Guido Heuber bekommt 2,5 Punkte!
Es ist schon schade, dass der Münchner so selten seine Fachkenntnisse aufblitzen lässt, obwohl er sie durchaus hat. Den Punkteschnitt versiebt er immer wieder durch diese lockere, fast teilnahmslose Art, wo er mit Wörndl über Kleinigkeiten ins Plaudern kommt und das Sportliche leider zunehmend in den Hintergrund rückt. Seine Bewerbungen für den Comedy-Preis sind auch heute gescheitert, so lustig wie Wörndl seine Witze findet, empfind ich sie nicht. Analytisch war er in Val d’Isère für mich wirklich gut und war auf einer Ebene mit einem Pfeffer, leider überlässt er diese nun wieder voll und ganz Wörndl, der aber durch Heubers Ablenkungsmanöver kaum zur Analyse kommt. Positiv möcht ich aber eines anmerken: Ähnlich wie Barnerssoi hat er teilweise sehr interessante Anekdoten dabei und bringt die gut ein. Vor allem was das „Drumherum“ betrifft, profitiert er schon stark von den vielen Einsätzen in den letzten Jahren. Aber im Endeffekt überwiegt dann doch der negative Eindruck der Gleichgültigkeit, mit der er diese Rennen kommentiert.
Stephane Franke bekommt 5 Punkte(Frauenrennen)!
Es war eine ordentliche bis durchschnittliche Leistung. Zu Beginn war er sprachlich etwas unkontrolliert. Nach anfänglichen Problemen bei der Rennübersicht(z.B. Majdic sei beim 1. Zwischensprint leer ausgegangen, dabei wurde sie 3.). Das Rennen hat er sehr gut begleitet und war immer auf der Höhe des Geschehens mit einem sehr zurückhaltenden Stil und wenig Informationen. Dadurch, dass er die Startnummern oft nennt, kommt auch immer das Gefühl auf, er erkennt die Leute nur so. Manchmal auch mit kleinen Ausspracheproblemen, aber auch in dieser Kategorie sehr zufrieden stellend und gut! Spannend kommentiert hat er nicht wirklich, aber obwohl er nicht wirklich emotional war, war es sehr gut anhörbar und er schaffte es trotz ruhigem Sprachstil das interessante Rennen gut zu begleiten.
Dirk Thiele bekommt für die NK 3,5 Punkte
Skispringen: 2 Punkte
Ich fand es inhaltlich wieder recht ansprechend und durchaus durchdacht. So kamen interessante Überlegungen, die er anstellte, die ich auch als gut empfinde, wie das Verkleinern des Starterfeldes. Er hat auch wirklich launig und spannend kommentiert. Die Harmonie, das Zusammenspiel mit Sigmund funktionierte ebenso gut. Sonst war’s aber sehr schwach! Er hat eine wahre Fehlerorgie gemacht und das ist so nicht mehr duldbar. Allgemein hat er sich sehr generell zu den Teams geäußert(Die Franzosen...., Die Österreicher..., Die Schweizer...) ohne dabei genauer auf die Athleten einzugehen. Auch auffallend ist das oft auftretende Verweisen auf die Leistungen beim Teambewerb bei der WM von den jeweiligen Athleten. Dazu hat er sehr oft die Teilergebnisse der Athleten in Springen bzw Laufen erwähnt, was auch etwas ungewöhnlich ist und nur teilweise hintergründig erwähnt werden sollte.
Fehler:
1)“Hettich wird vielleicht zurücktreten“ – Er macht definitiv weiter!
2)“Wendel war in Liberec schon dabei“ – „Weltelite-Debut“ in Lahti!
3)“Bieler in Chaux Neuve mit Stecher auf dem Podest“ – Auch wenn er es schon zum 2.Mal sagt, es wird dadurch nicht richtig.
4) „Stecher seit 11 Jahren Weltspitze“ – Gewann schon 1994 am Holmenkollen(vor 15 Jahren.)
5) „Lamy in dieser Saison taktisch gereift“ – Er war schon vor 2-3 Jahren ein Toptaktiker!
Langlauf: 5,5 Punkte
Es war, wie so meist bei ihm, die bessere Teildisziplin, weil er hier nicht auf alle Athleten eingehen muss und sich nur auf die bekannten konzentrieren muss. Es war ein sehr interessanter Stil, den er heute pflegte, wo er den Kommentar eigentlich nur auf Einschätzungen, Analysen und Entwicklungen des Rennens reduzierte. Dabei analysierte er oft die Taktik von Moan, Demong oder Koivuranta und diese Aussagen waren eigentlich auch immer richtig. Dazu stimmlich und rhetorisch, wie aber schon am Vormittag, richtig gut! Gut, er hätte mehr Infos einbringen können und vielleicht den Kommentar etwas tiefgründiger anlegen sollen, aber es war so schon ganz gut. Vor allem gegen Ende hat er wieder in seiner typischen Thieledramatik kommentiert. Ein schwerer Fehler passierte ihm aber: Cieslar heißt mit Vornamen nicht Adam, sondern Wojchech!
Paris-Nizza:
Ulli Jansch bekommt 5 Punkte!
Er ist nicht ganz in Normalform, taute aber gegen Ende auf und kam dann richtig gut in die Übertragung rein. Anfänglich war der Berliner noch zerfahren, dann konnte die Nummer 20 des Vorjahresrankings aber durch gute Einschätzungen und Informationen besser punkten. Vor allem mit dem Timing hatte er im ersten Drittel der Übertragung Probleme. Der Rennfilm, wie er es nennt, war z.B. nicht an diesem entscheidenden Anstieg richtig angebracht, da hätte man sich eher auf das Rennen konzentrieren sollen. Außerdem hat er zu Beginn auch Migels 1-2 Mal unterbrochen. Er wusste nicht genau, an welchem Kilometer die Bergwertung war, wo in Migels korrigieren musste etc. Aber, und jetzt kommt das große Aber, er wurde nach der Hälfte richtig gut, kommentierte fehlerfrei, informativ und auch spannend! Vor allem die letzten 5 Kilometer war das sehr überzeugend, also das Finale hat er richtig gut begleitet mit gutem Überblick und interessanten Einschätzungen.
Karsten Migels bekommt 6 Punkte!
Das war gut. Er war über die Übertragungsdauer gesehen auch beständig mit leichtem Aufwärtstrend nach holprigem Beginn! Er ist nicht der Informativste, aber wenn er Zahlen und Daten in den Raum wirft, sind sie stets brauchbar und interessant. Außerdem bringt er auch spontan viele Infos ein, so wusste er z.B. noch, dass Sanchez letztes Jahr die Etappe in Aurillac gewann, was ich ihm gar nicht zugetraut hätte. Ab der Abfahrt und dem letzten Anstieg musste man seinen Kommentar mit 7 Punkten und mehr beurteilen, denn das hat er dann sehr gut verbal untermauert. Migels ist ihn bestechender Frühform, so gut hab ich ihn seit der Tour 2008 nicht mehr erlebt. Vor allem rhetorisch extrem verbessert im Vergleich zum letzten Oktober.
Tirreno-Adriatico:
Gerd Leinauer bekommt 4 Punkte!
Es ist schon viel besser als noch vor Jahren und ich fachlichen bereich hat er sich wirklich enorm gesteigert. Er weiß schon einiges zu sagen und kann schon mehr als nur den Grundstock des Radsportlexikons. So fand ich z.B. den Rückblick auf das Rennen 2008 recht gut und die Verweise auf die letzten Jahre, als er hier ja schon kommentieren durfte. Dennoch steht er im Schatten von Migels, weil sich der viel besser präsentiert. Leinauers Sprachstil ist nun einmal anstrengend und nicht mein Fall. Er laiert öfters einmal und spricht sehr undeutlich. Dazu kommt eine hohe Anzahl an Versprechern, wie sie kein anderer Free-TV-Reporter praktiziert, den ich sonst höre. Dazu kommt, dass er sich emotional und spannungsbetreffend steigern muss, diesen Punkt füllte nur Migels aus.
Karsten Migels bekommt 6 Punkte!
Das ist schon sehr gut, wie er 2 Rennen an einem Tag unter einen Hut gebracht hat. Es kamen nach zurückhaltendem Beginn viele interessante Informationen und Verweise auf Vergangenes, die ich mir gern angehört hab. Der Dialog den er mit Leinauer pflegt ist auch ein sehr interessanter und guter, find ich! Die beiden agieren im Duett fast schon wie die ÖR-Leute nur etwas lockerer, und in dieser Position blühte der Freiburger so richtig auf! Sehr informativ, spannend gemacht, wenig Verhaspler und Versprecher. Eine grundsolide und gute Vorstellung von Migels.