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Jonny
New PostErstellt: 04.05.06, 23:17     Betreff: 1 Mai Demo in Kreuzberg

Berlin Mai 20006


Im Mai 1987 wurde der Mythos des „revolutionären 1 Mai“ geboren. Die Rebellion in Kreuzberg setzte andere Signale als die Demos des DGB mit Würstchenbuden und Blasmusik. Das Signal war nicht die Gewalt an sich, die in massiver Form angewandt wurde, sondern der Rückzug des Staates in Form seiner bewaffneten Formationen.

Der erste Mai ist jedoch immer nur aus der jeweiligen Zeitgeschichte heraus zu verstehen. Bis letztes Jahr stritten sich diverse Organisationen um das Alleinvertretungsrecht diesen 1 Mai zu imitieren. Inzwischen sind jedoch lediglich maoistische Gruppen noch existent diese Tradition fortzusetzen. Organisationen wie die der „Antideutschen“ haben sich inzwischen als eine reine Agentenorganisation disqualifiziert. Ebenso sind die „Autonomen“ auf ein Nullpotential reduziert.

So kam es dass 2006 lediglich Maoisten eine revolutionäre Demo anmeldeten. Hier schlossen sich auch unorganisierte an.

Zum Ablauf.
In der Tradition der Linken ging diese Demo mit über einer Stunde Verspätung los. Sie wuchs auf cirka 4 000 Teilnehmer an. Bei der Abschlusskundgebung waren dann wieder nur einige hundert Leute da, die Maoisten unter sich.

Dann pünktlich um 18 Uhr wie aus dem Nichts bildete sich die erste „spontane“ Demo. Sie wuchs auf cirka 3 000 Teilnehmer an. Nach einigen Runden durch den Kiez endete sie unvermittelt auf dem Mariannen platz.
Später so um 20 Uhr wiederholte sich das ganze. Die zweite spontane Demo entstand. Diesmal echt spontan. Sie wuchs auf cirka 4000 Leute an. Die teilweise auch als Block in Erscheinung traten und sich im Rennen übten. Allerdings panikartig und ungekonnt. Nach mehreren Runden wurde dann am Heinrichplatz die Konfrontation gesucht und gefunden.

Bilanz: Es entstand kaum Sachschaden. Die Aktionen bestanden im Werfen von Flaschen und ein oder zwei Mollis. Alle Aktionen waren vereinzelt ohne Organisation. Die Naivität der „Initiatoren“ (Kids) zeigte sich als sie mit dem Transparent bis unmittelbar vor die Bullenreihe liefen und auch prompt dort geschnappt wurden.

Soweit zum Ablauf. Zur Kritik ist zu sagen. Wer hat dabei welches Ziel?

In der Kritik wird vorgetragen. Es fehle dieser Demo an Inhalt auch der Krawall wäre unpolitisch. Nun ein Inhalt ist immer da, fragt sich nur welcher. Und wenn das ganze Jahr über das politische Niveau fehlt dann ist auch am 1 Mai nix anders. Der erste Mai ist nichts anderes als der Rest des Jahres. Gewalt dagegen ist a priori politisch. Sie hat ein Ziel, setzt das Gewaltmonopol des Staates in Frage. Allein dies ist schon politisch.

Von Schreiberlingen mit phantasiereichen Zuweisungen wird „Kritik“ geübt wie die Leute wollen feiern, etc. Alles misslungen, wie auch immer. Diese Schreiberlinge sind jedoch nicht aktiv in Erscheinung getreten, ja haben auch gar nicht diesen Anspruch.
Welches Ziel kann ein erster Mai haben um revolutionär zu wirken?
Nun er muss die brennenden Probleme erfassen, beim Namen nennen und anprangern. (Früher sagte man dazu entlarven) Diese Probleme sind globaler Natur, wer die Rolle des Imperialismus nicht durchschaut wird auch nichts vermitteln können, Wer dies dann in Phrasen bringt wie „Imperialismus, Kapitalismus, Revolution etc.“ Der kann alleine schon wegen der mangelnden Vermittelbarkeit nichts bewirken. Also die Sprache muss die sein welche die Leute verstehen, einfach und schlicht.

Die lernt man nicht am 1 Mai, dies muss man das ganze Jahr über „üben“. (Hier sind die „Maoisten“ gemeint.)
Wenn sämtliche Organisationen und eine Vielzahl von Individuen sich das ganze Jahr über der Politik enthalten, dann ist auch der 1 Mai „enthaltsam“.

Dieses mangelnde politische Bewusstsein drückte sich nicht nur in Phrasendrescherei aus, sondern auch in handfester Nichtsolidarität, Leute wurden schon vor der 13 Uhr Demo offen von der Polizei verhaftet ohne dass durch Umstehende auch nur die geringste Reaktion erfolgte. Peinlich! Sie haben es nicht gelernt.

Zum Thema lernen.
Erstens der politische Gegner, also Senat und Polizei in Berlin.
Sie haben in der Tat gelernt. Die Strategie des Rückzugs hat fast perfekt gewirkt. Zivilbullen in Halbuniform gekleidet, wie die Kiezleute, anbiedernd. Kein martialisches Verhalten, das erinnert an den Stier der dann wenn der Torero sich nicht mehr bewegt irritiert stehen bleibt. (Feind ist weg) Wären die Bullen nicht am Heinrichplatz gestanden, es hätte kein Ziel gegeben. Und auch hier war die Strategie die, den Konflikt zu binden und auf den Heinrichplatz zu konzentrieren. Und auch klar der gesamte Kiez war gecleant. Es gab keine Bauwägen oder dergleichen also nix da für Barrikadenbau oder zum Abfackeln.
Und hier wäre zu lernen. Früher wurden Aktionen vorbereitet. Man sammelte Sperrmüll im Hinterhof um ihn dann bei Bedarf herbeizuholen.
Gelernt haben auch die Demonstranten. Sie ermahnten Mitdemonstrierende nicht aggressiv auf Leute einzuwirken. Es wurde kein Eigentum des kleinen Mannes angegriffen. Und die Demo blieb im Kiez was angesichts der Kräftesituation das Beste war. Gelernt aus 2005.
Richtig ist auch dass cirka 50 Prozent der Maifestleute nicht aktiv sich der Demo anschlossen. Hier ist die Vermittelbarkeit politischer Themen zu beklagen auch die Vorgehensweise einfach loszurennen, anstatt die anderen aufzufordern zu verbessern. Auch fehlen klare materielle Ziele die im Vorfeld abzustecken sind. Zum Beispiel lief der Polizeipräsident in der Demo mit!! Und noch ne ganze Menge anderer Ziele. So ne Demo besteht nicht nur aus Rennen und Hüpfen.
Nun zu dem Gefühl, weg von der Ratio
Ja klar der 1 Mai 2006 war auch für die Demoleute ein Erfolg. Nicht weil nix zerstört wurde sondern weil es einfach ein tolles Gefühl war aus dem Nichts heraus eine Stärke von einigen tausend Leuten zu entwickeln und weil auch 2006 für einige Zeit ein rechtsfreier Raum entstand. Die Staatsmacht hielt sich zurück, Vermummung war frei, Parolen waren frei. Eigentlich war erst mal alles frei. Wobei diese Freiheit nur durch Cleverness bestehen konnte. Also zusammengefasst. Der Erlebnischarakter „Staat ist schwach“ war auch 2006 voll zu spüren. Ansonsten war im Mai 2006 eine spielerische Komponente der Gewalt zu sehen: Der Tanz vor den Bullenreihen, der Tanz um die brennende Barrikade, die pulverige Atmosphäre der Gewalt verdrängte das Gefühl der Ohnmacht und gab Kraft, Freude und für einen Augenblick eine andere Wirklichkeit.
Und dies ist das innere Feuer welches auch das Signal ist für 2007. Aber dann bitte im Vorfeld zusammenarbeiten. Und lasst eure ideologischen Klugscheißereien zu Hause.
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