Ohnesinn

Brief33 · ** Beiträge: 386 Ort: Schafflund

Mein ganzes Mitgefühl gilt dem Lockführer und der Familie!

Gruß
Frank

Keiner hat den Brief gelesen, den er schrieb bevor er sprang.

wolfeye1 · Ehemaliges Mitglied

da schließe ich mich an

Brief33 · ** Beiträge: 386 Ort: Schafflund

http://bazonline.ch/sport/weitere/Radprofi-begeht-Selbstmord/story/30555385

Wer hat vor den Freitod Enkes von diesem Debakel gehört?

Gruß
Frank

Keiner hat den Brief gelesen, den er schrieb bevor er sprang.

Murdoc · * Beiträge: 77

So bedauerlich der Freitod eines jeden Menschen ist, hinter jedem steht eine Geschichte, aber es ist in der Tat ein Unterschied, ob man ohne andere zu schädigen von dannen zieht , oder anderen eine lebenslange Hypothek daläßt.

Deswegen ein klares ja, zu : DER LOKFÜHRER TUT MIR LEID !!!!!

Ich denke, also bin ich !

Lensman · Administrator Beiträge: 3339 Ort: Bochum

Schön, daß es nicht nur einer mal Ausspricht, sondern andere zustimmen.

Ein Riesenbuhai wurde aus dem Fall gemacht, aber der Lokführer kam einfach nicht vor. Viele Lokführer, die mal einen Menschen angefahren haben, haben im Anschluß psychische Probleme. Hier kommt erschwerend hinzu, daß er weiß, wen er angefahren hat (während die Täter/Opfer sonst anonym sind).

Der eine sieht nur Bäume -
Probleme, dicht an dicht;
der andere Zwischenräume -
und das Licht!
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Wer nichts zu sagen hat, soll keine Kommentare schreiben R.A.
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Rechtschreib- und sonstige Fehler sind beabsichtigt und urheberrechtlich geschützt

Martha · Ehemaliges Mitglied

Nicht nur dem Lokführer gilt mein Mitgefühl. Auch all denen, die die Leiche beseitigen mussten und auch denen, die die zuschauen mussten.
Lokführer müssen jederzeit mit Selbstmördern rechnen und es soll schon vorgekommen sein, daß es einigen sogar wiederholt passiert sei. Die wenigsten allerdings können nach einem solchen Vorfall weiterhin fahren.

Auf der anderen Seite steht der Selbstmörder. Der ist krank. Suizid ist die höchste Form der Aggression gegen sich selbst gerichtet. Vor dieser Tat stehen meistens schwerste Depressionen. Diese Menschen denken nicht mehr nach. Ein Abschiedsbrief in einem lichten Moment vielleicht...

Heute steht ein Stab von Psychologen bereit, um die Opfer, in diesem Fall den Lokführer, zu betreuen. Das ist ein großer Fortschritt.
Meine Mutter musste 11-jährig in der zerbombten Straße, in der sie wohnte, über Leichen steigen, die vor der Haustür lagen.
Warum ich das erwähne?
Der Tod und sein damit verbundener Schrecken begegnet uns überall und oft unverhofft und blitzartig. Jeder von uns muss vorbereitet sein.

Unser Baggersee ist berühmt-berüchtigt als Anziehungspunkt für potentielle Selbstmörder. Nach meiner Kenntnis haben bisher nur Frauen diese Art des Suizids gewählt. Inzwischen sind die Einwohner unseres Ortes sensibilisiert und achten genauer auf einsame Spaziergänger, die zu ungewöhnlichen Zeiten um den See gehen.

Das Problem ist, daß Depressive meistens hervorragende Schauspieler sind. In unserem Beruf erleben wir dies tag-täglich. Nur mit viel Erfahrung kann man hinter den körperlichen Symptomen, die vorgeschoben werden und die man bereit ist zu behandeln, die tiefe seelische Not erkennen.

Man hat ja "normal" zu sein! Bloß nicht auffallen! Depressionen passen nicht in unsere Zeit. Darüber spricht man nicht.
Ich spreche das an. Ich frage. Und nicht selten bricht aus dem Kranken etwas hervor, was dieser verzweifelt versucht hat, zu verbergen.

Und dann kann Heilung beginnen.

Nicht der Wind, sondern das Segel bestimmt die Richtung.

Brief33 · ** Beiträge: 386 Ort: Schafflund

Hallo Martha
Abgesehen von der Krankheit die Robert Enke plagte:
Was hat der Zugführer gesehen?
Dieser Moment ist wohl der Schlimmste. Er sieht einen Menschen auf seinen Schienen, vor seinem Zug. Er will ihn nicht überfahren, er versucht zu bremsen, er bremst, er hofft. Weiß er was jetzt passiert? Bremsende Züge machen Lärm. Von außen betrachtet tun sie das, im Zug auch. Was hört man in der Lok und was sieht man, wenn man einen Menschen überrollt, dieser gar durch die Luft wirbelt oder an der Frontscheibe Blut emporspritzt? Keine Ahnung welche Kräfte in diesem Moment was bewirken.

Der Zug steht, der Zugführer fordert einen Krankenwagen an, er springt aus der Lok, er hofft, er sieht, er weiß, scheiße.

Nun aber, wo die Nation weiß, dass Enke sein Leben absichtlich beendet hat, auch der Zugführer erfährt das, wieviel besser macht es nun diese Schlimme Sache für den, der den Zug gefahren hat? Keiner macht ihm Vorwürfe, keiner klagt ihn an, alle haben Mitleid mit ihm.
Was passiert da noch in einem Menschen, dass es, obwohl unschuldig, sein Leben verändert?

Im "stillen Kämmerlein" wäre mit 150 km/h gegen eine Betonmauer besser gewesen, aber nicht so etwas, wo unschuldige Dritte ebenso ins Unglück getrieben werden.

Ich sage jetzt was, wofür man mich in der Luft zerreissen wird:

Kann man von einem erwachsenen Selbstmörder mehr Verantwortung im Sinne eines "sauberen Abtretens" erwarten ?

Gruß
Frank

Keiner hat den Brief gelesen, den er schrieb bevor er sprang.

Lensman · Administrator Beiträge: 3339 Ort: Bochum

Zitat: Brief33

Kann man von einem erwachsenen Selbstmörder mehr Verantwortung im Sinne eines "sauberen Abtretens" erwarten ?

Ja!!!

Zufällig hatte ich gerade heute einen solchen Fall. Der Mann hat sich eine Matratze ins Badezimmer gelegt. Dann hat er Fenster und Tür geschlossen und die Ränder mit Klebeband abgedichtet. Er war sogar so umsichtig, auf der Treppe hoch zum Bad Zettel zu legen mit der Aufschrift: Achtung, Gefahr, CO.

Dann hat er einen Holzkohlegrill angezündet, ist eingeschlafen und nicht wieder erwacht.

Für seine Familie ist die Belastung noch groß genug, aber zumindest wurden andere nicht mehr hineingezogen als unvermeidlich.

Der eine sieht nur Bäume -
Probleme, dicht an dicht;
der andere Zwischenräume -
und das Licht!
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Wer nichts zu sagen hat, soll keine Kommentare schreiben R.A.
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