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Hallo Tanja,
Kinder in diesem Alter sind oftmals kleine Egoisten. Sie suchen sich gerne die Rosinen aus dem Kuchen.
Der Junge wurde bei jedem Mama-Besuch in große Loyalitätskonflikte gebracht. Ihm wurde alles mögliche vorgemacht und vorgesagt. Dass er sich dann bei einem Streit auf die vermeintlich "bessere" Seite geschlagen hat, kann man einem Kind erst mal nicht verdenken.
Ähnliches habe ich mit dem Stiefkind unserer Ex erlebt. Der Junge lebte, ohne Kontakt zu seiner Mutter, ungefähr fünf Jahre bei seinem Vater und dessen Partnerin (unsere Ex). Unsere Ex behinderte in diesen Jahren massiv den Umgang von Mutter und Sohn. (Ich weiß, dass hast Du nicht gemacht - ist ja auch noch nicht das Ende der Geschichte).
Als der Junge etwa 15 Jahre alt war, gab es Stress mit Papa und Stiefmutter. Hier hat der Papa dann wirklich aktiv den Jungen rausgeworfen, genauer er hat ihn zum Wohnblock der Mutter gefahren und dort (ohne die Mutter zu informieren) abgesetzt.
Jetzt lebte der Junge ungefähr ein bei der Mutter (ab hier wird die Situation vergleichbar mit Euerer). Die Mutter behinderte in keinster Weise den Kontakt von Sohn und Vater. Aber immer wenn der Junge beim Papa und unserer Ex war, wurde ihm dort ein Luxusleben vorgespielt, dass die Mutter als Hartz IV Empfängerin nicht bieten konnte. Der Junge war dann extrem aufsässig zur Mutter.
Die Mutter gab dem Jungen, trotz der extremen finanziellen Enge, jeden Monat 75 (fünfundziebzig) Euro Taschengeld. Der Vater und unsere Ex beredeten den Jungen, dass er, wenn er wieder zu ihnen zurückkehrt, mehr Taschengeld und eine eigene Wohnung bekommt.
Beim nächsten Stress mit der Mutter (der zwischen Kinder und Eltern ja immer wieder mal vorkommt) zog der Junge wieder zu Papa und Stiefmutter. Die eigene Wohnung war dann eine winzige Kammer unter dem Dach mit Waschbecken im gleichen Mietshaus, wo der Papa mit Ex und Stiefsohn wohnt. Das Taschengeld "stieg" dann auf 15 (fünfzehn) Euro im Monat. Neeee, die 15 Euro wurden nicht zusätzlich zu den 75 bezahlt - es waren tatsächlich nur 15 Euro im Monat die der Junge bekam. Andere Details, in Punkto was er zum Essen bekam usw. erspare ich uns hier, Ihr würdet es eh nicht glauben.
Natürlich gab es wegen dieser Konstellation jetzt extremen Stress zwischen dem Jungen und dem Papa und der Stiefmutter. Es hat allerdings sehr lange gedauert, bis der Junge seiner Mutter seine "Verbesserungen" erzählte.
Allerdings hat die Situation wirklich nicht lange angehalten. Einige Tage vor seinem 18. Geburtstag, kurz vor Weihnachten 2006 warf der Vater mit Hilfe eines Onkels den Sohn aus der "Wohnung" (wohl besser Dachkammer). Einige Tage später durfte er dann sogar seine Sachen abholen.
Nur diesmal konnte der Junge nicht mehr auf Dauer bei Mama unterkommen. Diese musste wegen Hartz IV die (zuletzt) zu große Wohnung kündigen und war auf der Suche nach einer kleineren Wohnung.
Es kann also durchaus auch bei dem Sohn Deines Mannes sein, dass er jetzt Scheu hat, Euch zu erzählen, dass die Versprechungen die von der Mutter gemacht wurden, von ihr gar nicht eingehalten werden. Vermutlich kann sie ihre Versprechen ja finanziell gar nicht durchhalten.
Andere Möglichkeit wäre:
Auch in "normalen" Familien ist es so, dass Kinder versuchen, die Eltern gegeneinander auszuspielen. Ich wußte früher immer genau, wem von meinem Eltern ich fragen musste, wenn ich besondere Wünsche hatte. Wollte ich zum Tanzen gehen, frug ich erst meinen Papa. Der sagte dann: "von mir aus, frag aber noch die Mama". Dann die Frage an die Mama und gleich der Zusatz: "Papa hat es schon erlaubt". War ja nur ein klein bischen geschwindelt, immerhin hat er es nicht verboten.
Bei mir und meinen Geschwistern sind diese Tricks auch irgendwann aufgeflogen. Aber nur, weil unsere Eltern miteinander redeten (waren ja nicht getrennt).
Gruß und Kopf hoch
Ingrid
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