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bjk

Beiträge: 7353


New PostErstellt: 20.04.05, 14:39     Betreff:  Re: REVOLUTION STATT DEPRESSION




Hier mal ein hochinteressanter Artikel aus www.fau.org zum Thema scheinbar intelligenter Demo-Formen. Der in Hamburg stattfindende Euromayday liegt auf der gleichen Linie, wie das vom SPD/PDS-Senat angeleierte Mayfest in Kreuzberg, das vordergründig die berüchtigten Maikrawalle unterbinden helfen soll, in Wahrheit aber wohl eher der politischen Aufweichung und damit der Disziplinierung dient - aber lest selbst:



News - 18.04.05 von fauhh4

Mayday – den 1.Mai zur Loveparade machen?


Am 1. Mai soll in Hamburg der Euromayday stattfinden. Es handelt sich hierbei um ein Demokonzept in Paradenform, angelehnt an die Paraden, die in den letzten Jahren in Barcelona und Mailand stattgefunden haben und die aufgrund der dort existierenden Basisbewegungen relativ groß waren.

Das Thema des Mayday ist „Prekarisierung“. Doch was ist Prekarisierung?
Prekarisierung ist der Begriff für die Zunahme von prekären Arbeits- und Lebensverhältnissen. Prekär bedeutet heikel, unsicher. Der Begriff der Prekarisierung setzt einen Bezug auf „normale“ Arbeitsverhältnisse voraus, die es sowieso nur in den sog. Industriestaaten jemals gegeben hat und die global gesehen überhaupt nie „normal“ waren.

wir sind prekär- yeah yeah yeah

Der Mayday soll alle ansprechen, die sich irgendwie prekarisiert fühlen:
Wir sind jetzt plötzlich alle „prekär“, wenn auch in „unterschiedlichen Lebenslagen“ (der eine ist eben Freelancer, die andere illegalisierte Putzfrau), die einen mit akademischen Graden und deutschem Rentenanspruch (und auch auf Zahlung von ALGII plus Miete!), die anderen haben einfach nix, wenn ihr Arbeitsplatz wegfällt.


Die Forderung von sozialen und politischen Rechten für alle Menschen unabhängig von Staatsangehörigkeit und Lebensort ist wichtig. Aber: Die Konstruktion einer sozialen Gemeinsamkeit im Sinne von „Wir sind alle ein bisschen Opfer“ ist keine Basis für eine politische Identität.
Die Linken, die ihre Forderungen immer noch an dieses System richten das ihnen irgendwelche Rechte garantieren soll, haben die Rolle des Staates nie richtig verstanden. Der Staat ist ein kapitalistischer Staat, von etwas anderem reden heißt, von „hölzernem Holz“ (Erich Mühsam) reden. Soziale Sicherungssysteme wurden nur deshalb eingeführt, weil die herrschende Klasse Angst vor Revolutionen hatte.
Die OrganisatorInnen des Mayday tun so, als wäre sozialer Kampf ein konsumierbares Spaßevent. Der Mayday soll als „paradeskes event“ durch seine Form fortschrittlicher als die „ritualisierten Demos“ der traditionellen Gewerkschaften erscheinen; inhaltlich beziehen die OrganisatorInnen keinen politischen Standpunkt und verschleiern, dass es sozialrevolutionäre Perspektiven gibt.


Es handelt sich beim Mayday um nichts anderes als Gejammer ohne eine grundsätzliche Kritik der Lohnarbeit und ohne eine andere politische Perspektive als dieses Gejammer an Politiker ranzutragen. Solche Paraden wirken in Bezug auf die aktuelle Situation bestenfalls karikierend (ja, es sterben tatsächlich jeden Tag Menschen durch dieses System) und haben auf keinen Fall etwas mit Widerstand oder politischem Kampf für Selbstbestimmung zu tun. Das Mayday-Konzept beinhaltet weder eine grundsätzliche Kapitalismus- und Gesellschaftskritik noch eine gesamtgesellschaftliche Perspektive für Veränderung. Der einzige Bezugspunkt des Mayday sind flexible und sichere Arbeitsplätze- „Flexicurity“ eben. Dass die Illusion von sozialer Sicherheit im Kapitalismus immer nur auf der Ausbeutung und Unterdrückung der Mehrheit der Menschen beruhen kann, das wird stillschweigend übergangen.

Karneval statt Widerstand gegen Agenda 2010 und Hartz?


Der 1. Mai ist der Internationale Kampftag der Klasse der Lohnabhängigen für ihre Befreiung von Ausbeutung und Unterdrückung. Events, an denen Leute teilnehmen, weil sie eine Befreiung von ihren verinnerlichten Zwängen versprochen kriegen, sind in dieser Hinsicht nur kontraproduktiv (Zitat Aufruf: “Leben Sie Ihr Leben, wie Sie es wollen? – Nein? – Dann hilft nur eins: Durchstarten beim Euromayday in Hamburg!“ „Das präsentieren wir am 1.Mai mit der Euromayday-Parade auf der Straße und da wollen wir euch sehen.“! Diese Anpreisung von Politkonsum mit Identitätsfindungsanspruch ist schlicht antiemanzipatorisch

Abschaffung der Lohnarbeit ist nur durch langfristige Organisation von unten zu erreichen. Für diese Inhalte stehen und kämpfen wir als Anarchosyndikalist/-innen weiterhin; es entspringt nicht einer überkommenen Tradition, sich der Inhalte zu erinnern. Der Kapitalismus ist bei weitem noch nicht abgeschafft oder überholt. Er ist grausame Realität!

Wir wiederholen uns sicherlich – aber dennoch: Wir wollen keine flexibilisierten aber sozial abgesicherten (Flexicurity) Arbeitsplätzchen in einer schönen Bäckerei– wir wollen weiterhin die gesamte Bäckerei übernehmen, um nicht weiter als Lohnabhängige von den Krümeln der BäckereibesitzerInnen abhängig zu sein. Wir können der Erpressung durch die Kapitalisten nur entgehen, wenn wir die Kapitalisten enteignen und die gesellschaftlich notwendigen Produkte zu unser aller Bedürfnisbefriedigung gemeinsam übernehmen und verantworten. Wer das nicht will, weil es ihm/ihr zu anstrengend oder zu kompliziert erscheint, wird immer auf Gedeih’ und Verderb dem kapitalistischem System ausgeliefert sein, and the precarity goes on ...

Wenn ich nicht tanzen kann, ist es nicht meine Revolution! Stimmt!
Was soll ich tanzen, wenn da keine Revolution ist? Stimmt auch!

Freie ArbeiterInnen Union Hamburg





[editiert: 20.04.05, 14:41 von bjk]
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