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Ich hab´s ja schon angekündigt... ;-)) Ich wüsste gerne ob andere langjährige "Wochenend-Stiefmütter" das Verhältnis zum Stiefkind ähnlich erleben wie ich? Oder gibt es auch ein paar glückliche, die mit dem Verhältnis richtig zufrieden sind?
Ich bin zweiwöchentliche Wochenend-Stiefmutter eines mittlerweile achtjährigen Jungen, der das komplette Potpurri von Problemen zeigt, die typischerweise so zusammen kommen - Tendenzen in Richtung ADS, Grobmotoriker, sozial deutlich entwicklungsverzögert, völlig unselbstständig (krankhaft überbehütende Mutter!), mieses Selbstwertgefühl, null Impuskontrolle und demzufolge manchmal mit aggressiven Tendenzen. In Bezug auf das Mitdenken von Konsequenzen und vorausschauendes Handeln ist er auf dem Stand eines Kleinkindes, und dazu hat er in Bezug auf Streiche und die Umgehung von Verboten die Phantasie und Intelligenz eines Achtjährigen, was in der Summe eine echte Belastung macht. Da das so negativ klingt, jetzt noch was Nettes - er ist intelligent, erstaunlicherweise trotz allem in Bezug auf das Fachliche recht gut in der Schule, kann manchmal seiner kleinen Schwester gegenüber richtig ritterlich sein, hat im letzten Jahr sich zumindest in der Richtung weiter entwickelt dass er nicht mehr alles Neue automatisch ablehnt und wäre bestimmt ein echt nettes Kind, wenn er halt nur ganz anders erzogen worden wäre.
Ich kenne ihn fast seit Babyzeiten. Am Anfang hatte ich wirklich viel Freude daran mich mit ihm zu beschäftigen, er war anfangs auch ganz normal entwickelt. Als unsere gemeinsame Tochter dazu kam, fand ich es dann aber oft zuviel wenn er auch noch was von mir wollte. Je älter er wurde um so deutlicher kamen auch seine verschiedenen Probleme zutage - am Anfang hat es mich schier wahnsinnig gemacht zu sehen was da alles schief läuft und nichts dran ändern zu können (Aussage der Mutter gegenüber meinem Freund war damals worwörtlich: sie ist die Mutter, sie weiss was gut für das Kind ist, also wird es so gemacht wie sie es will, basta), irgendwann habe ich mich damit abgefunden. Mittlerweile könnte ich aus dem Stand auf die höchste Palme springen, wenn er am Wochenende da ist und aus unerfindlichen Gründen urplötzlich wieder mal schlechte Laune bekommt - wenn er schlechte Laune hat,motzt er jeden an und macht zuverlässig die kleine Schwester so lange nieder bis sie genauso schlecht gelaunt ist, und dann haben wir Erwachsenen keine ruhige Sekunde mehr und es geht bei uns zu wie im Zirkus. Wenn er am Freitagabend mies gelaunt oder hyperaktiv ist, dann weiss ich schon im Voraus, dass ich das Wochenende abschreiben kann. Wir geben uns alle Mühe, es wird viel gespielt, vorgelesen, gemeinsam unternommen... Es ist so deprimierend, wenn man mit den besten Absichten ins Wochenende startet und regelmäßig scheitert.
Langer Rede kurzer Sinn - mein Verhältnis zu ihm hat sich stetig verschlechtert. Ich freue mich nicht mehr wenn er kommt, eigentlich ertrage ich ihn derzeit eher. Das führt bei uns auch zu Beziehungsstress - mein Freund ist genauso genervt von seinem Sohn, aber er vergisst das viel schneller wieder als ich. Mir macht er dann Vorwürfe, weil ich so genervt bin, was dazu führt dass ich den Jungen noch nerviger finde - nicht nur muss ich mich über ihn ärgern, sondern habe seinetwegen auch Streit mit meinem Freund.