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bjk

Beiträge: 7353


New PostErstellt: 03.07.06, 08:26     Betreff: Re: Die Welt schaut Verbrechern zu - welch widerwärtige Heuchelei sogenannter Demokraten




kopiert aus: http://www.jungewelt.de/2006/07-03/023.php



Agatha im Sommerregen

Israel kämpft gegen die Palästinenser wie einst die Briten gegen die jüdischen Organisationen. Doch die Briten scheiterten damals am Widerstand ihrer Gegner

Uri Avnery



Die Aktion ist fast auf den Tag genau 60 Jahre her. Nachdem Einheiten der zionistischen Militärorganisation Hagana in einer gewagten Kommandoaktion einige Brücken in die Luft gesprengt hatten, entschied die damalige britische Regierung Palästinas, einen gut vorbereiteten Plan auszuführen. Der Codename der Aktion lautete »Agatha«. Am 29. Juni 1946 schwärmten 17 000 britische Soldaten über alle jüdischen Städte und Kibbuzim aus, um Waffen und Dokumente zu konfiszieren. Führer der jüdischen Gemeinschaft wurden verhaftet. Die britische Regierung bekräftigte damit den Entschluß, den Terror auszumerzen. In Jerusalem besetzten die Soldaten das Büro der Jewish Agency und konfiszierten zahlreiche Dokumente, die klar die engen Verbindungen der Jewish Agency mit dem dem vereinigten Kommando der Hagana und anderer Organisationen wie Irgun und der Stern-Gruppe nachwiesen.


Die Soldaten brachen in die Wohnungen der politischen Führer der jüdischen Gemeinschaft ein und verhafteten die meisten »Minister« der Jewish Agency. Die Führer waren in Haft. Aber die Kommandeure der Untergrundorganisationen entschieden, den Kampf weiterzuführen, um den Briten zu beweisen, daß die Verhaftung der Führer sie nicht zum Schweigen bringen konnte.


Der 29. Juni 1946 ging als »schwarzer Samstag« in die Geschichte ein und wurde zu einem Meilenstein im Kampf gegen die Briten. Innerhalb eines Jahres verließen sie das Land.


Die Ähnlichkeit zwischen der britischen Aktion »Agatha« und dem israelischen »Sommerregen« ist verblüffend. Sie zeigt, daß jedes Besatzungsregime dazu verurteilt ist, die Aktionen seiner Vorgänger zu wiederholen, selbst wenn sie sich als hoffnungslos erwiesen haben. Dies bedeutet nicht, daß alle Besatzer Narren sind – sondern daß die Logik der Besatzung als solche sie dazu verurteilt, törichte Maßnamen zu ergreifen.


Das Ziel der gegenwärtigen Operation ist vorgeblich die Befreiung des Soldaten Gilad Shalit, der vom palästinensischen Untergrund, der bekanntlich aus verschiedenen Organisationen bestehend, bei einem Angriff, den sogar ein israelischer Militärexperte als »gewagte Kommandoaktion« bezeichnete, gefangengenommen wurde.


Wenn unsere israelische Armee ihren hohen militärischen Standard gehalten hätte, dann würde sie sofort alle für das Debakel Verantwortlichen absetzen. Vor 50 Jahren wäre man so vorgegangen. Doch heute haben wir eine andere Armee. Keiner wurde entlassen. Die gescheiterten Kommandeure nannten den Angriff nur einen »terroristischen Akt«, die gegnerischen Kämpfer »Terroristen« und den gefangengenommenen Soldaten »gekidnappt«.


Die Aktion beweist damit eine alte militärische Maxime: Für jedes Mittel der Verteidigung kann ein Mittel des Angriffs gefunden werden und umgekehrt. Der Sicherheitszaun, der den Gazastreifen von allen Seiten – außer vom Meer – umgibt, der entsprechend nun auch im Westjordanland gebaut wird, kann Diebe abhalten und Leute, die in Israel Arbeit suchen, aber keine festentschlossenen Kämpfer, die immer Wege finden werden, ihn zu überwinden.


Der »entführte« Soldat dient als Vorwand für eine Operation, die schon seit langem vorbereitet gewesen sein mußte. Der israelischen und internationalen Gemeinschaft war seine Befreiung als Ziel vorgegaukelt worden. Aber sein Leben ist jetzt tatsächlich in größerer Gefahr. Wenn die Soldaten in die Nähe seines Verstecks kommen, könnte er im Kreuzfeuer erschossen werden – wie es vor einigen Jahre mit dem Soldaten Nachshon Waksman geschah, der von der Hamas gefangen genommen worden war. Er war beim Schußwechsel zwischen Soldaten und Palästinensern erschossen worden. Waksman würde wahrscheinlich heute noch leben, wenn es statt dessen einen Gefangenenaustausch gegeben hätte.


Eine Verbindung zwischen dem »entführten« Soldaten und der Operation besteht nur im Reich der Propaganda. Dasselbe gilt auch für den zweiten Vorwand: Es sei das Ziel, dem Beschuß von der israelischen Grenzstadt Sderot durch Qassam-Raketen von palästinensischem Gebiet ein Ende zu setzen. Die Qassam, eine einfache und billige Waffe, verursacht mehr Panik als wirklichen Schaden. Sie terrorisierte die Bevölkerung – und das ist ihr Ziel. Bis jetzt hat die Armee kein Mittel gefunden, dem Raketenbeschuß ein Ende zu setzen.


Das wahre Ziel ist weiter gesteckt: Die gewählte palästinensische Regierung (nach israelischer Propaganda eine »Hamas-Regierung«) soll zerstört und die palästinensische Bevölkerung in die Knie gezwungen werden. Dies würde es vermutlich für die israelische Regierung möglich machen, den »Konvergenz«-Plan auszuführen, der große Teile der Westbank an Israel anschließt und die Errichtung eines lebensfähigen palästinensischen Staates verhindert.


Dieses Ziel soll mit einfachen Mitteln durchgesetzt werden: Die palästinensische Bevölkerung soll durch die Ermordung ihrer Führung, durch Zerstörung ihrer Infrastruktur, durch Absperrung des Zugangs zu Lebensmittel- und Medizinvorräten, zu Strom, Wasser, Gesundheitsdiensten und nicht zuletzt zu Arbeitsstellen zur Aufgabe gebracht werden. Die Botschaft für die Palästinenser heißt: Wenn ihr eurem Leiden ein Ende setzen wollt, entfernt die von euch gewählte Regierung.


Wird dies zum Erfolg führen? Es wird genau wie bei der britischen Operation »Agatha« das Gegenteil bewirken.
(Übersetzung: Ellen Rohlfs und Christoph Glanz)


* Der von uns gekürzte Text erscheint in voller Länge auf der Internetseite www.uri-avnery.de




Mensch bleiben muß der Mensch ...
von Tegtmeier


[editiert: 21.03.07, 08:46 von bjk]
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