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bjk

Beiträge: 7353


New PostErstellt: 28.03.04, 18:53     Betreff:  Re: Wird Israel immer mehr zum gewissenlosen Mörderstaat?





... und weil ich gerade am Herauskramen bin, hier noch eine Antwort an einen ob meines damaligen Kommentars zu Prof. Schoeps aufgebrachten Stammuser des politbueros, der mich etwas später dann bis heute aus anderem Anlaß mit standesgemäß naserümpfender Nichtbeachtung eines gekränkten Akademisten straft

womit ich aber gut leben kann.



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Hallo Michael,

hier die Antwort, wie versprochen. Den aus Ihrem Beitrag entnommenen Zitaten setze ich stets ein „Mi:“ voran, meine Antworten beginnen mit „bjk:“, denn diese Gliederung hat sich in bisherigen konstruktiven Diskussionen m. E. bereits gut bewährt.


Mi: Was ist denn das "Judentum", das in Ihren Beiträgen, den Sie aus einem anderen Forum hier eingestellt haben, mehrfach vorkommt? Nur mal so gefragt.

bjk: das „Judentum“ ist eine Umschreibung, ein Duktus sozusagen des intellektuellen Selbstverständnisses des gesamten jüdischen Volkes, hierin sind alle geistigen Strömungen und Denkrichtungen einbegriffen. Man sagt ja auch „die Deutschen“ oder „die Europäer“. Sie brauchen also nichts Schlimmes dahinter zu vermuten.

Mi: Und Sie wissen, daß Prof. Julius Schoeps, der an der Universität Potsdam lehrt, das Moses-Mendelssohn-Zentrum und das Jüdische Museum in Wien leitet, selbst Jude ist?

bjk: Sie dürfen mir glauben, sogar ich wußte das bereits schon seit einigen Monaten aber wollten Sie damit etwa unterschwellig anklingen lassen, seine Glaubenszugehörigkeit, sein Titel oder ein Amt machten Prof. Julius Schoeps absolut sakrosankt? Mein lieber Michael, bei aller Wertschätzung der jeweiligen außergewöhnlichen Leistungen solcher herausragenden Persönlichkeiten, bin ich doch der festen Überzeugung, ja, der unverrückbaren Gewißheit, auch deren Meinungen und Ansichten dürfen, nein, müssen immer hinterfragt und ggfs. sogar in Frage gestellt werden können!

Mi: Dass die "Gründung eines jüdischen Staates 1948 mit dem Antisemitismus und der Shoah zusammenhängt, für die die Europäer, speziell die Deutschen, die Verantwortung tragen", wie J. Schoeps meint, wird von Ihnen mit dem Hinweis auf die Entstehung des Zionismus bestritten? Ja, wo kamen denn die Juden her, die sich nach 1945 in Palästina in großer Zahl niederließen? (Vorher gab es auch schon Siedlunbgen.) War da nicht etwas in Europa vorausgegangen, wofür niemand anderes als das in Deutschland herrschende Regime und seine Satelliten die Hauptverantwortung trug?

bjk: Prof. Schoeps spricht von Verantwortung, Sie gleich von Hauptverantwortung. Dies ist in meinen Augen eine unzulässige Emotionalisierung, die vor allem einem im wissenschaftlich-abstrakten Denken Geschulten eher fremd sein sollte. Das Naziregime, also insbesondere „die Deutschen“ (Duktus wie oben), haben sehr wohl die scheußlichen Verbrechen des Holocaust begangen bzw. zu verantworten, übrigens auch an anderen Völkern und sonstigen rassistisch oder politisch Verfolgten, gar keine Frage! Aber daraus eine Verantwortung „speziell der Deutschen“ für die Gründung des Staates Israel abzuleiten, ist schon eine sehr gewagte Verdrehung der geschichtlichen Zusammenhänge.

Mi: Hier die Anfänge des Zionismus unter Theodor Herzl anführen und die dazwischenliegenden Jahrzehnte, die Jahre von 1933-1945 übergehen?

bjk: im CDU-Thread bin ich darauf eingegangen, hier einige Auszüge:

„Gab es nicht Ende der 30er Jahre zwischen dem Berliner Büro in der Reineckestraße 10 der "Hagana Mossad Allijah" und dem RSHA (Reichssicherheitshauptamt) quasi einen Pakt mit dem Teufel, in dem Tausenden vermögender Juden die Ausreise aus Deutschland gegen ein immenses "Lösegeld" in Richtung Palästina ausgehandelt wurde?

Und hat nicht US-Präsident Henry Truman seinen verbündeten britischen Amtskollegen, Clement Attlee, geradezu erpreßt, als er ihn ultimativ aufforderte, 100.000 "Einwanderungszertifikate" für das damals noch britische Palästina ausstellen zu lassen? Und das, obwohl die "New York Times" am 5. Mai 1948 meldete, daß vier Fünftel der von Hitlerdeutschland geretteten Juden definitiv um eine Einreisegenehmigung in die USA nachgesucht hätten! Der Rabbiner Klausner empörte sich wie auch viele andere seiner Glaubensgenossen bei der "American Jewish Conference", daß er überzeugt sei, daß diese Leute regelrecht gezwungen würden, nach Palästina zu gehen.

Weil bis 1952 von den 5 Millionen Juden in den USA nur ein Häuflein von 3000 Juden in das "Gelobte Land" Israel übersiedelten, ärgerte sich Ben Gurion, "der Löwe von Juda", in der New Yorker jiddischen Zeitung "Kämpfer" und wollte überzeugte Juden einsetzen, die als Nichtjuden getarnt mit "den Methoden des gröbsten Antisemitismus" diese amerikanischen Juden mit antisemitischen Parolen zu hetzen (und sie so nach Israel zu zwingen).

Der extreme Zionismus des Hardliners, Menachim Begin, schreckte tausende prominenter Juden, die Nazideutschland entkommen waren, ab. Albert Einstein, Jude, erklärte im Januar 1946 vor dem "Anglo-American Committee of Inquire", daß er die Staatsidee nicht nach seinem Herzen fände und er nicht verstünde, warum sie gebraucht würde. Er glaube vielmehr, diese Idee sei schlecht!“

„Am 29. November 1947 beschloß die UNO-Vollversammlung, daß der Staat Israel 14.000 Quadratkilometer und der arabische Staat Palästina 11.100 Quadratkilometer aus dem ehemalig britischen Protektorat Palästina erhalten solle.

Der damalige pakistanische Außenminister, Efrullah-Khan, spottete daraufhin sarkastisch: "Australien, ein überbevölkertes kleines Land mit überfüllten Gebieten sagt nein nein nein, - Kanada, gleichfalls überfüllt und überbevölkert sagt nein, - die USA, ein großes humanistisches Land, ein kleines Gebiet mit geringen Ressourcen sagt nein. Das ist ihr Beitrag zum humanitären Prinzip! Aber alle stellen sie fest: Laßt sie (die Juden) nach Palästina gehen, dort sind weite Ländereien, eine starke Wirtschaft und keine Probleme! Dort können sie leicht aufgenommen werden."

Das Abstimmungsergebnis der Vollversammlung ergab ein Votum von 33 JA-, 13 NEIN-Stimmen und 10 Enthaltungen (vor dem Druck des US-Präsidenten Henry Truman auf abhängige Staaten waren es noch 17 Enthaltungen!), eine Delegation fehlte.

Der Sieg der Zionisten dank Trumans "Hilfe" ging Ben Gurion aber noch nicht weit genug. Vor Studenten der Hebräischen Universität von Jerusalem erklärte: "Diese Karte von Israel ist nicht die Karte unseres Landes. Wir haben eine andere Karte, Ihr seid verantwortlich dafür, daß diese Karte Wirklichkeit wird, es ist die Karte des Vaterlandes aller Juden, das vom Nil bis zum Euphrat reicht."

Die Irgun Zwai Leumi forderte sogar die Okkupation Transjordaniens, da es vor 3.000 Jahren unter jüdischer Herrschaft gestanden habe.“

Mi: Die Ursprünge der leidvollen Terrorspirale, die bis heute weitergedreht wird, liegen zu jener Zeit, um 1948, auch in der britischen Politik des "Teile und Herrsche" im Bereich Nahost ihres ehemaligen Empires, die das Gebilde "Transjordanien" schuf.

bjk: nein, die Ursprünge der Eskalationen beginnen schon in den 20er Jahren! Wollen Sie denn alle Untergrundaktivitäten der zionistischen Wehrorganisation, Hagana, in den Jahren vor 1948 ausklammern? Am 23. August 1929 löste ein Zwischenfall an der Klagemauer schwere Unruhen mit 249 Toten aus. Die Untersuchungskommission des Völkerbundes kam zum Ergebnis, die Unruhen seien weitgehend in der zionistischen Siedlungspolitik begründet, - schon damals also!

Mi: Bei aller berechtigten Kritik an israelischem Terror in den besetzten Gebieten, an der Siedlungspolitik, an der Weigerung, sich aus besetzten Gebieten zurückzuziehen und der Mißachtung von UNO-Beschlüssen, bleibt für mich Israel ein Staat mit demokratischer Verfassung, dessen Bewohner aus Angst um die Existenz ihres Staates den Verfechter eines harten Kurses gewählt haben. Damit wurde nicht nur den Palästinensern, sondern auch den demokratischen Kräften in Israel selbst ein schwerer Schlag zugefügt.

bjk: ein demokratischer Staat ja - aber auf theokratischer Grundlage, - ob man das wohl als Demokratie nach westlichem Verständnis bezeichnen kann? – Merkwürdig, mein lieber Michael, berührt mich, daß Sie den Israelis zubilligen, in berechtigter Angst „Verfechter eines harten Kurses“ gewählt zu haben und diese gleiche Berechtigung bei den Palästinensern vermissen lassen. Folgt man Ihrem Gedanken(irr)gang, müßte es ja auch in anderen Demokratien, also auch bei uns, berechtigt sein, Rassisten und Schlimmere an die Macht zu wählen! Verheerende Konsequenzen würden sich auftun!

Der israelische Historiker und Publizist, Gadi Taub, spottete kürzlich in der FAZ: „... In Deutschland liegen die Dinge erheblich komplizierter und für einen Israeli verwunderlicher. Junge gebildete Deutsche scheinen von Israelis zu erwarten, daß wir zumindest implizit dafürhalten, daß die Deutschen aufgrund ihrer Vergangenheit – man muß nicht einmal das Wort „Holocaust“ aussprechen – die israelische Besatzungsmacht unterstützen sollten. Sie sind bereit, ja, nur zu eifrig dabei, uns zu erzählen, wie sehr sie sich der Vergangenheit wegen schämen. Und begegnen uns mit einer ziemlich explizit antideutschen Willkommensgeste: Wir mögen unser Land selbst nicht, sagen sie.“

Mi: Wäre in jenen Wochen im Frühjahr diesen Jahres, als sich der Konflikt besonders zugespitzt hatte, eine Alternative gewesen, wenn die deutsche Flotte, die immer noch, weitgehend unbeachtet, vor Somalia auf unsere Steuerkosten herumkreuzt, vor den Küsten dieses Staates Israel aufgetaucht wäre? Wenn Deutschland mit Wirtschaftsblockaden und Abbruch der diplomatischen Beziehungen reagiert hätte?

bjk: was soll diese emotionelle Überspitzung? Ein solches Konstrukt ist irrelevant.

Mi: Jegliche "Kaufboykotte" gegenüber Israel lehne ich entschieden ab. Das hat mit Greenpeace überhaupt nichts zu tun; der Vergleich trifft m.E. nicht zu. Die israelische Bvevölkerung würde sich in ihren Urängsten bestätigt fühlen, wenn sich Deutsche noch einmal zu so etwas hinreißen lassen würden.

bjk: zunächst einmal sind solche Aufrufe meines Wissens hier in Deutschland nur von islamischen Organisationen in’s Spiel gebracht worden. Und mit „Urängsten“ zu argumentieren ist etwa so objektiv, wie die französische Propaganda von einst, „die Deutschen“ würden Kinder fressen. Ein zwar drastischer Vergleich aber Ihrer ist es nicht minder.

Mi: Was von deutscher Seite aus getan werden kann:
- Brücken erhalten und Brücken bauen. Ausbau der Kontakte mit Israel und den Palästinensern, um auch die friedlichen Kräfte auf beiden Seiten zu stärken. Keine Rüstungsexporte in dieses Gebiet. Jeder in den friedlichen Handel, in die Infrastruktur gesteckte Dollar / Euro stärkt die Menschen guten Willens, die wieder an der Anbahnung von Verhandlungen interessiert sind (und deshalb ist man so verzweifelt, wenn durch israelische Militäraktionen mit EU-Geldern aufgebaute Anlagen wieder zerstört werden!);
- Förderung von Verhandlungen, wo es nur möglich ist;
- Maximalforderungen bringen in so einem komplizierten jahrzehntelangen Konflikt nichts; jede Seite muß begreifen, daß es zu einem friedlichen Nebeneinanderleben von Juden und Palästinensern keine Alternative gibt. Die israelische Führung muß mit ihrer Siedlungspolitik aufhören, die UNO-Beschlüsse respektieren und sich aus den besetzten Gebieten zurückziehen; die Existenz des Staates Israel muß aber auch von den Staaten der Region garantiert sein.

bjk: ausgezeichnet, bravo! Und was anderes, glauben Sie, wollen denn Baba Yaga (entschuldige liebe Babahexe, denke aber hier spreche ich in Deinem Sinne ) und ich und wohl die meisten Kritiker der jetzigen Scharonpolitik? – Eben genau das!!!

Einen schönen Sonntag noch

bjk


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Tja, ihr nochwer's und ArmalyteKid's, ihr wolltet Argumente und meine Meinung zum Thema Israel? Hier hab' ich euch nun einige Argumente genannt! Und meine Meinung kann man, so das nötige geistige Potential vorhanden, ebenfalls leicht herauslesen. Bei euch beiden kann das Herauslesen möglicherweise etwas länger dauern aber laßt euch deshalb nicht entmutigen.

Üben üben üben



bjk

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Macht Stimmzettel zu Denkzetteln!
Bei Unschlüssigkeit nicht das "kleinere Übel" oder gar nicht wählen
sondern ungültig wählen!


[editiert: 28.03.04, 19:01 von bjk]
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