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manzana

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Beiträge: 3857


New PostErstellt: 24.08.08, 05:03     Betreff: 23.08.2008 - Abschied vom Tisch

23.08.2008 - Abschied vom Tisch / Story von Steeve Fluid Lindauer

Damit hier keine Langeweile aufkommt, eröffne ich den Reigen in diesem neuen Storydread mit einer Geschichte von meinem alten Kumpel Steve Fluid Lindauer. Er hat sie mir schon vor einer ganzen Weile zur Verfügung gestellt. Steve ist ein Schreiberling – aber eigentlich ist er ein verrückter Typ, der derzeit in Buenos Aires sein Dasein fristet und nebenbei Bücher schreibt.

Wir haben uns vor ein paar Jahren an der Playa Bonita kennen gelernt und damals die Nacht zum Tag gemacht. Steve war damals privater Deutschlehrer in Santo Domingo und gab nebenbei Englischunterricht an einem Lyceo in der Hauptstadt. Ein Lyceo ist eine weiterführende Schule für Teenager ab 14 Jahren. Wir verstanden uns auf Anhieb und stehen seither immer in Kontakt. Vor kurzem hat er sein viertes Buch herausgegeben und in der Schweiz veröffentlicht. Er träumt von Santo Domingo und Samana. Wir haben damals ganz schön bei Valerio in Coson abgefeiert - aber irgendwie schafft er es nicht wirklich, einfach in den Flieger zu hüpfen und hier anzutanzen. Versprochen hat er es mir schon ein paar Mal und so einmal die Woche skypen wir uns gegenseitig an. Klar – das liegt sicherlich an Buenos Aires und wenn ich dort leben würde, hätte ich sicherlich auch Mühe, weg zu kommen. Eventuell schaffe ich es ja mal und mache mich hier vom Acker um in die Pampa zu entschwinden – ziel Buenos Aires und nächte bei Steve und Astor Piazzola und Co.

Item – hier also eine etwas schräge Story, die er 2007  über das Leben in Santo Domingo geschrieben hat. Ich will euch hier nicht einschüchtern, denn Steve ist genauso ein normaler Typ wie du und ich. Und ich selber schreibe auch gerne schräges Zeug. Es wird wohl bald schon was von mir hier kommen. Denn ganz nebenbei habe ich auch ein paar neue Storys auf Lager…  Und dann wärt ihr eigentlich dran, denn hier dürfen alle was loswerden…

Viel Spass – Manzana

Bevor ich es vergesse – Steve hat auch eine gute Webseite – hier der Link

http://www.stevelindauer.com/home.htm 

Abschied vom Tisch

Den heutigen Tag hätte ich mir getrost sparen können.

Zuerst liess mich dieses Girl sitzen. Nun, um die Wahrheit zu sagen, liess sie mich nicht im ursprünglichen Sinne sitzen. Sie tauchte pünktlich auf, um 17.35 Uhr, und drückte lächelnd ihre schwarze Hüfte gegen den runden Kaffeetisch, wo ich seit 10 min auf sie gewartet hatte. Dann setzte sie sich und schob sich die Sonnenbrille zurück vor die Augen.

Das Date dauerte eine Stunde und ich weiss noch immer nicht, welche Farbe ihre Augen wirklich haben. Geschweige denn ihre Seele. Naysa hätte abwesender und desinteressierter nicht sein können. Mein erstes Date in 4 Monaten und als sie sich schlussendlich mit einem Kuss auf die Wange verabschiedete, fühlte es sich eher an wie ein Glockenschlag vom Buckligen, denn wie ein Zeichen von Zuneigung.

Ich schaute ihr nach, wie ihr schwarzes Haar in der gleissenden Sonne von Santo Domingo sich seinen Weg suchte zwischen den alten Gemäuern, Richtung Meer, wie Quecksilber im Treibsand; einmal Blinzeln und alles was übrig bleibt, ist eine Sinnesstäuschung in der Hitze, ein Traumphantom, das nichts als seufzenden Honig hinterlässt.

Ich verliess den Tisch ohne mich ein letztes Mal umzudrehen. Ich wusste, dass sie ihre Zeitschrift vergessen hatte, sie lag quer auf dem Tisch. Ich schritt in entgegengesetzter Richtung davon. Es gab keinen Grund, den Tatsachen nicht in die Augen zu schauen.

Dann hielt ich es für eine gute Idee, meine Mails zu checken. Meine Mailbox enthielt 3 neue Meldungen. Die erste war von einem Freund. Sein Vater war vergangene Nacht gestorben und mein Freund fühlte sich schrecklich. Mit einem ätzenden Loch in der Mitte der Brust. Ich versuchte mein Bestes und schrieb ihm, dass nichts ohne Grund passiert, dass es schlussendlich gar keine Ungerechtigkeiten gibt, dass alles sich irgendwann offenbart und Sinn macht. „Dance in your blood, my friend“... Ich schrieb ihm ein langes Mail. Über 2 Seiten. Ich schrieb und schrieb - bis der Strom plötzlich ausfiel und alles löschte. Zuerst wollte ich fluchen, dann besann ich mich eines Besseren und bezahlte wortlos. Der Eigentümer fragte mich, ob ich mich nicht für einen Moment an seinen Kaffeetisch setzen wollte. Ich verneinte und vergass mein Wechselgeld.

Die anderen beiden Mails waren Porno Anzeigen aus den Vereinigten Staaten gewesen.

Zurück auf der Gasse wollte ich etwas Ruhe und suchte mir einen runden Tisch am Ende des Condes, der Fussgängerzone in der Altstadt von Santo Domingo. Eine Zeitschrift lag in der Mitte, quer, und ich verlangte nach einem Aschenbecher und einem grossen Cuba Libre mit wenig Eis.

5 Minuten später war ich wieder auf der Strasse, im Würgegriff eines jungen Kolumbianers, der mir damit drohte, mich umzubringen, sollte ich ihm noch einmal eine halbvolle Wasserflasche an die Brust werfen (damit er einen Schluck trinken konnte in der tropischen Hitze). Ohne mir der ungeschriebenen Gesetze von Latinoamerika bewusst zu sein, hatte ich die Linie des phyischen Kontakts überschritten und war ungewollt in seine Intimsphäre eingedrungen. Dabei hatte alles so lebhaft und unterhaltsam an meinem Tischlein angefangen. Nun guckten mich die Leute an, als ob ich die Krätze hätte und jemand schob murrend die Stühle zurecht.

El Conde ist der Spot, wo man sich trifft. Jung und alt, verdorben und unschuldig. Was hier abgeht, ist schwer zu beschreiben.

Ich habe schon göttliche Zwiebelsuppen an runden Tischen in Prag bestellt, Koks über die Kante von runden Zürcher Kaffeetischen gepustet, einen Brief in Blut in Buenos Aires geschrieben (nach der Sperrstunde an meinem runden Stammtisch), auf Engel gewartet, an runden Tischen in Panama und Jerusalem und Hollywood – mit den Füssen gekreuzt und den Handflächen auf dem Holz – aber was hier in Santo Domingo abgeht, schlägt jeden Casinotisch, sei er noch so verhext und manipuliert.

Es ist nicht die Hitze, noch die Einsamkeit; sondern die Lügen. Man verabredet sich, man trifft sich, man wird übers Ohr gehauen. „Herr Ober, die Lüge, bitte!“ –  10% Trinkgeld nicht inbegriffen.

Eigentlich wollte ich heute nur noch nach Hause gehen, zu meinem eigenen runden Tisch, ohne auf jemanden zu warten, nicht mal auf das Pfeifen der Kaffeekanne. Doch dann kam mir dieses Bild in den Sinn, der runde Kaffeetisch vom Merkker und während mir der Taxichauffeur eine weitere Lüge auftischt und mich über den Tisch zieht, kommt mir der Gedanke, dass der heutige Tag es vielleicht doch wert ist, festgehalten zu werden. Um eines Tages selbst auf einem runden Kaffeetisch zu landen, als nette Anekdote in einer Gazette, gelesen zwischen zwei Verabredungen; als Abwechslung oder Begleitung zu einer weiteren Zigarette, mit übereinandergeschlagenen Beinen rauchend, wartend, mit dem Blick auf dem Zifferblatt, mit den Gedanken im Reich der Tagträume, mit der unschuldigen Vergnügtheit, welche anonyme Kaffeetische normalerweise mit sich bringen. Ein Hauch von Cosmopolitan.

Ich denke, das einzige, was mich wirklich berührte, war das Girl und die Art und Weise wie sie mir keine Beachtung schenkte. Während ich ihr Gesicht nach einem Lächeln und einer Erklärung absuchte, wanderten meine Hände entlang der Tischkante, wie das sichtbare Gegenstück zu meinem rastlosen Verstand, mit den Fingern tastend, unterhalb des Kreises, ausserhalb der Realität, meine Augen in den ihren versenkend, der Geruch von starkem, süssem Kaffee in der Nase, warmer weiblicher Schweiss, salzig und verboten und köstlich, die unterdrückten Worte der restlichen Gäste wie verwirrte Mosquitos in der Nachmittagshitze... so suchte ich mit meinen Fingerspitzen nach einem Halt angesichts dieser überwältigenden Schönheit des Moments... und finde schliesslich und endlich... einen grossen Klumpen Kaugummi, der sich mir unter die Nägel schiebt.

Noch bevor ich die Rechnug bestellen kann, tippt mir jemand auf die Schulter und fragt, ob er sich an unseren Tisch setzen darf.

Ich stehe auf, lächle ihm zu und ziehe meinen Hut: Du kannst den ganzen Tisch haben, mein Freund, für dich alleine. Nur zu. Nimm Platz. Hüte dich einfach vor den Kanten... sie sind schärfer als du denken kannst.

Ich denke, in Zukunft werde ich mich an die Araber halten und meinen Kaffee auf dem Fussboden zu mir nehmen, umgeben von weichen Kissen und der Gewissheit, dass ich mir an keinem Tisch das Knie stossen werde. Oder das Herz.





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[editiert: 24.08.08, 05:05 von manzana]
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