phoenix-see
Wohnen am Wasser in Dortmund
Der Phoenix-See in Dortmund-Hoerde
 
Sie sind nicht eingeloggt.
LoginLogin Kostenlos anmeldenKostenlos anmelden
BeiträgeBeiträge MembersMitglieder SucheSuche HilfeHilfe
VotesUmfragen FilesDateien CalendarKalender BookmarksBookmarks
Bad Hörde - Sichtweisen vom Seeufer

Anfang   zurück   weiter   Ende
Autor Beitrag
Artikel aus Wir in Hörde
Gast
New PostErstellt: 16.12.05, 21:33  Betreff: Bad Hörde - Sichtweisen vom Seeufer  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Bad Hörde - Sichtweisen vom Seeufer

Als direkt betroffene Anlieger haben wir das Phönixseeprojekt von Anfang an aufmerksam begleitet. Wir sind eine Anliegerinitiative von 50 Eigentümern entlang der Weingartenstraße und des Remberg. Alles Menschen, die dort seit Jahrzehnten wohnen, zum Teil hier geboren und aufgewachsen sind, und jetzt Angst haben um ihre ererbte Altersvorsorge. Denn so faszinierend das Projekt vom Phönixsee beim flüchtigen Blick erscheinen mag, beim näheren hinsehen erkennt man schnell, dass der Teufel im Detail steckt. Und bei diesem Großprojekt gibt es viele Details mit noch mehr kleinen und großen Teufelchen. Aber der Reihe nach. Nimmt man die ersten Aussagen vom Seeblick mal wörtlich, ja den gibt es auch, oberer Remberg, Dachgeschoss.
Ansonsten wird der Seeblick dem geplanten Neubauviertel vorbehalten
bleiben. Die Anzahl der verschachtelt gruppierten Wohneinheiten entspricht der des Clarenberg, wobei die anzusiedelnde betuchte Klientel vom riesigen Hausteich gelockt werden soll. Ja wenn es schon nichts wird mit dem Seeblick, dann ist das Ganze aber doch eine enorme Aufwertung des Gebietes, und die Grundstückspreise explodieren geradezu. Das Wort von den Millionären rund um den See macht bereits die Runde. Nur leider weisen die amtlichen Statistiken seit Jahren ein Verharren auf niedrigstem Dortmunder Niveau aus. Und selbst wenn dies einträfe, dann wäre dies doch nur ein geringer usgleich für in der Vergangenheit über Jahrzehnte erlittene Einbußen. Der See verwässert hier den Blick. Zur Erinnerung für alle nostalgisch Verklärten: Bis April 2001 war hier eine der größten Dreckschleudern Westeuropas in Betrieb und erdrückte die Nachbarschaft mit einem „Leichentuch“ aus Lärm, Dreck und Gestank. Besondere Höhepunkte gab es immer um die Weihnachtszeit herum. Bei feurig erleuchtetem Himmel waren da nicht nur „die Engelchen am Plätzchenbacken“ wie so manchem Kind erzählt wurde, nein, da flogen auch die „Kuchenformen“ nach Explosionen in Form metergroßer Stahlbleche bis zur Grundschule, oder da fand sich nach Filterausfällen eine schmierig braune „Kakaoglasur“ über der ganzen Gegend.
Aber noch mal zurück zu den Grundstückspreisen. Wenn hier das Pendel jetzt mal in die andere Richtung ausschlagen soll, da haben sich bereits findige Menschen Gedanken darüber gemacht, wie man hieran teilhaben kann. Die Zauberworte heißen
Sanierung und Bodenwerterhöhung.

Vom Prinzip her schaut man zu Beginn und Ende einer Sanierungsmaßnahme nach den Bodenpreisen und den positiven Differenzbetrag fordert man dann von den Grundstückseigentümern ein. Nachzulesen im Bau Gesetz Buch. Eine ganz vertrackte Sache. Da sich dieser Betrag nur rechnerisch ergibt, hat davon kein Eigentümer dies Geld in der Tasche um die präsentierte Rechnung zu zahlen. Es sei denn er verkauft. Das wäre dann der zweite, tolle Nebeneffekt, um die Menschen, die nicht mehr ins Bild passen zu verdrängen. Das gewachsene Umfeld mitseinen Menschen steht einer gewinnbringenden Vermarktung des Neubauviertels im Wege. Da passt es ins Bild, dass seit bekannt werden der Seepläne immer wieder Gerüchte über einen Abriss ganzer Straßenzeilen gestreut werden, um Ängste zu schüren und die Betroffenen weich zu kochen. Auch hierfür benötigtman das Wasser. Aber schauen wir mal genauer auf das Element Wasser. Man spricht zwar von See, rechtlichist dies aber eine Talsperre. Eine Talsperre mitten in einem Wohngebiet, die zwei vorhandene Grundwasserkörper mit unterschiedlichen Grundwasserhöhen überbrückt und nach unten offen ist. Der See ist eben nicht dicht. Aller Aufschüttungen, Altlasten, legalem
wie wildem Bergbau, künstlich erzeugter Gewässerhöhenlagen weit über historischem Niveau, des Auffindens lang vergessener Stollen zum Trotz, wird eine Gefährdung für das Umfeld kategorisch ausgeschlossen. Dabei basiert diese Annahme allein auf einem Wassermodell, welches in der Praxis bislang nie seine Verlässlichkeit unter Beweis gestellt hat. Was bedeutet das? Selbst wenn im Extremfall die ganze Gegend zu Klein Venedig werden sollte mit Swimmingpool im jedem Keller und wenn Änderungen des Grundwasserstandes Häuserfundamente instabil werden lässt bis hin zum Einsturz, selbst vor diesem Horrorszenario ist nicht gesichert, dass solche Schäden ausgeglichen werden. Die Geschädigten müssen
erst ein Verschulden nachweisen, was allein auf Grund der Vielzahl der komplexen Eingriffe in die vorhandenen Geländestrukturen unmöglich wird. Die Risiken des Projektes werden dadurch in unzumutbarer Weise auf die Betroffenen abgewälzt und
sind Existenzen bedrohend. Um das Gesamtprojekt zu verwirklichen, sind umfangreiche Bauarbeiten über Jahre mit Lärm, Dreck und Erschütterungen von Nöten. Noch sind die Schäden des oberirdischen Abrisses nicht reguliert, da wirft der unterirdische Abriss seine dunklen Schatten voraus. Selbst Gutachter können Schäden hierdurch nicht ausschließen. Es sollte aber keiner davon ausgehen, dass Betroffene hierzu noch Applaus klatschen werden. Nein dann müssen die Arbeiten eben eingestellt werden. Sollte es keine Abrissverfahren geben, die für das Umfeld Schadensfreiheit garantieren, ist letztlich das Gesamtprojekt in jetziger Form in Frage gestellt. Selbst wenn dies überstanden ist, dann trifft das Umfeld erst die andauernd schädigende Wirkung in Form von zusätzlichen Verkehren. Eine Verdoppelung für das vorhandene Umfeld ist bereits prognostiziert. Interessant dabei, dass aus Lärmschutzgründen das Neubauviertel von Verkehren weitgehend freigehalten werden soll zu Lasten des Umfeldes. Also wird sich gegenüber Hoeschzeiten nichts groß ändern. Die Stahlwerksfläche muss Geld bringen, und das Umfeld hat den Schaden und soll den „Dreck“ schlucken. So sehen die goldenen Zeiten tatsächlich aus.

Wir Betroffene haben im Planfeststellungsverfahren den Eindruck geäußert, man würde nicht offen mit uns umgehen. Dieser Eindruck wurde immer vehement zurückgewiesen. Nur als es darum ging festzuschreiben, dass die Anlieger auch zukünftig verbindlich zu informieren und auf dem Laufenden zu halten sind, da wurde dies stark eingeschränkt. Umso erschreckender ist was über die örtliche Presse oft versteckt zu erfahren ist. Es schrillen sämtliche Alarmglocken, wenn statt 600.000 Tonnen Massentransport lt. Planfeststellung auf einmal von einem um fast 70 % erhöhtem Transportvolumen von 1.000.000 Tonnen die Rede ist. Statt eines engmaschigen Grundwasser Überwachungsnetzes zeigen sich gravierende Löcher, die in Folge Verschüttung beim oberirdischen Abriss entstanden sind. Seit fast 1 1/2 Jahren sind für äußerst sensible Bereiche keine Daten vorhanden. Ein Skandal. Wenn Änderungen der Is t -Grundwasserstände aber nicht erhoben werden, sind die Prognosen des Grundwassermodells überhaupt nicht mehr nachvollziehbar, noch ist eine wissenschaftliche Verlässlichkeit
hinreichend fundiert. Allein die letztgenannten Punkte machen eine beantragte Wiederaufnahme des Planfeststellungsverfahrens erforderlich, da es sich um gravierende Eckpunkte im Verfahren gehandelt hat. Das dies nicht die Einzigen bleiben werden ist absehbar. Noch sind Fördergelder in zweistelliger Millionenhöhe
nicht bewilligt, aber durch die Projektträger auf der Einnahmeseite fest verplant. Bei den bereits bewilligten Fördermitteln ist zweifelhaft, ob nicht gegen Bewilligungsgrundlagen Verstoßen wurde. Damit wäre eine Rückforderung der Gelder nicht auszuschließen, was den Phönix See zu einem Millionengrab werden lässt. Das schön gerechnete Gesamtprojekt steht hier auf ganz tönernen Füßen. Für das Umfeld ist es nicht der angekündigte große Wurf. Zu groß ist die gesamte schädigende Wirkung. Welche Auswirkungen es darüber hinaus auf die
in Jahrzehnten gewachsenen tragfähigen Sozialstrukturen geben wird wurde erst gar nicht untersucht. Dies wird erst die Zukunft zeigen. Eins ist heute schon klar, Hochglanzprospekte und die Realitäten liegen da weit auseinander. Wie erstrebenswert wäre ein Leben im Neubauviertel am See? Man stehtauf Boden mit Deponiecharakter, über einem, bei sonnigem Wetter, die direkte Einflugschneise zum Flughafen, und das ganze im geselligen Kreis von etwa 5000 Besuchern täglich. Das ganze als Attraktion für das Umfeld, wo der frühpensionierte Stahlwerker, die Kriegerwitwe mit kleiner Rente, und kinderreiche ehemalige Sozialhilfeempfänger um die besten Aussichtsplätze auf die Terrassen der „Neureichen“ buhlen. Bravo das ist die gesuchte Toplage für Dortmunds Millionäre. Man sollte nicht darauf spekulieren, dass Bürger, denen man über Jahrzehnte
menschenunwürdige Lebensbedingungen zugemutet hat, die im tiefsten Sinne des Wortes ein Stahlwerk „überlebt“ haben, sich durch eine renaturierte Emscher oder einen See blenden lassen. Die ach so tollen Wasserwelten sind doch nur die eine Seite der Medaille.

Anliegerinitiative Weingartenstraße
/ Am Remberg
c./o. Klaus Tillmann
Weingartenstraße 31,
44263 Dortmund Telefon
0231 /43 74 13
ein Artikel aus "Wir in Hörde" mit freundlicher genehmigung von
IN Stadtteilmagazine
nach oben
Sortierung ndern:  
Anfang   zurück   weiter   Ende
Seite 1 von 1
Gehe zu:   
Search

powered by carookee.com - eigenes profi-forum kostenlos