Freies Politikforum für Demokraten und Anarchisten

Baba Yaga · [editiert: 25.08.03, 23:57 von Baba Yaga]

Mete und Tobias!

Wenn Sinn des Lebens nicht unmittelbar das Ziel bedeutet, - weil Entfernung und Unwägbarkeiten ein konkretes Bild als Fata Morgana erscheinen lassen -,
sondern der Weg der Sinn sei, dann, ja dann bin ich wohl eine Entfernungseinheit weiter vorangekommen !

Es klopfte vergangene Woche an mein Küchenfenster!
Ich hörte das Klopfen, war aber nicht im Raum und suchte nach der Quelle.
Dann endlich, ich entdeckte Mete vor dem Fenster an der Straßenfront des Hauses.

Mete war Schulfreund aus Kindertagen meines Sohnes!
Mete und seine Geschwister gehörten damit zum unmittelbaren Kreis unserer Familie.
Mete ist Freund meines Sohnes geblieben.
Mete ist Türke.

Mete rief an und ab bei mir an und erkundigte sich nach meinem und der Familie Befinden, freute sich darüber, daß alles soweit in Ordnung sei und bestätigte mir die Fortdauer seines freundschaftlichen Verhältnissese zu meinem Sohn.

Gestern, als er am Küchenfenster klopfte, ich einen Spalt öffnete (wegen Blumen am Fensterbrett) und ich ihn fragte, worum es gehe, da zeigte er auf ein Paket in einer Plastiktüte.
Ich öffnete ihm und er überreichte mir fünf weiße, weiche Fortteetücher, alle mit einer breiten, aufgenähten Spitzenbordüre versehen, und er erklärte mir, er wäre in ....... gewesen und habe die gleiche Anzahl dieser wunderbaren Tücher auch seiner Mutter als Mitbringsel geschenkt.

Ich wußte nicht, was ich dazu sagen sollte (das geschieht sehr selten)!
Er war glücklich, daß ich mich freute und die Handtücher annahm!
Ich habe geweint, nachdem er ganz schnell wieder in sein Auto gesprungen war.

Erläuterung:

Zur Zeit, als Mete und seine kleine Schwester bei uns ein- und ausgingen, bewohnten wir noch ein Grundstück mit großem Garten am Stadtrand einer 45 000-Einwohner-Stadt.
Seine Eltern wohnten in einem Wohnblock, schräg gegenüber und sie waren beide berufstätig, sodaß die Kinder eigentlich in Kindergärten und Horts ihren Aufenthalt während der Abwesenheit hätten verbringen sollen.

Da auch meine anderen drei Kinder ihre Freunde und Freundinnen (international) mit zu uns nach hause mitbrachten, also täglich das Haus und das gesamte Areal "bevölkert" war, machten weder Metes, noch seiner Schwester Aufenthalt irgend einen Unterschied oder Belastung im Ablauf und Getriebe meines Haushaltes.
Konkret weiß ich gar nicht mehr, wieviel "Patenschaften" ich damit übernommen habe, aber ich bin immer wieder überrascht, wenn ich mich gelegentlich auf dem Wochenmarkt dieser Stadt einfinde, wieviele Menschen auf mich zukommen und mich um mein Befinden und Wohlergehen fragen!

Zurück zu Mete:
Er weiß nicht, was er mit dieser Geste und seinem Geschenk mit Verweis auf die "Gleichbehandlung" seiner Mutter mit mir bewirkte.
Baba Yaga wird auch weiterhin nach Kräften für ihren wahlverwandten Sohn da sein!

...und Tobias?

Wie könnte es sein, wenn das Leben weitergeht, sich entwickelt und neuen Höhepunkten zustrebt, daß man in dieser Kette des Fortschreitens und der Entwicklung an statischen Punkten, an Grenz- oder Ruhe-Genug-Pfosten halt machte?

Ich nicht!
Meine Enkel bevölkern unser Haus als ihr Zuhause.
Wie ihre Eltern und deren Geschwister damals brauchen und benötigen auch sie die Freundschaft und Nähe Gleichaltiger heute.

Tobias ist der Freund meines ältesten Enkel.
Er ist der neue Mete in einer neuen Generation!

Die Forellen, die er und mein Enkel heute gefangen haben, landeten in meiner Bratröhre und auf beider Teller heute zum Abendessen!

Ich weiß, Tobias ist Wahlverwandeter

der Forums-Hexe
Baba Yaga

Bleibt nur noch die Frage:
Was ist "ewiges Leben"?

bjk · Beiträge: 7353 Ort: Berlin

Liebe Babahexe,

eine wunderschöne Lebenserfahrung und mit welch einfühlsam schlichten Worten erzählt. Beeindruckend, wie intensiv wir daran teilhaben können. Du überrascht immer wieder.

Herzliche Grüße
bjk

Reife ist
schärfer zu trennen
und inniger zu verbinden

Baba Yaga

BJKly!

Realitäten und aktuelle Geschehnisse sind immer noch die eindrucksvollsten und nachhaltigsten Wirkmomente.
Auch Hexen können sich der Betroffenheit nicht entziehen.
Glücksmomente teilt man, um sie zu vergrößern,
...das war wohl der egoistische Impetus und Drang, dies in Deinem Forum einstellen zu müssen:-))

Liebe Grüße
und gute Nacht

Baba Yaga

Ralf. · [editiert: 26.08.03, 07:25 von Ralf.]

Auch ich danke Dir, liebe Baba Jaga, von Herzen, nicht nur für die Wiedergabe dieses Erlebnisses als solche, sondern auch für das Wie !

Ralf
www.rhellbart.de
www.carookee.com/forum/m-wie-mensch

Anja. · Ort: Mainz

Hallo Baba

Deine Schilderungen haben mich einfach tief bewegt - vielen Dank dafür!!!

Liebe Grüße

Anja

http://www.anjarenth.de

Nörgler · Ort: Saarland

Hallo Baba,

ich meine durch Dein Verhalten hast Du Dir diese Glückserlebnisse zwar nicht verdient, sondern im wahrsten Sinne des Wortes ERDIENT.

Ich wünsche Dir noch recht viele solcher Erlebnisse und möchte mich ebenfalls für die eindrucksvolle und bewegende Schilderung bedanken.

Herzliche Grüße
Nörgler