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Grundsicherung oder: Die Zerstümmelung der Sonnenblume

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Autor Beitrag
Sirwilli

Beiträge: 59
Ort: Neu-Ulm

New PostErstellt: 02.01.04, 07:31  Betreff: Grundsicherung oder: Die Zerstümmelung der Sonnenblume  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

Vor einigen Jahren hatte die heutige Regierungspartei Bündnis 90/Die Grünen noch das Konzept der Grundsicherung im Programm. Ein jeder sollte monatlich im Minimum über 1600 DM (800 EURO) verfügen können (die Hälfte des durchschnittlichen Monatseinkommens, so ein damaliger Entwurf).

Vor dem Hintergrund der Massenarbeitslosigkeit schloß dieses Konzept auch eine durchaus legere und selbstbewußte Haltung in Bezug auf eine Idee ein, die Erich Fromm bereits in den 1950er Jahren etwa wie folgt zum Ausdruck brachte: "Diesem Vorschlag liegt die Überzeugung zugrunde, daß jeder Mensch, gleichgültig, ob er arbeitet oder nicht, das bedingunglose Recht hat, nicht zu hungern und nicht obdachlos zu sein. Dieses Recht scheint uns heute eine neue Auffassung auszudrücken, doch in Wirklichkeit handelt es sich um eine sehr alte Norm, die sowohl in der christlichen Lehre verankert ist als auch von vielen "primitiven" Stämmen
praktiziert wird: daß der Mensch das uneingeschränkte Recht zu leben hat, ob er seine "Pflicht gegenüber der Gesellschaft" erfüllt oder nicht."

Nur wenige Jahre an der Macht, fällt dieselbe Regierungspartei Bündnis 90/Die Grünen weit hinter "Stammeshandeln" zurück - und verordnet ihrer einstigen "Klientel" Zwang, und nunmehr faktisch Arbeit(spflicht). Und dies (welch ein Zynismus) - obwohl es im Grunde keine Arbeit gibt.
Mehr noch: Sie ruiniert selbst die (berufliche) Identität Erwerbsloser (Unabhängig von Beruf und Qualifikation soll nach kurzer Schonzeit jeder x-beliebige Job angenommen werden).
Abschließend greift im Namen der einstigen "Sonnenblume" die Routine der Sozialbürokratie. Hierzu formuliert Fromm: "Sobald der lebendige Mensch zu einer Nummer reduziert ist, kann der echte Bürokrat Akte äußerster Grausamkeit begehen, nicht weil er von einem seinen Taten entsprechenden Maß an Grausamkeit dazu getrieben würde, sondern weil ihn kein menschliches Band mehr mit seinem Untergebenen verbindet. Obzwar die Bürokraten weniger Abscheu erregen als reine Sadisten, sind sie gefährlicher als diese, da sie nicht einmal einen Konflikt zwischen Gewissen und Pflicht auszutragen haben:
Ihr Gewissen ist identisch mit Pflichterfüllung. Mit Menschen Mitgefühl zu haben, gibt es für sie nicht".

[


[editiert: 02.01.04, 16:16 von Sirwilli]
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bjk

Beiträge: 7353
Ort: Berlin


New PostErstellt: 02.01.04, 08:13  Betreff:  Re: Grundsicherung oder: Die Zerstümmelung der Sonnenblume  drucken  weiterempfehlen

Hallo Sirwilli,

Dein bitterer Hinweis an das frühere Grundsicherungsprogramm der Grünen ist aktueller denn je! Ausgezeichnet, daß Du daran erinnerst und mahnst!

Kannst Du Details oder noch besser noch das ganze Grundsicherungsprogramm von damals hier veröffentlichen? Das würde ich sehr begrüßen, denn dann könnte ich einen offenen Brandbrief an den vorgeblichen Dissidenten Ströbele verfassen, ihn persönlich übergeben und Ströbele daraufhin direkt ansprechen wollen.

Denn wenn diese angeblichen Dissidenten sich schon nicht, ob aus Eigennutz oder warum auch immer, wirklich zur Wehr setzen, dann sollen sie wenigstens Volkeszorn im Nacken spüren und nicht mit ruhigem Gewissen einfach so ihre Apanagen kassieren und sich medienwirksam in Szene setzen dürfen! Steter Tropfen höhlt den Stein.

Gruß
bjk

Reife ist
schärfer zu trennen
und inniger zu verbinden


[editiert: 02.01.04, 08:16 von bjk]
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Sirwilli

Beiträge: 59
Ort: Neu-Ulm

New PostErstellt: 02.01.04, 10:19  Betreff: Re: Grundsicherung  drucken  weiterempfehlen

Nein byk,
ich kann das Grundsicherungsprogramm im Moment nicht näher präzisieren (Müßte nach meinen alten Parteizeitschriften suchen). Wenn man die Damen und Herren von den Grünen heute darauf ansprechen würde, würden sie sagen, es lasse sich nicht finanzieren. Fertig.
Meine Erfahrungen mit den Grünen war die, daß ich immer wieder das Gefühl hatte, daß da eine Sau nach dem anderen durchs Dorf getrieben wurde. So kann ich mich noch gut daran erinnern, daß ganze Wahlkämpfe mit der Vorstellung bestritten wurden, die Arbeitslosigkeit ließe sich allein durch die Förderung des Ökosektors beseitigen. Ich habe nie daran geglaubt, und heute redet kein Mensch mehr darüber.
Ich war kürzlich bei einer Lesung von Fritz Kuhn. Das Thema des Buches hatte mich interessiert "Nachrichten für Optimisten". Ich hab eine Weile zugehört, dann zwei dumme Fragen gestellt und bin dann gegangen.
Aus all dem habe ich die Konsequenz gezogen, daß ich wieder Kontakt zu einem alten Freund, einem undogmatischen Marxisten aufgenommen habe. Man kann nur noch gegen die Grünen Politik machen. Gruß Sirwilli

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