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Was Demografen und Städteplaner vom Ruhrpott lernen können

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Kristian Frigelj
Gast
New PostErstellt: 02.08.06, 08:47  Betreff: Was Demografen und Städteplaner vom Ruhrpott lernen können  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Was Demografen und Städteplaner vom Ruhrpott lernen können
Warum die gewaltgeprägten Banlieues fehlen / Das Klischee von der dickensschen Arbeitertristesse

Von Kristian Frigelj

Vor einiger Zeit reiste ich in die Erde, um die Legende des Ruhrgebiets zu erforschen. Eintausend Meter rumpelte der Aufzug im Bergwerk Ost in Hamm hinab. Im Nu waren unsere Gesichter rabenschwarz vom Steinkohlenstaub. Es wurde heißer, je näher wir dem Abbaustollen kamen. Wir begrüßten jede lebende Seele mit einem "Glückauf".

Dort unten habe ich die Vergangenheit des Ruhrgebiets gesehen. Die Maloche prägte das Leben über Tage, schuf Freundschaften, Arbeiterkultur. Früher gab es Dutzende Zechen im Revier. Früher schwebte in Hagen "Gold" vom Himmel, wenn vom Hüttengelände der Stahlindustrie gelbe Rauchwolken aufstiegen.



Es war einmal.

Das Ruhrgebiet schwelgt in stahlgepanzerten und kohlebefeuerten Erinnerungen. Es trägt aber auch daran. Der Ruhrpott ist wie ein Märchenland, verwunschen von seinen Klischees. Der nach London und Paris drittgrößte Ballungsraum Europas mit 5,4 Millionen Menschen strahlt keinen internationalen Glanz aus wie die Kapitalen. Auswärtige erwarten dickenssche Arbeitertristesse, bestaunen restaurierte Zechentürme, Werkshallen.

"Strukturwandel" rutscht einem leicht über die Lippen. Das strapazierte Zauberwort ist Rettung und Fluch zugleich.

Der Ruhrpott hat sich häufig benachteiligt gefühlt, als wirtschaftlicher Sonderfall. Immerhin wurden Abermillionen Euro an Fördermitteln in die Region gepumpt. Die Region schwankt zwischen Minderwertigkeitskomplex und Stolz.

Die Stadt Dortmund etwa schickt sich an, das moderne Ruhrgebiet zu prägen. In einem aktuellen Geografiebuch für die Gymnasien wird am Beispiel Dortmunds die Erneuerung erklärt, auch um Trugbilder vom verschmutzten Himmel und verseuchten Flüssen auszutreiben. Die einstmalige Stahl-, Kohle- und Bierstadt drängt es in die Zukunft: Nanotechnologie, Software, Dienstleistung. Ein künstliches Gestade auf einer alten Industriebrache, der Phoenix-See, soll neue Einwohner locken.

Der Ruhrpott ist rückständig und zugleich der Zeit voraus. Die Phänomene der Demografie, Entvölkerung, Überalterung, steigende Ausländerzahlen, werden hier um Jahre früher akut als anderswo im Westen. Die Arbeitslosigkeit ist überdurchschnittlich hoch. Der Verkehr erfährt täglich seine Grenzen. Und anders als etwa in Paris sind nicht gewaltgeprägte Banlieues entstanden, sondern sozial stabilisierte Stadtteile. Demografen und Städteplaner können vom Ruhrgebiet lernen.

Die Metropolregion ist mit ihren konkurrierenden Städten zersplittert, politisch und emotional. Man ist im Grunde des Herzens Bochumer, Duisburger, Schalker. Im Jahre 2010 wird der Region die Ehre zuteil, mit der Stadt Essen die europäische Kulturhauptstadt zu stellen.

Das verspricht internationalen Glanz für die "Ruhrkultur". Und die Gäste werden sich, hoffe ich, nicht nur auf die Vergangenheit beschränken. Für das Ruhrgebiet selbst ist das Spektakel eine große Chance, mit seiner Erneuerung zu beeindrucken. Vorwärts, Ihr Ruhrianer, und schaut nicht so oft zurück!

Kristian Frigelj ist Korrespondent für die WELT in Düsseldorf

Artikel erschienen am Mi, 2. August 2006, Die Welt
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TH
Gast
New PostErstellt: 05.09.06, 12:58  Betreff: Selbstbewußtsein = Selbst bewußt sein  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Selbstbewußtsein kommt von "sich selbst bewußt sein". Bewußt kann man sich werden wenn man Dinge begreift, gerade die, die man selber auslöst und erzeugt. Der Bedarf an ein gesundes Selbstbewußtsein erfordert Erfahrungen mit sich selbst, und besonders mit der eigenen Leistung. Wer viel macht viel Fehler. Wer immer nur kritisiert wird, verliert den Glauben an sich selbst. "Missing self-confidence" ist die Folge.

Wenn dazu das Jagdfieber kommunaler Auslober nur die Trophäen aus fernen Ländern mitbringen und in der Region einsetzen, anstatt den eigenen kreativen Köpfen Chancen einzuräumen, muss man sich nicht wundern, wenn "Ruhrianer" weiterhin an ihren eigenen Fähigkeiten zweifeln.

Das der Philosoph im eigenen Land nichts gilt ist ein überholter Spruch. Lernen doch andere Metropolen wie London oder Paris lieber von den eigenen Kräften und sind stolz darauf, so einen Exportartikel zu schaffen, der für ihre Stadt wirbt. Und wer nicht wirbt - der stirbt!

Also liebe kommunale Entscheider:
Besinnt euch auf die eigene Kraft, die aus der Nähe Werbung schafft.

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