Sie begann eine Ausbildung zur Floristin, die kleine Katharina wurde in die Krippe gebracht und danach von Danielas Mutter versorgt. Nur kurze Zeit später gab Daniela die Ausbildung auf. Sie wollte mehr Zeit für ihr Kind haben, war die Begründung. Es sei ihr alles zu viel. Auch die nächste Schwangerschaft verbarg sie, solange es ging. Einen festen Freund hatte sie nicht. Den Namen des Kindsvaters verriet sie nicht. Nach Kevins Geburt blieb sie weiter bei den Eltern. Erst als ein Jahr später Tobias geboren wurde, bezog sie eine eigene Wohnung im Nachbarhaus. "Die Schwangerschaften hat sie immer erst zugegeben, wenn es zu spät war für eine Abtreibung", sagt ihr Vater vorwurfsvoll. Die Väter der Kinder wissen nicht, dass ihre Söhne tot sind. Sie wissen nicht einmal, dass sie Söhne hatten.

Daniela lebte von Sozialhilfe und den Unterhaltsvorschüssen für die Kinder. Anfangs kam sie zurecht. Dann immer weniger. Danielas Mutter sah fast täglich nach den Kleinen. Sie kümmerte sich ums Essen, putzte, wusch die Kinder, holte sie zu sich, wenn Daniela sie wieder einmal allein gelassen hatte, um auszugehen oder ihre erheblich jüngeren Freunde zu treffen. Oft machte sie der Tochter Vorwürfe. Manchmal wurden die Auseinandersetzungen handgreiflich.

DIE WOHNUNG VERDRECKTE. Die Kinder verdreckten, blieben in ihrer Entwicklung zurück, lernten kaum sprechen, sangen nicht, kannten keine Lieder, keine Geschichten. Ihre Mutter bot an, sie ganz zu sich zu nehmen. Daniela lehnte ab.

Sie wollte die Kinder und wollte sie auch wieder nicht. Sie wollte sie, weil sie nichts anderes hatte, und sie wollte sie nicht, weil sie Liebe und Fürsorge von ihr forderten, die zu geben sie nicht bereit und nicht imstande war. Und wieder wurde sie schwanger. Noch im Krankenhaus gab sie ihr viertes Kind zur Adoption frei. Vater unbekannt.

Nach ihrem Umzug in die eigene Wohnung hatte es Daniela J. nicht geschafft, sich umzumelden. Sie reagierte nicht auf die Briefe vom Sozialamt, das fehlende Unterlagen anmahnte. Nicht auf die Stromrechnung. Nicht auf Mietforderungen. Das Sozialamt drohte mit Kürzung. Daniela reagierte nicht. Das Sozialamt kürzte. Daniela unternahm nichts. Das Sozialamt drohte mit Streichung der Sozialhilfe. Keine Reaktion. Das Sozialamt stellte die Zahlungen ein.

Niemand fragte sich, wovon die junge Frau mit ihren kleinen Kindern jetzt lebte. Daniela nahm einen Kredit auf. Bestellte Möbel per Katalog. Der Strom wurde abgestellt. Daniela ließ es geschehen. Sie schrieb einen Brief an ihre Mutter. "Ich kann nicht mehr", stand darin in ungelenker Kinderschrift. "Kümmere du dich um die Kinder." Das war Ende Mai. Alles steuerte auf die Katastrophe zu. Dann gab es diesen Streit mit der Mutter. Sie solle sich endlich selber um ihre Kinder kümmern, schimpfte die Ältere. Nicht immer alles auf ihr abladen, die schließlich noch arbeiten ging und die fünfjährige Katharina schon ganz bei sich aufgenommen hatte. Daniela tat, was sie in solchen Fällen immer tat: Sie rannte weg. Lief fort aus der Wohnung, weg von den Konflikten, den Problemen, den Pflichten, dem Streit.

DIE ERSTE TRAGÖDIE nahm ihren Lauf. Doch sie wäre noch zu stoppen gewesen - gäbe es nicht eine weitere. Hier geht es nicht um das, was geschah, sondern um das, was nicht geschah. Denn die Kinder starben nicht in einer Wüste, nicht in einem Kellerverlies, nicht in einem abgeschiedenen Bergtal. Sie starben nicht, weil niemand ihre Schreie hörte und ihr verzweifeltes Trommeln gegen die Heizung. Nicht, weil niemand ihre kleinen Hände am Fenster kratzen sah. Sie starben, obwohl so viele sie sehen konnten und so viele ihre Schreie hörten.

Nehmen wir einen von ihnen: Matthias R., 42 Jahre alt, arbeitsloser Tontechniker, Vater von demnächst vier Kindern. Er wohnte mit seiner Familie genau über den Räumen, in denen die Kinder lebten und schrien und schließlich starben. Vor Gericht gibt er lallend den Ehrenmann. Ich hätte, ich wäre, ich wollte. Wenn ich gewusst hätte. Ein Held im Konjunktiv. Er hätte wissen können. Aber das Jugendamt hat er nur gerufen, wenn es stank, und nur, wenn er betrunken war. So betrunken wie an diesem Tag vor Gericht, wo er seiner Empörung Luft macht und die Angeklagte als Nutte und Schlampe beschimpft. Und deren Anwältin gleich mit, weil sie so eine verteidigt. Die Zuhörer applaudieren.

Verteidigerin Kerstin Boltz hat es nicht leicht in diesen Tagen. Das Publikum ist gegen sie. Es besteht fast ausschließlich aus den Nachbarn in der Thomasiusstraße. Aus all denen, die es immer schon gewusst haben wollen. Erstaunlich, dass Anwältin Boltz die Fassung behält. Kühl stellt sie ihre Fragen. Nur wenn sich die Stimme überschlägt, spürt man, wie nahe der dunkelhaarigen Pflichtverteidigerin der Fall geht.

Die Zuhörer murren. "In Amerika hätte man die an die Wand gestellt", ruft jemand in den Saal. "Gleich am nächsten Baum aufhängen", ein anderer. Sie stehen dort und warten vor der Tür, weil alle Plätze belegt sind. Sie wollen dabei gewesen sein. Wie damals, nachdem die toten kleinen Körper gefunden wurden und die Agenturen die Schreckensmeldung in ganz Deutschland verbreiteten. Als die Reporter in die Thomasiusstraße kamen, traten die Nachbarn vor die Kameras und berichteten.

WIE SCHMUTZIG DIE KINDER immer waren, wie verlassen. Dass die Mutter sie früh um sieben in der Sandkiste absetzte und erst abends wiederholte. Dass die Kinder mit Schuhen schlafen mussten, um Essen bettelten, immer noch Windeln trugen, die fast nie gewechselt wurden. Und erst die letzten zwei Wochen: Ganz furchtbar sei das gewesen, Tag und Nacht geschrien und geweint hätten die Kinder, nicht zum Aushalten sei das gewesen. Und dann, erinnerte sich eine Nachbarin mit Schaudern, habe es noch einmal so einen qualvollen schrillen Schrei gegeben, anders als sonst. Danach war Ruhe.

Die Nachbarn legten Alben an mit den Zeitungsausschnitten und ihren Fotos und Zitaten, schnitten Videobänder von ihren TV-Auftritten. Manchmal seufzten sie, wenn noch ein Reporter kam, dass sie nervlich am Ende seien und vielleicht sogar wegziehen würden aus dem Haus der verdursteten Kinder. Und nicht wenige nahmen Geld für ihre Aussagen.

Das Jugendamt war einmal tatsächlich nach einem Anruf der Nachbarn da gewesen. Man hatte sich vor allem über den Gestank aus der Wohnung beschwert. Aber das war vor zwei Jahren. All die anderen angeblichen Anrufe der Nachbarn seien beim Jugendamt niemals angekommen. Sagt das Jugendamt. Die Beschwerde damals war registriert worden. Eine Familienhelferin erschien zu einem angemeldeten Besuch bei Daniela J. Da war alles blitzblank, die Kinder geschniegelt, nichts auszusetzen. Am Tisch saß auch Danielas Mutter, die versprach, der Tochter zu helfen. Alle anderen angebotenen Hilfen lehnten Daniela und ihre Mutter ab. "Mehr konnten wir nicht machen. Eine Gefahr für Leib und Leben war nicht ersichtlich", sagt Cornelia Scheplitz, die Leiterin des Jugendamtes. "Einen Antrag auf Eingriff in die Familie hätte uns jeder Richter vom Tisch gewedelt."

Keine Gefahr? Als Daniela ihr viertes Kind zur Adoption freigab, wurde sie von einer Mitarbeiterin des Jugendamtes besucht. Die wollte wissen, ob Daniela sich sicher sei. Sie fühle sich überfordert, sagte Daniela. "Dass sie Hilfe benötigte, leitete ich daraus nicht ab", gab die Mitarbeiterin des Jugendamtes zu Protokoll. Das war der letzte Kontakt, den das Jugendamt zu Daniela J. hatte - ein knappes Jahr vor Kevins und Tobias' Tod.

WARUM DIE MUTTER von Daniela in den 14 Tagen im Juni nicht nach ihren Enkeln sah, wie sie es sonst immer machte, bleibt unklar. Mehrfach sei sie drüben gewesen, sagt sie vor Gericht. Aber der Schlüssel habe irgendwie nicht mehr gepasst. Daniela habe den Schlüssel wohl von innen stecken lassen. Schreien habe sie die Kinder nicht gehört. Das neue Hörgerät habe sie damals doch noch nicht gehabt.

Vielleicht war auch ihr alles zu viel geworden. Der Job, die Kinder, das Putzen bei der Tochter und immer nur Ärger mit dem Mädchen. Vielleicht wollte sie endlich mal konsequent bleiben nach dem letzten schlimmen Streit. Soll sie doch sehen, wie sie klarkommt. Auch als sie 14 Tage nichts von den Kindern sah, wurde sie nicht stutzig. Brach nicht die Wohnung auf und suchte auch nicht ihre Tochter bei deren Freund, obwohl sie wusste, wo er wohnte.

Die Anklage gegen Daniela J. wurde inzwischen von Totschlag auf Mord erweitert. Die Aussage der Mutter, dass die Tochter den Schlüssel absichtlich von innen habe stecken lassen, machte diese Erweiterung nötig. Daniela nahm auch dies, gebeugt und regungslos, zur Kenntnis. Ob sie verstanden hat, was das bedeutet, bleibt unklar.

Ihr geht es im Gefängnis besser als je zuvor, heißt es. Sie hat eine warme Unterkunft und regelmäßiges Essen. Sie hat Arbeit in der Wäscherei, die ihr sogar Spaß macht. Sie hat Freundinnen gefunden. Und die Welt muss draußen bleiben, diese schwer durchschaubare Welt, deren Annehmlichkeiten sie zwar zu schätzen wusste, deren Anforderungen sie aber nicht gewachsen war.

Wenn nur dieses Grauen nicht wäre, das sie hin und wieder ahnen lässt, was sie getan hat.

ABGRÜNDE VON DUMMHEIT UND ANGST

ALLES STEUERTE AUF DIE KATASTROPHE ZU

STECKTE DER SCHLÜSSEL VON INNEN?

Bildunterschrift: ABSTUMPFENDE MONOTONIE Im Plattenbau-Viertel Neuberesinchen wohnte Daniela J. mit ihren Kindern / TÖDLICHE VERLASSENHEIT Kevin und Tobias wurden beerdigt, wie sie starben - nebeneinander / HILFLOSE TRÄNEN Daniela J. mit ihrer Anwältin am Grab der beiden Jungen / BEWUSST WEGGESEHEN? An jedem Verhandlungstag pilgern die Nachbarn ins Gericht / SPÄTE ANTEILNAHME Blumen und Plüschtiere legten Nachbarn vor die Wohnungstür /

Fotonachweis: FALKO SIEWERT

 



[editiert: 03.05.07, 20:26 von Admin]
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New PostErstellt: 10.04.07, 13:19  Betreff: Verdurstete Kinder: Nun wird auch im Jugendamt ermittelt  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Verdurstete Kinder: Nun wird auch im Jugendamt ermittelt
Behörde: "Wir konnten keine Hilfe erzwingen" / Nachbarn riefen angeblich im Amt an

FRANKFURT/ODER (kf). Nach dem tragischen Tod von zwei Kleinkindern in Frankfurt (Oder) hat die Staatsanwaltschaft im Zuge ihrer Ermittlungen nun auch Unterlagen aus dem zuständigen Jugendamt angefordert. Die städtische Behörde wies unterdessen Vorwürfe wegen mangelhafter Fürsorge zurück. Amtsleiterin Cornelia Scheplitz sagte am Dienstag, sie habe keine Informationen über die aktuelle Lage der Familie gehabt. Die beiden Jungen im Alter von zwei und drei Jahren, die von der Mutter zwei Wochen allein in der Wohnung gelassen wurden, waren am Sonnabend tot zu Hause entdeckt worden. Laut Staatsanwaltschaft verdursteten sie.

Hausnachbarn hatten angegeben, sie hätten wegen der vernachlässigten Kinder oft im Amt angerufen. 1997 habe es zum letzten Mal einen Hinweis aus der Nachbarschaft gegeben, sagte dagegen die Amtsleiterin. Ihm sei das Jugendamt nachgegangen. Man habe der Mutter Unterstützung angeboten, sie sei jedoch nicht darauf eingegangen. Beratungsangebote könnten nicht erzwungen werden. Dem Amt sei keine Handhabe zum Eingreifen geblieben. 1998 hatte das Amt nochmals Kontakte zur Kindesmutter. Es ging um die Freigabe des jüngsten der vier Kinder zur Adoption. Die Stadtverwaltung von Frankfurt (Oder) stellte sich gestern vor das Jugendamt und betonte, nach gründlicher Prüfung hätten sich keine Anhaltspunkte für Versäumnisse ergeben.

Die Mutter, eine 23jährige alleinerziehende Floristin, hatte den Kindern Lebensmittel hingestellt und war zu ihrem Freund gegangen. Die Frau sitzt inzwischen wegen Totschlags in zwei Fällen in Haft. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob der Tatvorwurf wegen Mordes, Grausamkeit und minderer Beweggründe erweitert werden kann. Es werde mit Hochdruck ermittelt, sagte Staatsanwalt Michael Neff am Dienstag auf Anfrage. Viele Zeugen würden befragt.

Gegen die untätig gebliebenen Nachbarn wird nach Angaben der Staatsanwaltschaft derzeit nicht wegen unterlassener Hilfeleistung ermittelt. Allein aus dem Schreien oder Wimmern hätten die Nachbarn nicht den zweifelsfreien Schluß ziehen können, daß sich die Kinder in Lebensgefahr befanden. Zu den Zeugenaussagen wollte sich die Staatsanwaltschaft am Dienstag "aus beweistaktischen Erwägungen" nicht äußern.

In den vergangenen Wochen waren bundesweit mehrere Kleinkinder in Obhut ums Leben gekommen. Im Fall der Kindestötung von Zernsdorf (Kreis Dahme-Spreewald) sind die rechtsmedizinischen Untersuchungen an der Leiche des kleinen Jungen noch nicht abgeschlossen. Deshalb will die Staatsanwaltschaft keine Stellungnahmen etwa zu möglichen Äußerungen der tatverdächtigen Mutter abgeben.Die 33jährige, soll das Baby am 12. Mai in einen Keller gebracht haben, wo es starb. Anschließend vergrub sie die Leiche im Wald.

http://www.tagesspiegel.de/brandenburg/archiv/29.06.1999/ak-br-9905.html

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