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Trauer und Gedenken - auch menschliche Grundbedürfnisse!

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Autor Beitrag
Baba Yaga
New PostErstellt: 02.12.04, 23:36  Betreff: Trauer und Gedenken - menschliche Bedürfnisse -Fortsetzung!  drucken  weiterempfehlen

Zufällig habe ich heute in der Tagesszeitung nachfolgenden Artikel zum von mir eingestellten Thema gefunden!

Er bestätigt und verdeutlicht, die von mir beschriebene Friedhofsbegegnung!

02.12.2004 | Netzcode: 10647919

Die Gräber der Armen

Wenn kein Angehöriger zahlen kann oder will, springt die Stadt ein
Weiden. (kä)

Mit Filzsstift ist der Name der Toten auf das schlichte Holzkreuz geschrieben: "Seez Sophie". Sonst steht da nichts. Kein Geburtsjahr, kein Sterbedatum. Einziger Grabschmuck ist das Herbstlaub, das der Wind an den Erdhügel weht. Wer Sophie war, wissen die Friedhofsarbeiter nicht. Dennoch hat ein Hilfsarbeiter aus dem Müll ein ewiges Licht gefischt. Wann immer eine halbe Kerze über bleibt, zündet er es an.

Die Armengräber der Stadt finden sich auf dem Waldfriedhof. Ein paar Schritte hinter der Kapelle stehen windschiefe Kreuze und bescheidene Steine. Gut 80 Gräber sind zu zählen. Nicht alle sieht man. Über manche Toten ist gleich wieder Gras gesät worden. Oft geschieht das auf eigene Verfügung der Verstorbenen. Sie wussten, dass da niemand sein würde, der ihre letzte Ruhestätte pflegt. 304 Euro kostet ein Platz in diesem "Reihengrab dritter Ordnung" für 15 Jahre. Dann wird das Grab neu belegt.

Pfarrer gehört dazu

Wenn Hinterbliebene die Beerdigung nicht zahlen können, übernimmt das Sozialamt die Kosten. Das passiert in Weiden etwa zehn bis 15 Mal im Jahr. Die Würde wird gewahrt. "Wir sind in der Oberpfalz, da gehört ein Pfarrer einfach dazu", sagt Sozialamtsleiter Josef Seibert. Bei der Sargauswahl müssen die Angehörigen zum günstigsten Modell für 400 Euro greifen. Dafür können sie zwischen Feuer- und Erdbestattung selbst wählen. Besteht ein Familiengrab, wird der Tote dort beigesetzt, auch wenn das teuerer ist als die Gräber der "dritten Ordnung".

Für vier Weidener ließ sich in diesem Jahr überhaupt kein Angehöriger finden. "Bestattungspflichtige" wären in der Reihenfolge Gatten, Kinder, Eltern, Großeltern, Enkel, Geschwister, Kinder der Geschwister, Verschwägerte ersten Grades. Bei der Suche zieht die Stadt die Polizei hinzu. "Finden wir niemanden, übernehmen wir die Bestattungspflicht", erklärt Gerhard Bergler von der Stadt Weiden.

Mit den Sozialbestattungen ohne Angehörige beauftragt die Stadt die drei Weidener Bestattungsunternehmen Schneider, Bauer, Schmitz im Wechsel. "Wir machen dann das einfachste, was man machen kann: eine Feuerbestattung, bei der die Urne im Krematorium bleibt", erklärt ein Bestatter. Die Asche wird 15 Jahre in einer Sammelgruft in Selb aufbewahrt. Kosten: etwa 1800 Euro.

Eine Erdbestattung auf dem Waldfriedhof kommt im günstigsten Fall auf 2000 Euro. Auf das Grab wird ein einfaches Holzkreuz mit dem Namen des Toten gestellt. Manchmal kratzen die Angehörigen für einen kleinen Grabstein den letzten Kreuzer zusammen. Viele Gräber sind bescheiden, aber liebevoll gepflegt. "Das sind einfach arme Leute", sagt ein Friedhofsmitarbeiter. Deswegen haben sie ihre Lieben nicht weniger geliebt.

In einigen Gräbern ruhen alte Menschen aus Russland, die den Neubeginn in Deutschland nur wenige Jahre miterlebten. Alevtina, Eugeniuz, Ekaterina. Zwar fallen ihre Gräber schlicht aus. Das machen ihre Landsleute bei der Trauerfeier wieder wett. Es ist Sitte, im Verabschiedungszimmer den Sarg zu öffnen. Dann umringen die Deutschen aus Russland den Sarg und singen. Stundenlang und sehr ergreifend.

__________________________________

Ich erinnere nochmals daran, daß AlGII-Bezieher mtl max. 345€ erhalten, von welchen sie ihren Lebensunterhalt zu betstreiten haben!
Es wird also für die oben beschriebenen Angehörigen der Toten noch viel "enger" werden, als es heute noch ist!

Trauer und Gedenken - menschliche Grundbedürfnisse!

Gute Nacht für heute
Baba Yaga
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bjk

Beiträge: 7353
Ort: Berlin


New PostErstellt: 29.11.04, 13:02  Betreff:  Re: Trauer und Gedenken - auch menschliche Grundbedürfnisse!  drucken  weiterempfehlen




>> "(Gehe jetzt zur ver.di-Besprechung wg. HartzIV und werde dort die Kopien zur Armutsdefinition von Henkel verteilen)" <<


Liebe Baba,

und ich werde heute abend am Offenen Mikro auf der Montagsdemo meine MitstreiterInnen davon informieren, wofür Henkel uns hält, nämlich:


"Wer gehört zu dem Zehntel der Bevölkerung, das weniger als 50% des Durchschnittseinkommens bezieht?
Einen wesentlichen Teil dieser Gruppe stellen ledige Mütter und Alkohol- und Drogensüchtige."


da wird Freude aufkommen

Gruß
bjk


[editiert: 29.11.04, 13:04 von bjk]
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Baba Yaga
New PostErstellt: 29.11.04, 12:36  Betreff: Re: Auch Olaf Henkel setzte sich schon mit "Armut" auseinander!  drucken  weiterempfehlen

Auch Olaf Henkel setzte sich schon "eingehend" mit dem Begriff und der Situation der "Armut" auseinander!

Warum wohl?
Armut kann zur Bedrohung von Reichtum und deren Eignern werden!
Vor solchen Besitzängsten scheint auch er nicht gefeit zu sein.

Übrigens, die christlichen Kirchen kennen die latent drohende Gefahr für Reichtum und Reiche, sonst hätten sie nicht Jahrhunderte lang verkünden lassen,
"seelig die Armen im Geiste"
oder
"Reichtum mache nicht glücklich"
und
"Reiche seien wegen ihrer ständigen Angst um den Erhalt ihres Reichtums zu bedauern"!

Da die Überzeugungskraft der Kirchen bei den Massen verblaßt, hat sich Prof. Olaf Henkel daran gemacht, zeitgemäß und "theoretisch-sachlich" für Aufklärung zum Thema Armut zu sorgen.
Daß er dabei Anleihen bei Friedr.von Hayek macht, einem anachronistischen Vertreter des Raubtier-Kapitalismus des letzten Jahrhunderts, - er verweist zwar nicht explizit darauf, lugt jedoch wortwörtlich aus seinem Pampflet heraus -, erklärt die Richtung und sein Anliegen!

Hier seine "Abhandlung", die man gelesen haben und noch mehr in Erinnerung behalten sollte, wenn er als "gefragter Experte" von den Medien zur Schau gestellt wird:

8 Arten von Armut

[Fettdruck und Vergrößerungen zur Heraushebung durch Baba Yaga]

Nimmt die Armut zu?

Wie sinnvoll ist die relative Armutsdefinition?

Der Vorwurf der "Zwei-Drittel-Gesellschaft"


8 Arten von Armut
Im Mai 2001 hat die Bundesregierung ihren Armutsbericht veröffentlicht, der ihr als Grundlage ihrer Sozialpolitik dienen soll. Da die politischen Erfordernisse sich ständig ändern, hat die Bundesregierung vorsorglich 8 Arten von Armut entdeckt.
So hat man in jeder Situation genügend Arme als politische Manövriermasse.

Als arm gilt, wer im Vergleich zu einem "mittleren Einkommen" erheblich "weniger verdient".
Diese Begriffe kann man nun, je nach politischer Absicht, ganz unterschiedlich definieren.
Der Armutsbericht tut das, indem er:

Das Durchschnittseinkommen einerseits als arithmetisches Mittel berechnet, andererseits als Median (wodurch extrem hohe oder niedrige Einkommen weniger Gewicht haben).
Als Armutsgrenze entweder 50% oder 60% des Durchschnittseinkommens ansieht. [Kein Schreibfehler - Original-Satzbau des Autors]
Bei der Gewichtung von Haushaltsmitgliedern unterschiedliche Verfahren anwendet. [Kein Schreibfehler - Konstrukt des Autors]

Die "Faktorierung" von Familienmitgliedern ist notwendig, da je nach Haushaltsgröße ein unterschiedliches Einkommen je Kopf erforderlich ist, um den gleichen Lebensstandard zu erreichen.
Beispiel: [Kleinschreibung nach Doppelpunkt - Autor] ein Zweipersonenhaushalt braucht nicht das doppelte Einkommen eines Einpersonenhaushalts, um das gleiche Versorgungsniveau zu erreichen. Um diesen Sachverhalt zu berücksichtigen, werden Äquivalenzgewichte für verschiedene Haushaltsgrößen festgelegt.
Der Armutsbericht benutzt sowohl die alte als auch die neue OECD-Äquivalenzskala.
Da diese Skalen sich stark unterscheiden, ergeben sich auch stark voneinander abweichende Ergebnisse.
Beispiel:[Kleinschreibung nach Doppelpunkt - Autor] bei einem Haushaltseinkommen von 4.000 DM beträgt das Äquivalenzeinkommen pro Person nach der alten Skala 1.481 DM, nach der neuen 1.905 DM.

Die obigen Berechnungsmethoden ergeben 8 unterschiedliche Definitionen von Armut.
Hier ist für jedes politische Bedürfnis etwas dabei: [Kleinschreibung nach Doppelpunkt - Autor] je nach Berechnungsmethode waren 1998 laut Armutsbericht 6% bis 20% der Menschen in den neuen Bundesländern "arm", in den alten Bundesländern reicht die Spanne von 3% bis 12%.

Als unterste Armutsgrenze gibt der Bericht für 1998 in den alten Bundesländern ein Einkommen von 1.462 DM pro Kopf und Monat an. Eine Familie mit 2 Erwachsenen und 4 Kindern wird als arm betrachtet - niedrigste Definition -, wenn ihr Nettoeinkommen weniger als 5.409 DM im Monat beträgt.
Ein weiteres Haushaltsmitglied erhöht die Armutsgrenze für diese Familie auf 6.433 DM.

Eine Familie mit 2 Kindern ist nach Meinung der Bundesregierung arm, wenn sie ein Nettoeinkommen von weniger als 3.948 DM hat.
Ein ledige Mutter mit Kind gilt als arm, wenn sie netto weniger als 2.193 DM an Einkommen bezieht.

Nimmt die Armut zu?
Die Bundesregierung behauptet in ihrem Bericht, daß die Armutsquote von Jahr zu Jahr steigt. Diese Aussage ist nur haltbar, wenn man statistische Kunstgriffe benutzt. Da die Berechnung der "Armut" haushaltsbezogen erfolgt, muß jede Änderung in der Zahl und Zusammensetzung der Haushalte Auswirkungen auf die Zahl der Armen haben.

Die Anzahl der Haushalte ist in den alten Bundesländern von 23,5 Millionen in 1973 auf 30,6 Millionen in 1998 gestiegen. Während früher alleinstehende Mütter oft im Haushalt ihrer Eltern lebten - und dadurch als Mitglied eines größeren Haushalts nicht unter die Armutsgrenze fielen - gründen heute Alleinerziehende zunehmend eigene Haushalte. Die Zahl dieser Haushalte stieg von 1,4 Millionen in 1973 auf 1,7 Millionen in 1998. Dem entsprechend stieg auch die Zahl der "Armen".

Auch die Verdoppelung der Studentenzahlen im letzten Vierteljahrhundert ließ die Armutsquote steigen. Viele Studenten haben eigene Haushalte. Da ihr Einkommen relativ gering ist: 1.300 DM/1.030 DM in alten/neuen Bundesländern, erhöhen sie die Zahl der "Armen", obwohl diese Studenten nach ihrem Studium zu den "Besserverdienenden" gehören werden.

Tatsächlich ist die Zahl der "Armen" gesunken.
Während 1985 noch 11,2% der Bevölkerung weniger als 50% des durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommens bezogen, betrug 1998 dieser Anteil 9,5%.
Seit 1973 haben alle Einkommensgruppen einen realen (preisbereinigten) Einkommensanstieg erfahren. Die unterste Einkommensgruppe konnte in diesem Zeitraum ihr durchschnittliches Nettoeinkommen um real 20% steigern.

[size=15]Wie sinnvoll ist die relative Armutsdefinition?[/size]

Machen wir 2 gegensätzliche Annahmen: [Hier übernimmt er Hayek, ohne Zitathinweis]

Bill Gates entschließt sich, seine Firma nach Deutschland zu verlegen, z. B. in eine Freihandelszone auf Helgoland, alles andere bleibt gleich. Das Durchschnittseinkommen würde steigen und damit auch die Zahl der "Armen".

Ein Politbüro grüner Sozialisten übernimmt in Deutschland die Macht und zwingt dem Land seine Vorstellungen auf, wodurch das Durchschnittseinkommen auf 10% des heutigen Standes sinkt.
Wenn nun eine egalitäre Politik die Beseitigung der Einkommensunterschiede durchsetzt, hätten wir keine "Armen" mehr, da alle gleich wenig verdienen.

Die Armuts-Definition der Bundesregierung führt zu paradoxen Ergebnissen.
Warum macht sich die politische Klasse einen derart absurden Armutsbegriff zu eigen?
Es gibt nur ein Motiv, das dieses willkürliche Vorgehen erklären kann:[Kleinschreibung nach Doppelpunkt - Autor] dem betreuenden Staat dürfen die "Armen" nicht ausgehen.
Die Existenz riesiger Sozialbürokratien und -budgets muß gerechtfertigt werden. Es erstaunt nicht, daß die beiden Staatskirchen, die ebenfalls beachtliche steuerfinanzierte Sozialapparate unterhalten, diesem Armutsbegriff zustimmen.

Für die Liberalen ist Armut dann gegeben, wenn eine existentielle Notlage vorliegt, wie z. B. ein Mangel an Nahrung, Kleidung und Unterkunft. Dann ist Hilfe zur Selbsthilfe erforderlich, zuerst und vor allem private freiwillige Hilfe und, falls notwendig, auch subsidiäre staatliche Hilfe.

Der Vorwurf der "Zwei-Drittel-Gesellschaft"

Die Sozialisten aller Spielarten, insbesonders auch jene in den staatlich privilegierten Kirchen, erheben gerne die moralinsaure Anklage gegen den Kapitalismus, daß in ihm ein Drittel der Bevölkerung vom Wohlstand ausgegrenzt sei.

Tatsächlich stellt sich die Einkommensverteilung in Deutschland wie folgt dar: [Kleinschreibung nach Doppelpunkt - Autor]
ein Drittel der Bevölkerung verfügt über weniger als 75% des Durchschnittseinkommens,
die Hälfte bezieht ein Einkommen zwischen 75% und 125% des Durchschnittseinkommens,
ein Sechstel hat ein Einkommen, das über 125% des Durchschnitts liegt.
Die Sozialisten beklagen nun den "prekären Wohlstand" oder gar die "Armut" des unteren Drittels der Einkommensbezieher.

Bei einer unvoreingenommenen Betrachtung muß man allerdings feststellen, daß der hierbei benutzte relative Armutsbegriff irreführend ist.

In einem Entwicklungsland mit einem Durchschnittseinkommen von 100 DM/Monat wären 75% davon wirklich mit Armut gleichzusetzen. In Deutschland hingegen betrug 1998 das durchschnittlich verfügbare Einkommen eines Haushalts 5.020 DM pro Monat. Wenn sich das Durchschnittseinkommen verdoppeln oder verdreifachen würde, wären dann diejenigen immer noch arm, die weniger als 75% davon verdienten?
Außerdem muß in diesem Zusammenhang die Frage nach der Selbstverantwortlichkeit gestellt werden.
Wer gehört zu dem Zehntel der Bevölkerung, das weniger als 50% des Durchschnittseinkommens bezieht?
Einen wesentlichen Teil dieser Gruppe stellen ledige Mütter und Alkohol- und Drogensüchtige.
Wenn jemand für sich Entscheidungsfreiheit beansprucht, dann muß er auch selbst für die Folgen seines Handelns einstehen.
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Danke, Olaf Henkel, für die uneigennützige und überzeugende Aufklärung!!!!

Baba Yaga

(Gehe jetzt zur ver.di-Besprechung wg. HartzIV und werde dort die Kopien zur Armutsdefinition von Henkel verteilen)
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Baba Yaga
New PostErstellt: 29.11.04, 11:12  Betreff: Re: Trauer und Gedenken - auch menschliche Grundbedürfnisse!  drucken  weiterempfehlen

Guten Morgen, Anja und Ralf!

Wie mein Bericht vom gestrigen Friedhofsbessuch zeigt, hat Armut viele Facetten, man erkennt sie nicht alle sofort und aufeinmal!

Eine davon: Armut bedeutet Unfreiheit!

"Ich kenne keinen Armen, der sich in seinem Elend frei fühlt. "
- aus Jean Cantos: Das Manuskript des Maître Godemer -

Daß Armut auch zum Problem der Reichen und Besitzenden wird, zeigen die vielen Auslassungen Wirtschaftsliberaler von gestern und heute:

"Die erste Pflicht der Regierenden ist es, die Minderheit der Wohlhabenden gegen die Mehrheit zu schützen."
- aus Noam Chomsky: Profit over people -

Einen schönen Tag noch
Baba Yaga
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Anja.

Ort: Mainz

New PostErstellt: 28.11.04, 19:13  Betreff: Re: Trauer und Gedenken - auch menschliche Grundbedürfnisse!  drucken  weiterempfehlen

Auch ich möchte Dir dafür danken, liebe Baba!

Nicht nur, dass es mir ins Herz geschnürt hat, bei dem Gedanken, vielleicht irgendwann mal kein Geld für ein Grab oder eine Grabpflege für meine Lieben zu haben - es hat mich auch wieder an Dinge erinnert, die ich längst hätte tun sollen!

Liebe Grüße an Dich

Anja



"Existieren heißt sich verändern,
sich verändern heißt reifen,
reifen heißt sich selbst endlos erschaffen
(Henri Bergson)"
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Ralf.


New PostErstellt: 28.11.04, 19:10  Betreff: Re: Trauer und Gedenken - auch menschliche Grundbedürfnisse!  drucken  weiterempfehlen

Danke, liebe Baba, für diesen zu Herzen gehenden Bericht ! Ich habe ihn gleich in mein Forum übernommen:

http://www.carookee.com/forum/m-wie-mensch/46/3338242.0.01105.html

Eine besinnliche Adventszeit wünscht Euch
Ralf

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Gast
New PostErstellt: 28.11.04, 18:38  Betreff: Trauer und Gedenken - auch menschliche Grundbedürfnisse!  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

Ich habe heute das Grab meiner Eltern besucht!
Die Erinnerung an sie halte ich in Ehren und meine Dankbarkeit ist Grund dafür, daß ich mich um das Grab kümmere!

Heute habe ich einen Kranz aus Tannenzapfen auf die Platte gelegt und dafür ein Gesteck aus Zweigen und verschiedenen Trockengewächsen entfernt.
Viele Teile dieses Bouquets waren durch Regen, Schnee und Frost unansehnlich geworden, sodaß ich es zum Drahtcontainer für Bio-Abfälle brachte!
Dort stand gebückt eine alte Frau mit Kopftuch und machte sich im Drahtbehälter zu schaffen.
Als ich mein Gesteck einwerfen wollte, bat sie mich, es ihr zu überlassen.
Sie wollte es später hineinwerfen, wenn sie noch den einen oder anderen Zweig und einzelne, erhaltene Trockenteile herausgezupft habe.
Auch sie habe ein Grab zu schmücken und benötige dafür die noch verwendbaren Zweige und Trockenpflanzen!

Rentnerin? Sozialhilfe-Empfängerin?

Beides schoß mir durch den Kopf und ich hatte keinen Zweifel daran, daß sich die alte Frau einen neuwertigen Grabschmuck nicht leisten konnte.
Um dem menschlichen Bedürfnis des Gedenkens und der Trauer Ausdruck zu verleihen, ist sie daher gezwungen in Containern zu wühlen, weil ihre kleine Rente solche Ausgaben nicht zuläßt.
Auch bei Sozialhilfe und dem neuen AlGII sind solche Posten nicht vorgesehen und bei der Kalkulation der Leistungshöhe unberücksichtigt geblieben!

Dabei hatte sie noch Glück, überhaupt ein Grab schmücken zu können!
Viele RentnerInnen und SozialhilfeempfängerInnen, insbesondere in größeren Ortschaften und Städten können sich Gräber für ihre Lieben nicht leisten.
Bleibt nur die Beisetzung in Massengräbern, mit und ohne Verbrennung, je nach Anordnung der Sozialämter!

In fast allen Kulturen wurde und wird Hinterbliebenen Raum gegeben zur persönlichen Verehrung und zum persönlichen Gedenken ihrer Anghörigen, nur die "Zivilisation" kennt dafür wenig Rücksicht!
Dabei ist Trauer und Gedenken ein Grundbedürfnis, das nicht nur beim Menschen vorzufinden ist.

Ich erinnere mich an einen traurigen Hund, dessen Freund auf deren gemeinsamen Spaziergang von einem Auto überfahren wurde und der am Straßenrand verendete! Der Hund, der seinen Kollegen verloren hatte, kehrte wochenlang zum Ort des Todes zurück, saß dort Stunden und war nicht zu vertreiben!

Das Gebot der Menschenwürde sollte alle Grundbedürfnisse von Menschen berücksichtigen!
Wie man erkennt, tut sich unsere "zivilisierte" Gesellschaft mit einigen elementaren Ansprüchen und Bedürfnissen, sowie den daraus entstehenden Pflichten und Rechten ziemlich schwer!

Baba Yaga


[editiert: 28.11.04, 19:02 von Baba Yaga]
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