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Hallo Jenny,
ja, ich habe mein Kind spontan bekommen. Sehr spontan sogar (habe es nicht einmal ins Krankenhaus geschafft).
Ich schreibe dir hier meine Krankheitsgeschichte in aller Länge auf:
Meine Beckenringlockerung begann am Anfang der Schwangerschaft mit Schmerzen am linken ISG. Ich glaube, sie lösten die SS-Übelkeit ab, etwa im 3. Monat. So genau weiß ich gar nicht, wann sie kamen, denn ich habe es damals nicht Ernst genommen. Ich hatte da noch nie die Wörter ISG, Symphyse, Beckenring, … gehört. Mir tat mein Po links weh, und ich vermutete das sei der Ischias. Mit dem hatte ich vorher auch noch nie etwas zu tun gehabt, aber ich wusste, dass Schwangere damit leicht zu tun haben. Inzwischen glaube ich ja, dass viele „Ischiasbeschwerden“ bei Schwangeren eigentlich ISG-Schmerzen sind.
Meine FÄ in Berlin und eine befreundete Hebamme bestätigten mich in meinem Ischias-Glauben. Ebenso die Hebamme in Schweden, zu der ich wechselte. Obwohl ich bei allen mein Erstaunen darüber äußerte, dass die Schmerzen ganz lokal, ausschließlich am Po waren.
Irgendwann kamen Schmerzen am rechten ISG dazu. Als ich im 7. oder 8. Monat war, ging ich zu einem Geburtsvorbereitungskurs, wo u.a. die Beckenringlockerung vorgestellt wurde. „Das sind ja genau meine Symptome!“ stellte ich fest – und fragte beim nächsten Termin bei meiner Hebi nach, ob es nicht das sein könnte, was ich hätte. Sie nickte und gab mir eine Überweisung zur Krankengymnastin, wie das hier in Schweden bei Beckenringlockerung üblich ist. Von ihr bekam ich – etwa 5 Monate nach Auftreten der ersten Beschwerden – zwei verschiedene Stützgurte (einen breiten, der über den Bauch rüberging, und einen schmalen, mit dem man notfalls auch sitzen konnte). Sie gab mir auch Übungen, zeigte sie mir jedoch nur, ohne mich selbst machen zu lassen. Mehrere Monate lang dachte ich, die Übungen seien nur dazu da, die Beweglichkeit im Becken zu behalten, mit der ich keinerlei Probleme hatte (nicht gerade erstaunlich, bei der Überbeweglichkeit, die man aufgrund der Lockerung hat). Von Verschiebungen und Verkantungen hatte ich ja noch nie etwas gehört. Da die Übungen zum größten Teil weh taten, machte ich sie nicht. Dank der Krankengymnastin schonte ich mich jedoch besser und änderte in vielem mein Verhalten. Zum Beispiel hob ich meine Tochter nicht mehr auf den Wickeltisch, wie ich es vorher unter Schmerzen gemacht hatte, sondern ließ sie selbst klettern oder wickelte auf dem Bett. Mein Mann übernahm viele Aufgaben im Haushalt.
Im letzten SS-Monaten bekam ich Symphysenschmerzen. Während der Wehen spürte ich die Symphyse, nach der Geburt war der Spuk vorbei. Die Geburt war so leicht gewesen, mir ging es so prima – ich schonte mich nicht und überanstrengte mein Becken offensichtlich. Ich weiß nicht genau, wann die Schmerzen wiederkamen, in der 2. oder 3. Woche nach der Geburt. Je schwerer das Baby wurde, desto stärker wurden meine Schmerzen. 3 Monate nach der Geburt ließ ich mich krankschreiben, so dass mein Mann zu Hause sein konnte. Leider packte ich es nicht, aufs Arbeiten zu verzichten, und er meinte, endlich alles machen zu könne, wozu er sonst nicht kam, so dass die Krankschreibung nur mäßig nützte. Die Krankschreibung lief aus, mein Zustand verschlechterte sich wieder, schließlich ließ ich mich wieder krankschreiben. Dieses Mal verhielten wir uns klüger – ich lernte, mich zu schonen und mein Mann lernte, Haushalt und Kinder gleichzeitig zu versorgen. Besonders wertvoll war für mich auch, dass ich endlich Zeit hatte, alle Bewegungen bewusst aufzunehmen. So merkte ich, was gut, und was schlecht für mich war.
Ich wurde geröngt, und es wurde nichts festgestellt. Ich ging zu einem Chiropraktiker, der Spannungen in der Leiste löste. Ich ging jedoch nicht wieder zu ihm, da ich nach der Behandlung fürchterliche Schmerzen im ISG hatte, weil ich bei ihm auf dem Rücken liegen musste (obwohl ich geklagt hatte).
Mein Baby war etwa ein halbes Jahr alt, als ich eine Krankengymnastin fand (die 4., die ich konsultierte), die mir Übungen geben konnte, die halfen. Etwa gleichzeitig begann ich mit Akupunktur bei einem chinesischen Arzt. Zu dem Zeitpunkt war ich permanent krankgeschrieben, hatte ein Jahr lang nicht mehr auf dem Rücken geschlafen, war mindestens ein halbes Jahr nicht mehr weiter gelaufen als bis zum Innenhof, …. Ich trainierte seit dem 2x die Woche bei der Krankengymnastik und (fast) täglich zu Hause. Akupunktur bekam ich anfangs alle zwei Wochen, später einmal im Monat. Seitdem geht es mir immer besser.
Mein Baby war etwa 10 Monate alt, als ich begann Qigong zu trainieren. Zwar musste ich mich zwischendurch ab und zu hinsetzen, doch dank Krankengymnastik (und Akupunktur?) konnte ich im Stehen trainieren. Zu dem Zeitpunkt konnte ich endlich wieder auf einem Bein stehen, auf einer weichen Unterlage kurzzeitig auf dem Rücken liegen, staubsaugen und Wäsche aufhängen. Doch erst zwei Monate später konnte ich „längere“ Strecken (Strecken, für die Gesunde 10 Minuten brauchen) gehen.
Jetzt ist mein Baby 14 Monate alt. Bei Belastung trage ich immer noch den Symphysengurt. Ich trainiere weiterhin und bin vorsichtig. Ich habe schmerzfreie Tage, aber nach Überanstrengung und im Zusammenhang mit der Menstruation habe ich noch Schmerzen, v.a. in der Symphyse. Auf unserer Italienreise vor 2 Monaten bin ich den Petersdom hoch und runter geklettert und anschließend noch „durch halb Rom“ gelaufen. Da war ich richtig stolz! Doch eine Woche später zwang mich mein Hormonspiegel wieder zu Untätigkeit.
Für mich ist es schwierig zu sagen, was ich wirklich kann und was nicht. Aus meiner Erfahrung heraus, habe ich Angst vor Überanstrengung und bin übervorsichtig. Ohne die Urlaubssituation hätte ich nie gemerkt, dass ich doch schon wieder ordentlich laufen kann.
Ich bin überzeugt davon, dass ich nie so starke Beschwerden bekommen hätte, wenn ich frühzeitig Hilfe bekommen hätte. Das ist einer der Gründe, warum ich dieses Forum gegründet habe – ich möchte, dass andere von diesen Leiden bewahrt werden.
Gruß, Martina
[editiert: 06.10.04, 11:07 von Wahlschwedin]