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Hallo Alle,
nachdem ich alle Beiträge durchgelesen habe, denke ich, dass ich meinen Beitrag nicht richtig verständlich formuliert habe.
In dem Fall geht es nicht um Verwöhnen und Geschenke hinterhertragen und ob das Geschenk einen praktischen und zeitlosen Wert hat, sondern um den Erinnerungsfaktor.
Ich will das mal mit zwei Beispielen aus dem realen Leben untermauern.
Meine Schwiegertochter hat in nicht bevorzugten Verhältnissen in der DDR (1989 war sie ca. 14) ihre Kindheit verbracht. Ihr Vater hatte eine Krebserkrankung und starb noch kurz vor 1989. Neulich erzählte sie (inzwischen 32 Jahre alt) mir, eine Erinnerung: sie (Grundschulalter) hatte ein Kleid gesehen, das ihr unheimlich gut gefallen hat. Ihr, schon erkrankter Vater fuhr mit ihr überall hin um dieses Kleid zu finden. Als es gefunden war, kostete es einen Betrag der der Familie echt weh tat. Der Vater kaufte das Kleid trotzdem. Sie hat es nur ganz selten an gehabt und es gibt das Kleid auch nicht mehr. Was sie hat ist diese Erinnerung und das ganz warme Gefühl wenn sie an diese Episode ihres Lebens denkt und das mehr als zwanzig Jahre später.
Dann eine Geschichte aus meinem Leben: Ich bin in meiner Kindheit absolut nicht verwöhnt worden. Meine Eltern waren zwar nicht "richtig" arm, aber trotzdem sehr sparsam und alles andere als wohlhabend gewesen - wir kamen halt über die Runden. So kurz nach dem Krieg auch irgendwie verständlich. Aber mein sehnlichster Wunschtraum war, über lange Jahre der Kindheit, ein Kaufladen gewesen, in dem man sich hineinstellen kann. Ob neu oder alt, ob schön oder hässlich, war egal - ich wollte mich hineinstellen und Verkäuferin spielen.
Irgendwann bekam ich einen Kaufladen zu Weihnachten geschenkt. Ein schönes neues Teil - aaaaaaber er war klein zum auf den Tisch stellen. Diese Erinnerung und die damals gefühlte Enttäuschung ist jetzt beinahe fünfzig Jahre alt und immer noch lebendig.
Egal, ob der Junge jetzt weniger telefonieren kann, weil weniger Guthaben auf dem Handy ist, egal ob ein anderes Geschenk praktischer ist und egal ob man ihn "verwöhnt" und egal wie lange er das Handy sein eigen nennen wird - der Papa hat ihm einen Wunsch erfüllt, hat ihn in den Mittelpunkt seiner Freunde gestellt - weil sie kein soooo tolles Handy haben, Papa hat ihn verstanden. Das Handy kann irgendwann weg oder wertlos sein - seine Erinnerung an seine Kommunion wird vom Geschenk des Vaters getragen werden.
Kinder, die wie ich und meine Schwiegertochter, eben nicht rundum verwöhnt werden, die ein "Mauerblümchendasein" führen (müssen) benötigen um so mehr diese außergewöhnliche Bevorzugung. Wer immer nur als "Nichts" sein Dasein fristet, findet aus diesem Loch nur schwer heraus.
Gruß
Ingrid
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