Hamburg - Die Eltern des in Hamburg verhungerten siebenjährigen Mädchens haben ihre Tochter vermutlich wie eine Gefangene gehalten. Gegen die 35-jährige Mutter und den 49 Jahre alten Vater erging am Mittwoch Haftbefehl wegen «gemeinschaftlichen Totschlags durch Unterlassen». Nach den Erkenntnissen der Polizei war das bis auf 9,5 Kilogramm abgemagerte Kind in der Hochhauswohnung völlig isoliert von der Außenwelt aufgewachsen. Die Nachbarn hatten offensichtlich nichts von der Existenz des Mädchens gewusst.
Edith Aufdembrinke, Vorsitzende des Vereins dago Kinderlobby, versteht nicht, warum die Schulbehörde nicht nachgefaßt hat: "Bei Schulschwänzern werden die Schüler nach zwei Wochen von der Polizei aufgesucht, aber im Fall von Jessica wird monatelang gewartet!"
Hauptpastor Helge Adolphsen von St. Michaelis sagte: "Dieser Fall zeigt, wie groß die Anonymität und das Desinteresse unter den Menschen ist. Er muß uns wachrütteln."