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bjk

Beiträge: 7353


New PostErstellt: 25.07.06, 14:19     Betreff:  Re: Die Welt schaut Verbrechern zu - welch widerwärtige Heuchelei sogenannter Demokraten




... gerade wurde mir ein Hinweis auf einen ungeheuerlichen Gastkommentar in der "Welt" gemailt
... ich bin noch immer von den Socken und fühle mich an den "Stürmer" und an Göbbels und Himmler erinnert
... muß gleich außer Haus und kann deshalb und vor kalter Wut jetzt nicht weiter Stellung nehmen
... wird aber nachgeholt !!!



kopiert aus:
http://www.welt.de/data/2006/07/22/969055.html


Libanon ist weiter als Gaza

Sinkt die Geburtenrate, kommt der Frieden.

Von Gunnar Heinsohn



Eine Muslima, die vor Fernsehkameras den Märtyrertod eines Sprößlings preist, hat zu Hause noch weitere Jungen in Reserve. Rar hingegen ist die Frau, die ihren einzigen Sohn zum Selbstmordattentäter befördert sehen will. Der erste Muttertypus gehört eher zur Hamas und kommt aus Gaza, wo die Geburtenrate zwar nicht mehr - wie vor 15 Jahren - bei neun, aber immer noch bei sechs Kindern liegt. Die zweite Mutter ist typisch für den Libanon, wo seit 2005 mit 1,95 Geburten nicht einmal mehr die Nettoreproduktion erreicht wird.

Hamas ist eine Bewegung. Hisbollah ist eine Armee. Für die von niemandem benötigten Jünglinge der Hamas bleibt der Krieg die Option, die noch jeden Mann durch Sieg oder Heldentod versorgen kann (Thomas Hobbes). Für die Männer der Hisbollah hingegen gibt es Dienstränge, Aufstiegschancen und Besitzstände. Auf Befehl greifen sie zur Waffe, aber es drängt sie weder an die vorderste Front noch vorzeitig ins Paradies.

Weil der iranische Auftraggeber nicht nur die Vernichtung Israels im Programm hat, sondern dafür auch die Megatötungswaffen entwickelt, erhält ein zuvor eher mit Achselzucken und Geheimverhandlungen bedachter Kleinangriff der Hisbollah diesmal nicht etwa eine "wütende" (FAZ) oder gar "verrückte" ("Spiegel"), sondern eine professionelle Antwort: Ausschaltung der See-, Luft- und Landnachschubwege für iranische und syrische Waffen, Zerstörung der Radargeräte und dann das mühsame Ausschalten vieler hundert verbunkerter Raketenstellungen. Falls Iran einmal den ganz großen Schlag führt, will Israel wenigstens im näheren Glacis Ruhe haben. Mehr als 300 Zivilisten verlieren bei Tausenden israelischen Bomberangriffen ihr Leben, jeder einzelne Tod eine Tragödie. Und dennoch: Kennt die Geschichte des Luftkrieges einen Fall mit weniger Kollateralschäden?

Obwohl die Hisbollah eine Armee ist, will sie weiterhin wie die Bewegung wahrgenommen werden, die sie in den achtziger Jahren tatsächlich einmal war. Von 1975 bis 1990 bringen sich im libanesischen Bürgerkrieg 150 000 Menschen gegenseitig um. Auf Deutschlands Einwohner umgerechnet, hätte es hier fünfzehn Jahre lang täglich tausend Tote gegeben. Es ist nun die Angst vor einem "Wiederaufflammen" jenes Bürgerkrieges, die den Politikern in Beirut, in Jerusalem und auch bei der Uno seit fünfzehn Jahren den Blick trübt. Deshalb zieht Ehud Barak 2000 aus Libanon ab, ohne die vereinbarte Entwaffnung der Hisbollah auch durchzusetzen. Deshalb kann die ungestört ein Arsenal von 12 000 Raketen ansammeln, mit dem jetzt geschossen wird. Deshalb zittert man 2005 beim Abzug Syriens vor neuem Blutvergießen und wundert sich, daß es ausbleibt. Und deshalb legt sich die legitime Regierung mit der Hisbollah nicht an. Dauern soll der Frieden zwischen den Religionen. Aber war das überhaupt ein frommes Gemetzel? Sicher schlagen fünfzehn Jahre lang Menschen aus fünf muslimischen und sechs christlichen Bekenntnissen aufeinander ein. Aber all diese Konfessionen gibt es vor dem Töten und nach dem Frieden auch. Sie mögen sich vorher und nachher nicht. Aber sie kommen miteinander aus.

Dafür gibt es etwas anderes vor dem Bürgerkrieg, das nachher nicht wiederkehrt. Die Libanesinnen der Jahre 1950 bis 1970 haben durchweg sechs Kinder und bescheren der "Perle des Orients" einen so gut wie immer tödlichen "youth bulge" (30 bis 40 Prozent aller männlichen Einwohner zwischen 15 und 29 Jahren). Der 1960 geborene Hisbollahführer Nasrallah ist eines von neun Geschwistern. Die Überzähligen dieser beiden Jahrzehnte dezimieren sich zwischen 1975 und 1990. Damals ist der Libanon ein Gaza. Schon 1995 aber sackt die Geburtenrate auf 2,8 ab, wodurch der entscheidende Grund für weiteres Töten entfällt. Deshalb wird es nach der militärischen Niederlage der Hisbollah zwar noch den einen oder anderen Schußwechsel, aber keinen Bürgerkrieg mehr geben. Die "arabische Schweiz" kann dann zurückkehren. Auch andere "alte" Terrorstaaten gehen von sechs auf weniger als zwei Kinder herunter und werden dabei ruhig - Algerien (1,9 wie Libanon) oder Tunesien (1,7). Die Entbindungsstationen im Gaza-Streifen hingegen laufen auf Hochtouren.

Da nicht Israel das Problem ist, sondern der Pool zorniger junger Männer, kann von Israel auch keine Lösung kommen. Allerdings entschärft es in seinem Umfeld die Lage dadurch, daß es gezielt und nicht wahllos tötet. Deshalb rangiert unter den 50 tötungsintensivsten Konflikten seit 1960 der Israel-Palästina-Konflikt auf Platz 46.


Der Autor ist Professor an der Universität Bremen



Mensch bleiben muß der Mensch ...
von Tegtmeier


[editiert: 25.07.06, 14:19 von bjk]
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