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zystein


New PostErstellt: 29.01.06, 19:39     Betreff: Re: Meinungssteuerung - 5. Macht

Hallo bjk,
sorry, daß ich dir vorgreife. (War es Gegankenübertragung oder liegt das Thema auf der Hand?)
Dank auch für deinen Lesetip, Prädikat Heise, lohnt sich.
Habe im Folgenden auch noch etwas lesenswerten Stoff zusammengestellt.

Meinungssteuerung, dunnemals bis heute. Die politische Einflußnahme "der" Amerikaner mittels lizensierter Trendsetter. (Da von einem Forenuser bemängelt wurde, daß die beiden an dieser Stelle aufgeführten und - wie ich fand - recht informativen Rezensionen auf einen politisch nicht korrekten, nationalistischen Service verweisen, habe ich die Links ersetzt mit dem Verweis auf die Buchveröffentlichungen, um mich vorsorglich des - idiotischen - Vorwurfs zu entziehen, ein "Nazi-Symphatisant" zu sein.)
Empfehlung und prägnante Kurzrezension bei Amazon:
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3902475013/qid=1138967443/sr=1-2/ref=sr_1_10_2/303-6377919-6647436
    Zitat:
    Das Standardwerk zur Geschichte der Amerikanischen Umerziehung: Seit mehr als 30 Jahren hat es zahlreiche Auflagen erfahren. Jetzt liegt eine aktualisierte und stark erweiterte Neuausgabe vor, die die Auswirkungen der Re-education bis in die Gegenwart beschreibt: Wer etwas über die Entstehung und die Entwicklung der bundesdeutschen Mentalität wissen will, kommt an diesem Buch nicht vorbei...
    Nach dem Zweiten Weltkrieg begannen die Westalliierten eine in der Weltgeschichte beispiellose Umerziehung des deutschen Volkes. Mit einem Zulassungssystem hatten sie ein wirksames Mittel in der Hand, eine gigantische Gehirnwäsche zu steuern: "Wir bekämpfen den Charakter der Deutschen. Im angeborenen Bösen der deutschen Denkungsart - der Art des gesamten deutschen Volkstums - ist das Problem der Welt zu finden." "Dieser Bestseller ist schockierend (...) ein tiefgründiges Buch, das gelesen, geistig verdaut und überlegt werden sollte ..."


Hier der ursprünglich angegebene Text der 1. Rezension:
    Zitat:
    Caspar von Schrenck-Notzing (*1927), konservativer Publizist und ehem. Herausgeber der Zeitschrift Criticón, hat sich schon früh mit den Bestrebungen der USA befaßt, ab 1945 ein Heloten-Deutschland nach amerikanischem Design zu schaffen. Bereits 1965 erschien sein Buch "Charakterwäsche. Die Politik der amerikanischen Umerziehung in Deutschland", das zum Standardwerk wurde. Eine erweiterte und aktualisierte Neuausgabe dieses Buches erschien im Oktober 2004 im Ares Verlag (Verlagstext siehe unten).


    Caspar von Schrenck-Notzing

    Charakterwäsche
    Die Politik der amerikanischen Umerziehung in Deutschland

    Der Einmarsch in Deutschland hätte eigentlich das Ende der psychologischen Kriegführung bringen müssen, denn wenn der militärische Krieg beendet war, dann mußte auch der psychologische aufhören. Doch die Psycho-Krieger waren (wie die Wirtschaftskrieger) der Ansicht, daß der psychologische Krieg (wie der wirtschaftliche) nie zuende geht. Die Abteilung für psychologische Kriegführung wurde in Abteilung für Informationskontrolle umgetauft und nahm (weiterhin unter General McClure) ihren Sitz in Bad Homburg, von wo sie im Frühjahr 1946 nach Berlin, dem Sitz des Militärgouverneurs, verlagert wurde. Die Abteilung für Informationskontrolle war eine der Abteilungen der Militärregierung und für den gesamten Bereich der Kultur und des Nachrichtenwesens (mit Ausnahme der Erziehung und Religion) zuständig. [...]

    Der Lizenzträger

    Der Versuch, durch die Besatzung eine Änderung des deutschen Volkscharakters zu bewirken, bediente sich des Lizenzsystems. Während in der sowjetisch besetzten Zone die Verschiebung der Machtverhältnisse zwischen den sozialen Gruppen (»Klassen«) einen Wechsel in allen Aspekten des Lebens bewirken sollte, glaubte die neo-freudianisch orientierte amerikanische Politik, das gleiche Ziel durch die Besetzung bestimmter Führungspositionen mit ausgewählten Persönlichkeiten erreichen zu können. Wurden damit in Mitteldeutschland Parteien und »Massenorganisationen« als Ausdruck bestimmter Klassen zu Trägern der neuen Ordnung, so lag in Westdeutschland das Schwergewicht auf Einzelpersönlichkeiten, den Lizenzträgern. Beide Systeme hatten ihre Vorteile und Nachteile. Verursachte das kollektive östliche System eine Sinnesänderung großer Massen der Bevölkerung, eine Sinnesänderung, die jedoch vor allem auf der Anerkennung geänderter Machtverhältnisse beruhte und daher verhältnismäßig oberflächlich blieb, so bewirkte das individuelle westliche System zwar nur die Sinnesänderung einzelner, ausschlaggebender Gruppen, dafür aber eine Sinnesänderung, die in die Tiefe drang und »unter die Haut« ging. Die Charakterwäsche war überall dort erfolgreich, wo ein einzelner - als Zeitungsherausgeber, Verleger, Filmunternehmer - eine weittragende Wirkung ausüben konnte, und dort erfolglos, wo - in der Schule, in der Parteipolitik, in der Wirtschaft, der Bundeswehr - das Zusammenwirken vieler erforderlich gewesen wäre. Zwar könnte dagegen eingewendet werden, daß beim Rundfunk nicht nur einzelne Persönlichkeiten lizenziert, sondern ganze, von den Amerikanern zusammengestellte »teams« als »Paket« in die bundesrepublikanischen publizistischen Machtpositionen eingebracht wurden, aber auch hier handelt es sich um wenige hundert Persönlichkeiten. [...]

    Die von Morgenthau vorgeschlagene Unterbrechung aller Kommunikationsmedien schlug sich im SHAEF-Gesetz 1019 vom 24.11. 1944 nieder, das in allen drei Westzonen durch das Militärregierungsgesetz 191 (abgeändert am 12. 5. 1945) ersetzt wurde. Das Gesetz verbot die Herstellung von Drucksachen und Filmen, das Aufführen von Musik, das Betreiben von Schaubühnen, Rundfunkstationen usw. Die Nachrichten-Kontrollvorschrift Nr. 1 vom gleichen 12. Mai 1945 erlaubte aufgrund schriftlicher Zulassungen der Militärregierung:

    a) das Veröffentlichen von Zeitungen, Magazinen, Zeitschriften, Büchern, Plakaten, Broschüren, Musikalien und sonstigen Veröffentlichungen;
    b) den Betrieb von Nachrichtendiensten, Nachrichten- und Bildagenturen, Rundfunk- und Fernsehstationen oder -einrichtungen, von Drahtsendern, Niederfrequenzübertragungsanlagen;
    c) die Herstellung von Filmen, Schallplatten und sonstigen Tonaufnahmen, ferner die Vorbereitung und Veranstaltung von Schauspielen, Konzerten, Opern, Jahrmärkten, Zirkus-, Karneval- oder anderen Aufführungen, bei denen Schauspieler oder Musiker mitwirken.

    Für die genannten Tätigkeiten wurden Zulassungen mit einem einheitlichen Text erteilt. Für diese Zulassungen setzte sich der amerikanische Sprachgebrauch (licence) durch, man sagte Lizenz. Der in der Zulassungsurkunde Zulassungsinhaber genannte Begünstigte wurde allgemein als »Lizenzträger« bezeichnet. Vielleicht dachte man daran, daß an die Stelle der Hoheitsträger des Dritten Reiches die Lizenzträger der Besatzungsmacht getreten waren, so wie an Stelle der staatlichen Hoheit die besatzungsrechtliche Erlaubnis getreten war.

    [...] Nach § 2d der Zulassungsurkunde sollten die Lizenzträger von anderen Personen oder Gruppen unabhängig sein. Es war ihnen also untersagt, als Platzhalter sozialer Gruppen, wie z. B. der Gewerkschaften oder Parteien, aufzutreten. Sie sollten aber auch gegenüber finanziellen Interessen unabhängig sein. Die Betriebsanweisung für die Presse Nr. 1 vom Sommer 1945 bestimmte, daß alle Einnahmen, die nach Abzug der Miete, Gebühren für Nachrichtendienste und besondere Zahlungen für requiriertes Material übrigblieben, persönliches Eigentum der Lizenzträger seien. Diese waren verpflichtet, die Unternehmen nach besten Geschäftsgrundsätzen zu betreiben. Die Lizenzträger wurden also selbständige Unternehmer. Sie unterschieden sich jedoch von anderen Unternehmern durch ihre unbedingte Abhängigkeit von den Offizieren der Nachrichtenkontrolle. § 3 der Zulassungsurkunde bestimmte, daß die Lizenz ohne Kündigungsfrist und ohne Untersuchung rückgängig gemacht werden konnte. »Diese Zulassung wird für keine bestimmte Zeitfrist erteilt und stellt kein Eigentumsrecht dar.« Die Lizenz prämiierte also ein über einige Jahre durchgehaltenes Wohlverhalten, das sich nach den verschiedenen Wendungen der amerikanischen Politik richten mußte. Die Lizenzurkunde war ein Wertpapier, das bei Nichtwohlverhalten nichts, bei Wohlverhalten bis zur Aufhebung des Lizenzzwanges mehrere Millionen DM wert war. Die Aufhebung des Lizenzzwanges machte den Lizenzträger, der bis dahin das Wohlwollen der Nachrichtenkontrolloffiziere nicht verscherzt hatte, zum freien Anteilseigner. Er konnte seine Anteilsrechte verkaufen oder sie weiterbehalten.

    Die finanzielle Sicherung der Lizenzträger war eine der vordringlichsten Sorgen der Militärregierung. Langfristige Kredite und Zuschüsse in verschiedenen Formen, die mit der Aufhebung des Lizenzzwanges und der Errichtung der Bundesrepublik keineswegs eingestellt wurden, sollten die Lizenzträger krisenfest machen. Die Wünsche der Lizenzträger waren jedoch anderer Art. Sie wollten die unter amerikanischer Treuhandverwaltung stehenden Druckereien, in denen sie ihre Zeitungen druckten, um einen geringen Reichsmark-Betrag erwerben. [...]

    Wenn die Institution der Lizenzträger auch ein Ausdruck des Strebens nach Charakterreform ist, so waren bei der Auswahl der Lizenzträger Einflüsse der Strukturreformer und des Antigermanismus zu bemerken. Die Informationskontrollabteilung der Militärregierung war anfänglich in zwei Distrikt-Nachrichtengruppen (District Information Services Command), die 6871. (Hessen, Württemberg, Bremen) für den westlichen und die 6870. (Bayern) für den östlichen Militärdistrikt, aufgeteilt. Von den beiden Gruppen war die westliche stark kommunistisch infiltriert. Beide Gruppen hatten sich jedoch nach dem Handbuch für die Kontrolle der deutschen Nachrichteneinrichtungen (Manual for the Control of German Information Services) zu richten. Dieses Handbuch schloß folgende Gruppen vom Lizenzempfang aus: Pg's und Personen, die Nazismus oder Militarismus unterstützt hatten, wozu etwa (laut Industriellenverschwörungstheorie) leitende Männer der Wirtschaft gezählt wurden, ehemalige Offiziere, Besitzer von Druckereien, ehemalige Zeitungsverleger, Journalisten, die nach 1935 als Redakteure oder Mitarbeiter in der deutschen Presse tätig waren, »reaktionäre Antinazis« (darunter seien zu verstehen »Großgrundbesitzer mit klingenden aristokratischen Namen und dem Adelsprädikat 'von' oder auch 'von und zu', wie der zählebige preußische oder süddeutsche Tory, dem die Nazis immer nur 'Pöbel', aber wert waren, es auf einen Versuch ankommen zu lassen; der respektable Mann, der angelockt worden war durch die Möglichkeit, Macht und Ruhm zu gewinnen, solange die Nazis Erfolg hatten, sie aber ablehnte, als sie dann versagten, und zu den Unterstützern des Attentats auf Hitler vom 20. Juli 1944 gehörte; der pro-westliche noch mehr als der pro-östliche Sektor der deutschen konservativen Meinung ...« In der Tat war unter den Lizenzträgern nur ein einziger im weitesten Sinne dem nationalen Lager der Weimarer Zeit zuzuzählen, der Lizenzträger Joseph E. Drexel (»Nürnberger Nachrichten«), der als Nationalbolschewist eben dem genannten pro-östlichen Sektor der deutschen konservativen Meinung angehörte. Alle übrigen gehörten entweder der sozialistischen oder liberalen Linken an, oder (das war die Alternative der ersten Nachkriegszeit) der klerikal-föderativen Richtung (Naumann, Kapfinger, Schoeningh).

    Es war jedoch nicht nur die politische Vergangenheit und Gruppenzugehörigkeit für die Lizenzerteilung maßgebend. Auch auf die politische Gegenwartseinstellung wurde geachtet. Die loyale Zusammenarbeit mit den »demokratischen« Kräften, vor allem den Sozialdemokraten und Kommunisten, war unabdingbare Voraussetzung für die Lizenzerteilung. Derjenige, der sich 1946 weigerte, mit den Kommunisten zusammenzuarbeiten, kam ebenso wenig für eine Lizenz infrage, wie derjenige, der 1948 darauf beharrte, mit den Kommunisten zusammenzuarbeiten. Doch das Gedächtnis ist ja im 20. Jahrhundert die variabelste aller Größen geworden. Immerhin führten die zahlreichen Gründe für eine Lizenzverweigerung dazu, daß es als eine Meisterleistung eines Informationskontrolloffiziers galt, wenn er einen »bürgerlichen« Lizenzträger auftreiben konnte, der mit seinen sozialistischen und kommunistischen Kollegen zusammen das gewünschte Bild der publizistischen Volksfront abrundete. [...]
    Von S. 131-137 der aktualisierten (Taschenbuch-) Ausgabe 1993
Hier eine Alternative zur vormals angegebenen ersten Rezension:
    Zitat:
    Gehirn- und Charakterwäsche?

    Caspar von Schrenck-Notzing:
    Charakterwäsche
    Ullstein Verlag, Berlin 1996, 320 S.

    Das US-Veto gegen den ersten deutschen Kandidaten für den IWF-Chefsessel dürfte für den Autor der Charakterwäsche Wasser auf die deutschnational-konservativen Mühlen gewesen sein. Bestätigung seiner 1965 erstmals veröffentlichten Einschätzung, nach der das besiegte und besetzte Deutschland 1945 „den optimistisch-missionarisch in die Welt aufbrechenden Social Scienes ein Experimentierfeld ohnegleichen” bot, was heißen soll, daß die amerikanische Besatzungspolitik fintenreich die Re-education der Deutschen als eine Art Resozialisierung einer ganzen Nation betrieb, um „den deutschen Volkscharakter einschneidend zu verändern, damit die politische Rolle Deutschlands in Zukunft unter Kontrolle genommen werden könne”. Die Mega-Wäsche habe Wirkungen, deren geringere noch die vorauseilende Anpassung an amerikanische Lebensweise sei, folgenschwerer dagegen die gelungene und die Zukunft schwer beschattende geistig-kulturelle Manipulation, mit der die Fremdbestimmung unter dem US-Diktat der vier Ds (Denazifizierung, Demilitarisierung, Dekartellisierung und Demokratisierung) als eigene Entscheidung geschichtlich umbewertet und der Verlust nationaler Identität frag- und klaglos hingenommen werde. Autoren-Fazit: „Einbindung ging vor Souveränität” und wurde gegebenenfalls mit dem Verweis auf das „Schreckbild des 3. Reiches” beschleunigt.

    Das nenne sich dann politische Kultur und bedeute Denk- und Frage-Tabu, auch und besonders für die „besatzungsgeschichtlichen Ursprünge und Hintergründe unserer Gegenwart”. Politische Hintergründe, Gruppeninteressen (in Politik, Wirtschaft, Medien, Kultur, Wissenschaft), Personalpolitik und Herrschaftsmechanismen der Besatzung sowie der durch sie gesteuerten BRD-Entwicklung serviert der Verfasser detailliert, mit bemühter Sachlichkeit und triefender Süffisanz. Der Ton macht die Musike. Ganz unverkennbar schrieb hier einer für Deutschlands Ehre und sich den Grimm vom Leibe ob der fortdauernden Schande des Besatzerjochs. Dabei übersieht der Autor, daß sowohl die USA und Deutschland als auch er selbst aus dem gleichen Suppentopf - westliche Wertegemeinschaft genannt- schöpfen. Nur haben die einen eben den längeren Löffel. Das ärgert Schrenck-Notzing. Andererseits muß man die Politik der USA nach 1945 nicht zur menschenfreundlichen Idylle verklären (Stichwort Kalter Krieg), aber Schrenck-Notzings Absichten sind mindestens so brackig und auf Definitionsherrschaft aus wie die der Amerikaner. Am Ende läuft es auch bei ihm auf Gehirnwäsche hinaus. Im Vorwort zur unveränderten Neuauflage bei Ullstein kommt er dann zu Potte und fragt an: „Stehen in der heutigen Weltlage die Deutschen nicht vor der Notwendigkeit, sie selbst zu sein und (...) die eigene Identität zu finden?” Ja freilich, man ist doch schon kräftig dabei. Noch nie was von der neuen Rolle, der gewachsenen Verantwortung Deutschlands gehört? Kosovo schon vergessen? Und wie unermüdlich schachern Kanzlerbeauftragter, deutsche Wirtschaft und Hochfinanz um Entschädigungszahlungen an NS-Zwangsarbeiter (die sind ja so nachtragend). Der Autor wird dies vielleicht wohlwohlend zur Kenntnis nehmen - auch, daß der zweite IWF-Kandidat vom Weißen Haus inzwischen abgenickt wurde.
    Berliner LeseZeichen, Ausgabe 04/2000 © Edition Luisenstadt, 2000
    www.berliner-lesezeichen.de
Über diese "politisch-korrekte" Rezension von Anne Mann würde ich mich gern einmal mit der Autorin vom Berliner-Lesezeichen streiten, ob sie ihren saloppen Löffel wirklich für eine angemessene Metapher hält.
Denn "nun mal eben den längeren Löffel zu haben" ist eine reichlich freche Verharmlosung, wie die jüngsten Ereignisse wohl deutlich gezeigt haben.
Hier der ursprüngliche angegebene Text der 2.Rezension:
    Zitat:
    Meinungssteuerung in Deutschland? Psychologische Kriegführung? [2]

    Andreas von Bülow (*1937), war von 1969 bis 1994 Mitglied des Bundestages (SPD) und Mitglied der Kommission zur Kontrolle der Geheimdienste, von 1976 bis 1980 Parl. Staatssekretär im Verteidigungsministerium, 1980 bis 1982 Bundesminister (Forschung und Technologie), seit 1994 Rechtsanwalt in Bonn. Er äußert sich in dem 1998 erschienenen Buch "Im Namen des Staates" auch zur Entstehungsgeschichte und zur Wirkung des Medienapparates in der BRD.

    Zitat

    Andreas von Bülow

    Im Namen des Staates
    CIA, BND und die kriminellen Machenschaften der Geheimdienste

    Zitate aus der Taschenbuchausgabe 2000 [Hervorhebungen nicht im Originaltext]


    Verdeckter Kampf: Fortsetzung der Politik im Nichtkrieg

    ... Auf das geistige Leben [der BRD] wurde in vielfältiger Form Einfluß genommen. So soll nach amerikanischen Berichten zum Beispiel der Springer Verlag in den frühen fünfziger Jahren aus den Händen der CIA sieben Millionen Dollar zum Aufbau seines Medienimperiums in Deutschland erhalten haben. Der Verlag bestreitet die Behauptung, doch dem kommt im Bereich von Geheimdienstmanipulationen keine wahrheitsfindende Bedeutung zu. Man kann wohl davon ausgehen, daß mit den CIA-Geldern nicht zuletzt das Kampfblatt Bild-Zeitung zur Beeinflussung der deutschen Massen auf den Markt geworfen werden konnte. Die Konfrontation der Springerpresse Ende der sechziger Jahre namentlich in Westberlin, hatte mit der bedingungslosen Unterstützung des korrupten Schah-Regimes im Iran und der aufwiegelnden Berichterstattung über die Auseinandersetzung mit den aufmüpfigen Studenten einen nicht geringen Anteil an der Eskalation von Gewalt in Westdeutschland, ohne daß damit die Verantwortung der Gewalttäter selbst verharmlost werden sollte. Mit Sicherheit sind weitere Zeitungsverlage aus den Händen der CIA mit Zuwendungen bedacht worden. Dies gilt auch für Journalisten und Buchautoren. ... Wie überhaupt die öffentliche Meinung der gesamten westlichen Welt kontinuierlich nicht nur durch eine alarmistisch überhöhte und oft die Fakten verfälschende Darstellung der sowjetischen Gefahr manipuliert wurde, sondern auch durch die Finanzierung einer Unzahl von Zeitschriften, Kongressen, Emigrantenpublikationen, bezahlten Radio- und Fernsehsendungen, großzügig bedachten Journalisten und Autoren, die die CIA-Sicht der Dinge durchsetzen und kritische Stimmen eher zum Schweigen bringen konnten.

    Die Mittel wurden und werden aus den Fonds der Partnerdienste in den befreundeten Ländern ergänzt, die sich die Verbindung zu den Medien ebenfalls einiges kosten lassen und sei es nur in der Form der Bitte um Mitarbeit bei Publikationen, um Schulung der Mitarbeiter oder die Nutzung von Journalisten als informelle Mitarbeiter im In- und Ausland.

    Hinzu kam die Einwirkung auf Politiker über direkte und indirekte Geldzuweisungen in nahezu allen Ländern Europas, aber auch Japans. Um Politiker im entscheidenden Augenblick in der Hand zu haben und erpressen zu können, wurden Bestechungen insbesondere über Rüstungsbeschaffungen organisiert...

    [Zitat von S. 410 f., ohne Anmerkungen]

    *

    Herrschaft per Fernsehen: Manipulierte Demokratie statt Militärdiktatur

    ... Endlich steht ein wirksameres, heimtückischeres Instrument zur Verfügung als die nackte Gewalt: das Fernsehen, die Nachrichtenmanipulation der Bevölkerung und der fernsehgerecht manipulierte Politiker mit Kurzaussagespot. Während das Buch nur langfristig die Einstellung der Leserschaft grundlegend beeinflussen kann, Zeitungen die Chance bieten, kurzfristig Emotionen zu schüren, eröffnet das Fernsehen der Politik ungeahnte neue Möglichkeiten. Gegen manipulierte Bilder sich zur Wehr zu setzen erfordert Wissen, Sachverstand, unabhängige Meinung, ein gereiftes Urteil. Darüber verfügen nur wenige Bürger, auf die es von der Zahl der Stimmen immer weniger ankommt. [...]

    In den Industriestaaten, deren Bevölkerung die Komplexität der Lebensverhältnisse kaum noch durchschaut, lassen sich mit dem Instrumentarium der manipulierten Demokratie inzwischen Ergebnisse erzielen, die denen einer Diktatur in nichts nachstehen. Mit dem fernsehträchtigen Kandidaten im Schaufenster, einer wirtschaftlich und finanziell manipulierten Presse in der Hinterhand und dem geschickten Einsatz von Brot und Spielen, heute tititainment genannt, können die phantastischsten Kombinationen erreicht werden. [...]

    Sollten die Zustände für die Wahlbevölkerung allzu durchsichtig werden, kann auf eine alternative Politikerreihe gesetzt werden mit ebenso manipulierten Kandidaten wie den Auszutauschenden. Auch hier wird man von einem Zeitraum von durchschnittlich zehn Jahren ausgehen können, in der die eine Korruptionsmannschaft durch die nächste "Reinigungsmannschaft" abgelöst wird. In diesem Zeitraum müssen die betreffenden Herrschaften ihren Gewinn für den Rest ihrer Lebenszeit eingefahren ... haben.

    [Zitat von S. 430-432, ohne Anmerkungen]

    Buchtitel
    Quelle:

    von Bülow, Andreas, Im Namen des Staates. CIA, BND und die kriminellen Machenschaften der Geheimdienste
    636 S. - Taschenbuch, 2000

    Kurzbeschreibung: Nach den Erfahrungen und Erkenntnissen des früheren Spitzenpolitikers wird die BRD von Anfang an durch US-Geheimdienste und einheimische Helfer jeder Art "verdeckt gesteuert" (S. 500).
Vergleiche hierzu eine Rezension aus dem Berliner-Lesezeichen:
http://www.berliner-lesezeichen.de/lesezei/Blz99_03/text33.htm
    Zitat:
    Mord ist ihr Hobby

    Andreas von Bülow: Im Namen des Staates
    CIA, BND und die kriminellen Machenschaften der Geheimdienste.

    R. Piper, München 1998, 624 S.



    Sicherheitshalber verkündete der lebenslustige Österreicher öffentlich, daß er keinen Selbstmord plane. Eine Lebensversicherung war das aber dann doch nicht. Hugo Michael Sekyra - erfolgreicher Sanierer von Unternehmen im In- und Ausland - hatte diesmal einen ebenso schweren wie auch hochsensiblen Auftrag. Sein Klient, ein ehemaliger tschechischer Staatskonzern, war schließlich weltweit vor allem durch ein Produkt bekannt: Simtec. Dieser Plastiksprengstoff, der durch keine Flughafenkontrollen aufzuspüren ist, fand schon immer das Interesse von Terroristen und Geheimdiensten aller Herren Länder, und die lassen sich nun mal ungern ins Handwerk pfuschen. Jedenfalls war Sekyra im vergangenen Jahr auf einmal tot. Die Polizei fand zwar keinen Abschiedsbrief, verkündete dafür aber recht schnell, daß es sich zweifelsohne um Selbstmord handele. Ein ganz normaler Fall. So normal wie viele Todesfälle, die in Andreas von Bülows Buch über die Arbeit der Geheimdienste auftauchen.

    Daß der ehemalige Politiker hier ein Werk im Stile US-amerikanischer Enthüllungsbücher vorlegt, war wohl nicht unbedingt zu erwarten. Seine Biographie weist immerhin 25 Jahre Abgeordnetenarbeit in Bonn (bis 1994), vier Jahre als Parlamentarischer Staatssekretär im Verteidigungsministerium und zum Ende der Schmidt-Ära noch zwei Jahre als Forschungsminister aus. Was hätte man da doch für ein schönes rundes Erinnerungsbuch schreiben können. Doch in den letzten Jahren seiner Arbeit im Bundestag hat sich von Bülow wohl zu sehr geärgert, denn da saß er u. a. im sogenannten Schalck-Untersuchungsausschuß. So schreibt er, daß er auf die systematische Nutzung der organisierten Kriminalität durch die Geheimdienste nie gestoßen wäre, wenn nicht die Bundesregierung die Arbeit dieses Ausschusses derart torpediert hätte. Aufgeklärt sollte nur zu den östlichen Diensten werden, was sich bei dem Heer von Doppel- und Dreifachagenten im Dunstkreis des Koko-Imperiums naturgemäß als schwierig erwies. Jedenfalls wurde von Bülow mißtrauisch und begann auf eigene Faust zu ermitteln. Herausgekommen ist ein nach seinen eigenen Worten „letztlich erschreckendes Gemälde der systematischen operativen Verschränkung geheimdienstlicher verdeckter Operationen mit der weltweiten organisierten Kriminalität, dem Drogenhandel, aber auch dem Terrorismus“. Informationen für seine Arbeit fand er in den Indiskretionen empörter Geheimdienstmitarbeiter, aus Pannen, aus Streitigkeiten zwischen Geheimdiensten untereinander oder mit Drogenfahndern und Kriminalisten, in Ermittlungen der Opfer-Staaten selbst. Der Autor räumt dabei ein, hin und wieder selbst Opfer geheimdienstlicher Desinformation geworden zu sein. Doch selbst wenn man annimmt, daß nur ein Bruchteil der hier angeführten Fälle der Wahrheit entspricht, wäre dies allemal genug. Was so alles passiert, läßt sich manchmal erahnen. So wenn etwa US-Präsident Ford eine Direktive erläßt, die der CIA das Ermorden führender Staatsmänner/frauen künftig untersagt. Zur Palette der CIA und des israelischen Mossad, mit denen sich der Autor hier vor allem beschäftigt, gehört natürlich wesentlich mehr als der ganz gewöhnliche Auftragsmord. So beginnt die Nutzung der organisierten Kriminalität durch die USA bereits im Zweiten Weltkrieg. Um den kommunistischen Einfluß in Italien zu begrenzen, ermöglichten damals US-Geheimdienste der Mafia, wieder in Sizilien seßhaft zu werden, wozu selbst Schwerverbrecher aus US-Gefängnissen entlassen wurden. In Frankreich bekämpften nach dem Krieg von der CIA gesteuerte Mafiabanden die kommunistischen Gewerkschaften. Gleichfalls aktivierten die Geheimdienste der USA ehemalige SS-Leute.

    Ethnische Konflikte wie auf dem Balkan wurden und werden geschürt, nationale Minderheiten, etwa die Kurden, nutzt und benutzt man, wann immer es opportun erscheint. Auf etwaige moralische Verpflichtungen aus dieser Politik für das Schicksal der betroffenen Völker angesprochen, hieß es von Ex-Sicherheitsberater Henry Kissinger lapidar, „man solle doch nicht verdeckte Operationen mit Missionarsarbeit verwechseln“. So ist es wohl auch keine Missionarsarbeit, wenn in Sri Lanka der Mossad gleichzeitig Tamilen wie auch die sie bekämpfende Regierung berät und in Ruanda und Burundi sich Frankreich und die USA einen verdeckten Kampf um Rohstoffe liefern, der vor der Weltöffentlichkeit am Fernseher als blutige Stammesfehde zwischen Tutsis und Hutus abläuft. Wenn in Afghanistan im CIA-Auftrag „Drogenbarone zu Freiheitskämpfern“ mutieren, so muß nun der Leser dieses Buches zur Kenntnis nehmen, „daß der Rauschgifthandel in den Hochindustrieländern zu nennenswerten Teilen für geheimdienstliche Zwecke in den Konfliktzonen der Welt genutzt wird“, und wundert sich so wohl nicht mehr über die letztlich erfolglose Bekämpfung des Drogenmißbrauchs.

    Da von Bülow auch die Verquickung von Geheimdiensten und internationalem Terrorismus aufzeigt, kommt er folgerichtig zu der Frage, „was an dem gesamten Terrorismusgeschehen echt ist und was zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung, zur Lenkung der Wähler von außen wie von innen in Szene gesetzt wird“. Schließlich lasse sich die psychologische Reaktion von Durchschnittsbürgern exakt berechnen. So erfährt der Leser, daß hinter vielen Attentaten radikaler Araber letztlich der israelische Geheimdienst steht. Oft schlägt er dabei zwei Fliegen mit einer Klappe. Einerseits räumt man Befürworter eines Ausgleichs zwischen Israelis und Palästinensern aus dem Weg, und da kann es selbst einen designierten Mossad-Chef treffen. Andererseits werden solche Aktionen „von israelischer Seite gezielt zur Herabsetzung der arabischen beziehungsweise palästinensischen Friedensforderungen an Israel in Szene gesetzt“. Hilfreich bleibe, so stellt von Bülow fest, immer die Frage nach dem cui bono, wem nutzt eine Tat, wem schadet sie? Der Mossad steuere demnach die Abu-Nidal-Gruppe, beliefere auch Gegner Israels verdeckt mit Chemiewaffen, lenke rechte Organisationen in Westeuropa und besorge in „Zusammenwirken mit anderen Einrichtungen das Geld, mit dem ihr Staat, der bereits 40 Prozent seines Staatshaushaltes für Verteidigung ausgibt, die teuren Bauprogramme in und um Jerusalem finanzieren kann“. Daß er auch auf Gebieten aktiv wird, wo man ihn eigentlich nicht vermuten würde, zeigt u. a. der Tod von Orlando Letelier 1976. Die Mörder des chilenischen Politikers waren vom Mossad ausgebildet worden.

    Schließlich widmet sich der Autor auch der elektronischen Spionage der Nachrichtendienste. Was im Kalten Krieg durch den Kampf gegen den Kommunismus legitimiert beginnt, so u. a. mit dem Verkauf von Großrechnern an den Ostblock, die allesamt mit einer Abhör-Software gekoppelt waren, hat heute eine für jeden Bürger erschreckende und von niemandem kontrollierbare Dimension erreicht: „Alle elektronischen Schnüffelergebnisse zusammengenommen, die Überwachung sämtlicher Bewegungsabläufe einer Person, deren Familie, Freunde, Geschäftspartner, des Telefon- und Computerverkehrs bis hin zu Strom-, Wasser-, Kreditkarten gebrauch, der PKW-Vermieter, der Flugzeugbewegungen und Ticketverkäufe, lassen kein Entkommen mehr zu.“

    Als kleine Schwächen sind vom Leser des Buches hin wieder Ungenauigkeiten zu tolerieren, die nicht nur im Thema begründet sind. So kann man die Nationaldemokratische Partei Österreichs wohl kaum als Vorläuferin der heutigen FPÖ bezeichnen, und was sind wohl „Betriebsangehörige der SED“? Sach- wie auch Personenregister fehlen völlig, und das Inhaltsverzeichnis verdient seinen Namen nicht. Ungeachtet dessen gelang Andreas von Bülow ein bemerkenswertes wie auch informatives Buch, das ihm wohl nicht nur Freunde bringen wird.
    Berliner LeseZeichen, Ausgabe 3/99 (c) Edition Luisenstadt, 1999
Ich erinnere mich, daß wir den letzten IWF-Chef zum Präsidenten haben. Der IWF! Seine Geschichte ist (mir) nun vor allem bekannt wegen seiner oft drakonischen, sozialfeindlichen Entschuldungsprogramme als Voraussetzung für weitere Kreditgewährung gegenüber sog. "Schuldner"- bzw "Entwicklungs"ländern; vergleiche u.a. Elmar Altvater, "Die Armut der Nationen". Als stärkste Macht haben dort die USA ein faktisches Vetorecht, sind die "conditio sine qua non". In seiner neuen Rolle dürften oder besser sollen Köhlers Worte wohl unumstößliches Programm sein: jenseits jeglicher gewählten Regierungsfarbe, mittelbare Einflußnahme.
http://www.imf.org/external/np/vc/2003/062003g.htm
http://www.geistesleben.com/diedrei/drei042000/steiner.html
http://www.zeit.de/2003/40/Interv__K_9ahler

Wie sich die Kreise schließen! IWF-Köhler und INSM.
http://www.insm.de/Reformpolitik/Politische_Diskussion/IWF-Chef_Koehler_soll_Bundespraesident_werden.html;jsessionid=1BBF53C546C9CE14FBABAD463490D8F0
http://www.wdr-politik.de/viewtopic.php?t=6482&sid=9199a3e687df73db3cd5164b3df56603
http://www.nachdenkseiten.de/cms/front_content.php?client=1〈=1&idcat=7&idart=1311
http://www.sozialraeuber.de/verlinktedokus/2005/g-h-i05/050107_Speth_InitiativeNeueSoziale_09_2004.pdf

Mein Fazit: Schließlich war es ja schon einmal nötig, hält man es anscheinend für nötig, uns wieder einmal zum "Richtigen", zum amerikanischen Kapitalismus, sprich Neoliberalismus, zu erziehen.

mfg


[editiert: 03.02.06, 15:59 von zystein]
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