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Seblon
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Beiträge: 354


New PostErstellt: 01.02.06, 19:26     Betreff:  Der Eiserne Rat, 3. Teil "Weinland" (Kapitel 11 und 12)

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Kapitel 11

Die Szene, wo die Gefährten den überfallenen Planwagen finden, ruft alte TV-Western-Abende wieder in Erinnerung, in denen sich die Treks der tapferen Pioniere den Angriffen der Bad Boys (meist Indianer!) ausgesetzt sahen. Doch diesmal sind ja nicht die Fremden, die Eingeborenen die Feinde, sondern die Miliz, die Exikutive von New Crobuzon.

Die Schlacht an der Chelonia ist bildgewaltig, originell und spannend. Jedes Mal überrascht mich Miéville mit neuen aberwitzigen Kreaturen, wie z.B. dem Leichengolem oder den Rebenschweinen. Dieser wahnsinnige Eklektizismus, der sich in der reichen Fantasy-, Comic- und Science Fiction-Historie bedient und dies neu „remixt“, scheint unerschöpflich. Der von Judah geführte Leichengolem im Kampf gegen die Miliz wirkt wie eine symbolische Figur auf einem Propagandaplakat der Weimarer Republik.


Kapitel 12

Beeindruckend, wie erdig die (postmoderne) offene schwule Beziehung (wenn es denn eine ist!) zwischen Judah und Cutter gestaltet ist.
Ebenso interessant ist die Wortwahl, z.B. die Stelle wo von „Puppenjungs mit ihren Petticoats“ gesprochen wird. Das erinnert mich an die Vernehmungen des bekanntesten Serienmörders der 20er Jahre Fritz Haarmann (gibt es auch als großartigen Film mit Götz George, DER TOTMACHER), der immer davon sprach, „doch bloß Puppenjungs tot gemacht zu haben“. Der Begriff „Puppenjungs“ ist ein typischer Begriff des Anfangs des letzten Jahrhunderts für effeminierte, männliche Homosexuelle. Es würde mich interessieren, ob diese sehr realistische und historisierende Wortwahl auf das Konto von Fr. Bauche-Eppers geht oder ob Miéville diesen Kontext ganz bewusst setzt.

Im weiteren Verlauf des Kapitels erfahren wir also, dass Homosexualität auch in New Crobuzon unter Strafe steht. Eine „Anzeige wegen Sittenverderbnis“ erwartet die Schwulen, die sich dort beim Sex erwischen lassen. Auch die linken Insurrektionisten halten die Schwulen für das Ergebnis einer kranken Gesellschaft. Nun ja, alles nicht neu!

Der Blick hinter die Kulissen von Cutters und Lows Beziehung ist traurig nüchtern und dabei sehr anrührend.
Gefreut habe ich mich über die Einführung der Figur des Qurabin, roter Mönch des achten Rings von Tekke Vagu, der sich in Hiddentown als „kleiner Gott“ ausgibt und ein Wissensgeber und Wissensnehmer ist. Die Gefährten bekommen eine neue Queste, deren Belohnung sie ihrem Ziel, dem eisernen Rat, näher bringen soll, dabei kommen wieder alte High-Fantasy-Gefühle auf.

Es grüßt





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