Sie sind nicht eingeloggt.
LoginLogin Kostenlos anmeldenKostenlos anmelden
BeiträgeBeiträge SucheSuche HilfeHilfe StatStatistik
VotesUmfragen FilesDateien CalendarKalender
Freies Politikforum für Demokraten und Anarchisten

PLATTFORM FÜR LINKE GEGENÖFFENTLICHKEITEN

Beiträge können nicht (mehr) eingestellt oder kommentiert werden!

 
Arbeit, na und?

Anfang   zurück   weiter   Ende
Autor Beitrag
Oli Wolf
New PostErstellt: 18.07.05, 10:59  Betreff: Arbeit, na und?  drucken  weiterempfehlen

Glückszeit- aus den Blättern eines Taugenichts´

„Sachsen ist modern, wenn jeder, der Arbeit will, auch eine hat"
(Peter Porsch beim Dresdner Wahlkampf der PDS)



Wenn jeder, der Arbeit will, auch eine hat,
Dann hat jeder, der will.
Wer aber will Arbeit? Nicht arbeiten müssen,
Nicht arbeiten sollen:
Arbeiten wollen- wer will das?
Wozu spielen Millionen Lotto?
Warum wollen alle Millionäre werden?
Damit sie sich Arbeit kaufen können oder was?

Ora et labora: das waren glückliche Zeiten.
Glücklich macht das: Arbeiten und beten Beten und Arbeiten.
Aber nur arbeiten? Ohne beten? Wer hält denn das aus? So Auf Dauer?

Nein nein das halten viele aus. Das haben schon sehr sehr viele ausgehalten.
Immer gearbeitet, ihr Leben lang.
„Er hat sein ganzes Leben nur gearbeitet" - ein schöner Satz. Ein schöner Satz für eine Leichenrede.
Eine Leichenrede für einen zu früh Verstorbenen.
Arbeit macht eben nicht nur angesehen oder wohlhabend oder -frei- oder so.
Manchmal macht Arbeit eben tot. Und wenn drüber steht „Arbeit macht frei"- dann macht das eher viele tot. Also irgendwie doch wieder frei. Frei von Leben. Tot eben.


Die meisten tun so, als ob Arbeit sie irgendwie glücklich macht."Hurra, ich habe Arbeit!"
Na und? Jetzt geht doch der ganze Mist erst richtig los, Mensch!
Wenn Arbeit wirklich glücklich machen würde, warum überlassen die Reichen dann so gerne den Armen die Arbeit, hä?


„Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen." Warum essen so viele, ohne zu arbeiten?
Und die arbeiten, wieviele Sunden müssen sie arbeiten für eine Mahlzeit?
Zwei? Nein, zuviel. Eine? Höchstens. Höchstens eine Stunde Arbeit für eine Mahlzeit.
Eher nur eine halbe Stunde. Nein, eher nur eine Viertelstunde.
Eine Stunde Arbeit reicht für einen ganzen Tag essen.
Holz aber arbeitet immer. Ohne zu essen. Holz müsste man sein, wie?

„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein". Was kostet Wohnen? Was kostet sich anziehen können? Was, sich waschen? Alles zusammen kostet ungefähr jeden Tag drei Stunden Arbeit.
Oft auch weniger. Jedenfalls bei uns hier.


Dankeschön Oma und Opa. Dankeschön, dass ihr so viel gearbeitet habt.
Ihr habt mit eurer Arbeit die viele Arbeit weg- gearbeitet. Jetzt ist sie einfach weg.
Jetzt haben wir alles. Jetzt können wir das machen, was ihr immer machen wolltet,
Aber nicht durftet oder konntet oder weil ihr vorher gestorben seid: die Beine hochlegen.
Weil alles da ist. Ausser Arbeit. Ausser Arbeit ist ja alles da. Solange es nicht Krieg gibt, der alles wieder kaputtmacht. Damit wieder alles weg ist ausser: Arbeit.
Überhaupt ist ja der Krieg der Vater aller Dinge.
Und ich weiss wirklich nicht, wie lange ich diesen dauernden Frieden noch aushalten kann.
Ohne Krieg, ohne so ein kleinbisschen paff paff- das ist wirklich langweilig.
Das hab ich mir nicht ausgedacht. Das ist von Churchill. Nach dem Krieg sagte Churchill: Es ist so langweilig. Und er hatte Recht.
„Müssiggang ist aller Laster Anfang". Das stimmt haarklein. Klitzegenau stimmt das.
Laster, Drogenprobleme- das ich nicht lache. Soll das eine neue Erfindung sein?
Wann gab´s denn noch keine Drogen, hä? Wie lange ist denn das nun wieder her, hm? Wer hat denn das noch selbst erlebt, was?
Und was sind denn Drogen, wie? Da hat eben jemand gerade keine Lust zu funktionieren.
Da kann sich einer leisten, mal für ´ne Weile nicht mehr mitzumachen, na und?
Da will einer träumen, ohne zu schlafen- na bitte sehr!
Da kommen wir doch klar damit, das stecken wir doch locker weg, oder?
Und wozu, bittesehr, sollen denn auch immer alle funktionieren müssen?

Wozu haben wir denn so viele Maschinen erfunden?
Heute gibt es überall so viele Maschinen, die auch wirklich funktionieren, warum sollen denn dann so viele Menschen noch ständig funktionieren müssen? Oder macht den Funktionierenden das Funktionieren so viel Spass?
Lachen die Funktionierenden vielleicht, wenn sie im kalten nassen dunklen Wintermorgen an der Haltesstelle zum Arbeitsort stehen? Hat das irgendwas mit Wollust oder Jagdfieber oder Nächstenliebe zu tun, was die da täglich treiben? Wie? Oder wird, wer genug Jahre funktioniert hat, vielleicht schöner davon? Sind blasse, graue Haut, Augenringe, Magengeschwüre, Rückgratverkrümmungen, Herzleiden und Depressionen aller Nationen so wahnsinnig sexy, dass man dafür Bewerbungen schreibt, keine Zeit für Freunde, Geliebte und Kinder hat und sich jeden Tag auf irgendeine Art in den Arsch ****** lässt? Was? Ist das jetzt zu ordinär? Und was ist dann Arbeit? Anständig etwa? Hä?

„Wenn jeder, der Arbeit will, auch eine hat" Na, da bewahr uns doch bitte einer davor.
Zu der Zeit, als die aller- allermeisten Idioten, die Arbeit wollten, eine bekommen haben,
während der berühmten 12 Jahre etwa oder während der berühmten 40 Jahre, da stand´s immer kurz vor ´nem Krieg.
Jetzt gibt´s keine Arbeit und keinen Krieg. Jetzt heisst der Satz vielleicht anders:
„Wenn jeder, der eine Arbeit hat, auch eine will" - das wär so richtig toll.
Dann wär ja alles klar. „Freiheit statt Vollbeschäftigung" wird jetzt gebrüllt. Na sowas.
Überhaupt: „Vollbeschäftigung". Woher kommt denn das nun wieder?

„Beschäftigung" ist schon ziemlich blöde. Das kenne ich noch aus meiner Kindergartenzeit.
Immer, wenn die „Erzieherinnen" keine Bock hatten, mit uns Kindern zu spielen, gabs was ganz Tolles: „Beschäftigung". Das hiess, man sollte die Klappe halten und still mit Bauklötzern rummachen oder Krakel aufs Papier schmieren oder meinetwegen auch popeln, sich den Kopf kratzen und dann dem Schneefall der Schuppen zugucken- egal- auf jeden Fall war „Beschäftigung" immer irgendwie mit Mord verbunden. Jawohl Mord. Mord an sich selbst. An seiner eigenen Lebens- Zeit. Man schlug die Zeit tot.
Und nichts anderes ist das, was die meisten Leute heute als „Arbeit" bezeichnen.
Eine Weile macht Arbeit Sinn, dann ödet sie uns an, und am Ende schlägt man nur noch sinnlos Zeit tot. Kaum einer kommt auf die Idee, dass Arbeits- los- Sein das Selbe ist wie Nichtrauchen.
Man gibt nichts auf, wenn man das Rauchen sein lässt. Man gewinnt: Lebens- Qualität und Zeit.
Und nur darum gehts am Ende.
Und wenn es so viele Jammerlappen gibt, die demonstrieren und streiken und anderen Geld geben oder sich ****** lassen für Arbeit, dann sind die eben nur noch nicht auf die Idee gekommen, sich neben ihrem Geldkonto auch mal ein Zeit- Konto anzuschaffen.
Ein Glücks- Zeit- Konto. Glückszeit, hä? Glückszeit ist Zeit, die man hat, wenn man zu essen und zu wohnen und anzuziehen hat und wenn dann was übrig bleibt an Zeit- das ist Glücks- Zeit.


Glückszeit, in der man nicht arbeiten muss, nicht einkaufen muss, nicht mit Behörden streiten und Anträge ausfüllen muss, nicht mit irgendwelchen Leuten reden muss, mit denen man nicht reden will und nicht saubermachen muss. In der man aber auch arbeiten kann, einkaufen kann, mit Behörden streiten und Anträge ausfüllen kann, mit Leuten, die man nicht leiden mag, reden kann, in der man auch sauber machen kann...--- wenn einem das wirklich Spass macht.
Glückszeit ist alles, was man übrig hat, wenn man gesund ist, schlafen und essen und trinken und sich anziehen kann und sonst nichts machen muss- und alles machen kann. Alles, was wirklich wichtig ist. Und wie man ja weiss, sind die allerschönsten Sachen immer kostenlos.
nach oben
Sortierung ndern:  
Anfang   zurück   weiter   Ende
Seite 1 von 1
Gehe zu:   
Search

powered by carookee.com - eigenes profi-forum kostenlos

Layout © subBlue design
. . . zum Politikmagazin auf diesen Button klicken >> bjk's Politikmagazin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .