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Autor Beitrag
soyfer

Beiträge: 205

New PostErstellt: 06.02.06, 15:33     Betreff: Re: Anarchie ist keine Basisdemokratie

    Zitat: Isquierda
    Von mir (aus zeitmangel) nur soviel und als denkanstoß: Du argumentierst logisch, nur ist deine grundannahme eben falsch: Anarchie heißt eben nicht "Herrschaftslosigkeit", sondern schlicht "Führerlosigkeit". Aber selbst wenn man "Herrschaft" definiert, kommt man eben nicht zu dem Schluß, das Anarchie keine Basisdemokratie sein kann, weil Herrschaft eben dauerhafte Macht und befugnisinstallationen (die in der regel von Personen bekleidet werden) braucht: herrschaftslosgikeit, als ein negieren dieses charateristischen merkmals der herrschaft (dauerhaftes machtgefälle) widerspricht also eben so wenig der basisdemokratie als anarchistischer Idee wie Pazifismus dem Umweltschutz.
Auf der Basis, inhaltlich logisch zu argumentieren:
ich bin des alt-griechischen nicht mächtig und behaupte daher nicht, dass archia dies oder das heißt. Ich weiß aber, dass in Wikipedia in der Definitionsgeschichte steht (und von dir auch als Definition herangezogen wurde) dass Herodot an-archia in deutscher Übersetzung als Führerlos bezeichnete und das in Bezug auf Heer- und Matrosenhaufen. Ich weiß ferner, dass in allen von mir herangezogenen alten und neuen Fremdwörterbüchern (auch dem von dir so geschätzten Duden) anarchia nur als Herrschaftslosigkeit bezeichet wird, oft auch mit dem ausdrücklichen Hinweis: archia heißt Herrschaft (und eben nicht Führer oder Führung).
Wenn wir nun nicht annehmen, dass die Macher der Fremdwörterbücher allesamt irren, so heißt anarchia Herrschaftslosigkeit: Punkt.
Wenn wir weiter nicht annehmen, dass Herodot hier nicht falsch übersetzt wurde oder das Wort falsch verwendet hat, dann kommen wir zu dem Schluss, Herrschaftslos heißt im altgiechischen AUCH (und zwar im Sinne von Spezialbedeutung) Führerlos. Anarchie heißt daher nach meinem Verständnis Herrschaftslos und eine ganz bestimmte Form der Herrschaftslosigkeit was die ohne Führer.
Deine obige Aussage, dass meine Grundannahme falsch sei, werde ich daher nur akzeptieren, wenn du die plausible These aufstellst, dass alle Fremdwörterbücher, die ich angeschaut habe, einschließlich des Fremdwörterbuches "Duden 5" hier irren. Um dir das zu glauben musst du aber schon eine herrvorragende Gräcistin sein und ich werde dann mal meinen Onkel, der altgiechisch unterrichtet hat, kontaktieren.
Also, wenn das Argument von dir hier war, dass meine Gedanken fehlerhaft sind, weil meine Grundlage des Wortes Anarchie (als Herrschaftslos) falsch ist, so muss ich nun feststellen, dass ich deine These nicht als plausibel anerkennen kann, dass diese Grundlage falsch ist, so bleibe ich dabei, Anarchie heißt Herrschaftslos. Daher sehe ich in deinen obigen Text (vorbehaltlich deinr genaueren späteren Ausführungen) eine Bestätigung meiner Thesen.

Unabhängig davon aber frage ich, wozu benötigst du das Konsensprinzip als anarchistische Idee. Sie wird doch durch keinen Deut besser oder schlechter als rein basisdemoktatischen Konzept?

    Zitat: Isquierda
    Herrschaft als [zitat:soyfer] "die substanzielle Differenzen zu allen anderen politischen Konzepten" [zitat:ende] zu umschreiben ist auch verfehlt: Wo haste denn das her? Immerhin wollen ja auch die Noeliberalen die "freie" marktwirtschaft und Anarchisten sind die ja nur bedingt - wenn überhaupt. Wenn Herrschaftslosigkeit also die substanzielle Differenz der Anarchie zu allen anderen politischen Konzepten sein soll, ist sie ja noch lange nicht definiert, geschweige denn als gangbarer weg zur gesellschaftsumgestaltung zu akzeptieren.
Zu deinem Vergleich: Freiheit im Sinne der anarchistischen Freiheit ist nicht teilbar. Ich kann nicht sagen, der Markt ist frei, aber die staatliche Repression bleibt. Das ist dann halt freie Marktwirtschaft, zementiert als Marktwirtschaft, d.h. unfreies Wirtschaftssystem, zementiert durch den Staat, der mit Armee- Erziehungs- und Polizeikräften das unfreie Wirtschaftssystem erhält. Dass dann in dieser zementierten Unfreiheit die Willkür für die Reichen zum Quälen und Ausbeuten der Armen gegeben wird, hat mit Anarchie nichts zu tun. Da du zu klug bist, das nicht zu wissen, muss ich in diesem haarstreubenden Vergleich ziemlich unlautere Absichten der Diffamierung vermuten. Lass das bitte bleiben. Ich bin weder Esoteriker (um eine frühere Beleidung klarzustellen) noch ein Neoliberaler. Diese Vorwürfe richte bitte an die entsprechenden Adressen.
Ich halte z.B. auch nicht für eine plausible Beweisführung: Die Linken sagen Nein zu Harz IV, die NPD sagt Nein zu Harz IV, die Linken sind die NPD. Oder siehst du das anders?
Also, wenn die Neolibralen sagen: Weniger Staat und die Anarchisten sagen gar keinen Staat, so heißt das dann nicht, dass es da irgendeine Schnittmenge in beiden Forderungen auch nur denkmöglich geben können muss. Das ist keine logische Schlussfolgerung.

    Zitat: Isquierda
    Und mal eine Frage an dich: Ist Anarchismus für dich eine echte Gesellschaftsutopie oder viel mehr ein Gedankenspiel? Glaubst du wirklich, dass es nach deinem Konzept funktionieren wird? Wenn ja, wie?
Was ich mir vorstellen kann und du dir nicht vorstellen kannst, ist letztlich unerheblich. Letztlich wie die Frage, ob es überhaupt eine andere Alternative zur Aufhebung der Konkurrenz geben kann (denn Anarchie, und nur sie, bedeutet in der logischen Konsequenz komplette Konkurrenzlosigkeit). Das ist eine andere Diskussion.
Nur so viel: mir stellt sich nicht die Frage des OB, die habe ich schon mir beantwortet, nur die des WIE.
Hier geht es um Begriffe und der Begriff Anarchie hat einen bestimmten Inhalt und den hat der Begriff nicht, weil das eine Definition vorschreibt, sondern den Begriff gibt es, weil man damit einen Inhalt zum Ausdruck bringen will. Und dieser Inhalt ist: ganz ohne Herrschaft. Er ist zwar nicht Nihilismus, wie das ein Zystein es verstehen will, aber die omplette Negation der Herrschaft.
Ob das menschenmöglich ist und real werden kann ist ganz unabhängig von der Bezeichnungsfrage zu betrachten.
So heißt Anarchie nicht die machbarste Form der Herrschaftslosigkeit, sondern nur Herrschaftslosigkeit.
Und das Wort Pegasus heißt nicht, das Pferd, das am meisten fliegen kann oder am ehesten Flügel hat, sondern es heißt Pferd mit Flügeln, das fliegen kann; ob es ein Pegasus nun real gibt oder nur in der Phantasie, spielt keine Rolle.
So ist es mit der Anarchie, Anarchie heißt Anarchie und nicht eine bestmögliche Annäherung daran.

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