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bjk

Beiträge: 7353


New PostErstellt: 23.11.05, 10:28     Betreff:  Polit-Satire im ND von Mathias Wedel - wie immer: einfach köstlich!




FLATTERSATZ gestern im ND


Wir Naturwissenschaftler

Von Mathias Wedel



ND-Foto:Burkhard Lange


Mit Matthias Platzeck, dem Matze aller Siechen und Hoffenden, ist uns der Heiland erschienen. Der Apfelduft seines Atems, das Strahlen seines Auges und die Detona- tionskraft seiner Lenden sind in aller Munde. Den realen Sozialis- mus hat er planmäßig unterhöhlt, indem er die vorhandenen Wei- ber rallig machte. Ungefährlich war das nicht, wie man weiß. Seinen Samen aber verstreute er achtsam, denn seine Manpower musste noch ausreichen, um später einmal SPD-Vorsitzender zu werden.

Dass die karge brandenburgische Krume je so eine Lichtgestalt entbinden würde, wer hätte das gedacht! Da sage noch einer, der Darwinismus bringe uns nicht vom Niederen zum Höheren! Mit dem Matze ist der Arbeiterbewegung ein zweiter Johannes Heesters geschenkt worden.

Platzeck hat Jopis Elastizität an Gliedern und im Geiste, seine anekdotengespickte Diktaturerfahrung und dessen Lausbubenlächeln. Er hat diesen auf der Lauer liegenden Charme, dem alles, was flotierende Hormone hat, erliegt – Frauen, Pferde, Journalisten und sogar der einstige Kanzler, der schon nach scheuem Augenkontakt mit dem Matze stahlblau zurückfunkelte und entschied: Ein toller Kerl.

Der wirkliche Heesters hat es freilich nie zur unfehlbaren Suggestivität eines Mao Tse Dung gebracht. Platzeck dagegen schon. In der Uckermark berichten die Bauern, wie taube Hühner plötzlich wieder legten, als Platzeck einen seiner nunmehr berühmten Sätze – »Wir müssen Deutschland wieder nach vorne bringen« – sagte. Ein Rosenstrauch, über viele Jahre verdorrt, hub erruptiv zu blühen an.

Seine Sprachmächtigkeit lässt uns frieren – vor Glück. Mit der Gülle, die er seit seiner kürzlichen Inthronisation bereits gequatscht hat, könnte man sein gesamtes Flächenland düngen. Und seine Botschaft, nämlich dass Deutschland wieder »nach vorne gerichtete Zukunftsvisionen« braucht, lässt Ein-Euro-Jobber die Heckenschere fester fassen. Tatsächlich, bisher waren die Visionen sonst wohin gerichtet – seitwärts in Kühlschränke oder rückwärtig in Ofenlöcher. Ab jetzt werden wir in die Zukunft visionieren; mal sehen, ob’s hilft.

Mit Platzeck, Merkel und Tiefensee hat ein besonders pfiffiger ostzonaler Menschenschlag die Karrieregipfel erreicht. Die Dreierbande nennt sich »wir Naturwissenschaftler«. Sozusagen mit dem verbalen Stinkefinger im Gesicht, macht sich vor allem Kniegeiger Tiefensee über alle her, die sich in der DDR nicht weggeduckt haben – egal, ob sie dafür oder dagegen waren. »Wir Naturwissenschaftler« aber sind in die Labore und Bibliotheken abgetaucht und haben alles abgegriffen, was die DDR zu bieten hatte. Natürlich haben wir inwändig das System verabscheut. Und – hi, hi, hi – »wir Naturwissenschaftler« sind übrig geblieben. Fast alle anderen Zonis waren den westdeutschen Brüdern irgendwie verdächtig und sind zumeist längst gute Kunden der Arbeitsagenturen. Selbst die allermeisten Pfaffen aus der Ehemaligen haben nunmehr die Schwänze eingezogen und dürfen nur noch in Opfervereinen den Kaffee kochen.

Jetzt kommen die »Unideologischen«, die Rechner. Man darf nur nicht so aussehen. Darum umarmt Platzeck reflexhaft jede Straßenlaterne und duzt jeden, der ihm zum zweiten Mal begegnet und noch atmet. Und das schönste ist: Das reicht völlig aus. In Brandenburg hat Platzeck in jedem zweiten Frühling einen Neuanfang versprochen – »Wir müssen Brandenburg wieder (?) nach vorne bringen«.

Oh, die vielen frischen Winde, die der Johannes Heesters vom Potsdamer Brauhausberg fahren lassen hat! An seinem neuen Amt reize ihn die Chance, »in Verantwortung für Deutschland zu gestalten«, teilte er vorige Woche schelmisch mit. Da muss er plötzlich das Motto gewechselt haben. Denn das hieß bisher für den Naturwissenschaftler doch immer: »Nur keine hektischen Bewegungen – das mögen die Brandenburger nicht.«





auch dieser ND-Flattersatz - wie immer, einfach köstlich!

bjk


[editiert: 23.11.05, 10:30 von bjk]
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