Wolverine # 46
Vendetta Part Five of Six - Payback

Nachdem Logan herausgefunden hat, dass Walter Declun, der CEO von Damage Control, Nitro mit MGH (= Mutant Growth Hormone) versorgt hat, stattet er dem Unternehmen einen Besuch ab. Wolverine möchte mit Declun sprechen, wird von der "freundlichen" Empfangsdame aber an Ann-Marie Hoag, der Präsidentin von Damage Control verwiesen. Ihr berichtet Logan die Verbindung zwischen Declun und dem Verteilen von MGH. Sie entgegnet, dass sie davon nichts wußte und keine Wahl hatte, Declun den Posten als CEO zu geben. Plötzlich kommt Declun ins Zimmer und droht Wolverine damit SHIELD zu rufen, wenn dieser nicht verschwindet. Logan zieht mürrisch ab, holt aber später unbemerkt eine Wanze aus dem Zimmer, die er vorher dort platziert hatte.
Er bringt das Gerät zu Forge, der die aufgezeichneten Daten auswertet. Dieser findet heraus, dass Damage Control immer wieder bestrebt war, die Anzahl der Superheldenkämpfe und damit die Schäden, die diese verursachen, absichtlich zu erhöhen. Denn die Aufräumarbeiten bescheren Damage Control einen beachtlichen Gewinn. Das Registrierungsgesetz brachte zusätzlich Regierungsaufträge für die Evaluation und das Training von Superhelden. Wolverine möchte Damage Control angreifen, doch er hat es diesmal nicht mit einer Person zu tun, die er einfach bekämpfen könnte. Es muss es diesmal mit einem ganzen Unternehmen aufnehmen. Logan findet aber schnell das geeignete Mittel, um Damage Control beachtlichen Schaden zuzufügen. Er vernichtet die bei einer Bank gelagerten Geldbeträge der Firma und zwingt wichtige Investoren zum Verkauf ihrer Aktien. Damage Control macht somit große Verluste.
Als Declun unerwartet ein riesiges Bürogebäude erwirbt, erkennt Logan die ihm dort gestellte Falle. Er dringt aber trotzdem in das Gebäude ein und trifft dort auf Damage Controls Kampftruppen. Wolverine kann sich einige Zeit gegen die Truppen erwehren. Doch ein Kämpfer gelingt es ihn festzuhalten und beginnt mit einem Adamantiumsägeblatt Logans Hals zu bearbeiten...

Diesmal legt sich Wolverine mit dem Unternehmen Damage Control an. Die Wege, die er hierbei beschreiten muss sind für ihn recht ungewöhnlich. Er muss unter anderem eine Empfangsdame davon überzeugen, dass er auch ohne einen Termin mit dem CEO sprechen möchte. Der Dialog der beiden ist recht witzig und ich würde mir wünschen, Logans überzeugende Argumente auch selbst mal bei einem Behördengang anwenden zu können...
Auch die raffinierte Art und Weise, mit der Wolverine Damage Control beachtlichen Schaden zufügt, hat mir sehr gut gefallen. Er stürmt nicht wild das Gebäude und bringt alle blindlings um. Nein, Logan erkennt, dass er die Firma viel empfindlicher treffen kann, wenn er ihnen den Geldhahn zudreht. Hier kann Logan dann wieder seine Überredungskünste in Form von den bekannten Adamantiumkrallen einsetzten. Der Banküberfall ist einfach köstlich anzusehen: Alle Zivilisten liegen schön brav auf dem Boden, während er sich mit dem verstörten Bankarbeiter unterhält.
Bemerkenswert ist auch, dass Wolverine von Emmas Abkommen mit Tony Stark informiert ist. Diese in Civil War #3 getroffene Absprache sollte die Neutralität der X-Men bei der Durchsetzung des Registration Acts garantieren. Wie Wolverine davon erfahren konnte, bleibt dem Leser verschlossen. Hat er etwa doch höhere psychische Fähigkeiten als angenommen?
Ob Nitro der einzige war, der von Declun mit MGH versorgt wurde, ist bisher noch unbekannt. Es bleibt also abzuwarten, ob diese geheimen Machenschaften von Damage Control noch größere Kreise ziehen werden. Mann muss sich nur überlegen, wer noch von dem Registration Act und den damit verbundenen Regierungsaufträgen profitiert hat. Schnell ist man mit seinen Überlegungen bei Stark Industries angekommen, dass dank Registration Act mit Milliarden schweren Gewinnen rechnen kann. Tony Stark hat zwar Wolverine bei seinen Untersuchungen unterstützt. Doch bei dem in letzter Zeit radikalem Verhalten von Iron Man ist ihm auch eine Verwicklung in die absichtliche MGH-Verteilung zuzutrauen.
Ramos Artwork ist in seiner Art außergewöhnlich und schön zugleich. So viele Muskeln hatte Wolverine wohl bei noch keinem Künstler. Auch die Proportionen wirken bei einigen Panels nicht immer natürlich. So ist die Hals- und Nackenpartie von Logan doch ziemlich überbetont. Aber dieser für Ramos typische Stil paßt perfekt zu Wolverine und der erzählten Geschichte. Als ich das erste Heft des Guggenheim/Ramos Runs gelesen habe, wirkten die Zeichnungen für mich anfangs noch ein wenig fremd und ungewohnt. Doch jetzt gefällt mir das Artwork sehr gut und ich möchte es nicht mehr missen.

Wolverine #47
Vendetta Part 6 - Payback

Die Damage Control Soldaten in ihren Hightech Kampfanzügen ist es gelungen Wolverines Kehle mit einem kleinen Sägeblatt durch zu schneiden. Seinen Kopf konnten sie jedoch nicht komplett abtrennen, weil die Säge vorher am Adamatiumskelett gescheitert ist. Logan liegt nun bewusstlos am Boden und die Soldaten freuen sich über ihren Erfolg. Da greift plötzlich der Atlantisbewohner Janus die Wachen an. Logan wird offiziell als Verbündeter des Königreiches Atlantis betrachtet und erhält von ihnen deshalb Unterstützung. Mittlerweile sind seine Verletzungen verheilt. Wolverine kann also wieder in den Kampf eingreifen als plötzlich der Sentry mit einer Einheit Cape-Killer durch die Glasdecke des Gebäudes hereinstürzt. Bob Reynolds befiehlt Logan aufzuhören, denn er handelt gegen das Registrierungsgesetz. Als Wolverine einen Cape-Killer attackiert, schlägt Sentry den Mutanten hart zu Boden. Logan kann zwar wieder aufstehen, aber gegen die gewaltigen Kräfte des Sentry hat er keine Chance. Nach einem erneuten Schlag von Reynolds geht Wolverine KO.
Mit einer Superkräfte-Supressor Vorrichtung um seinen Hals und an seinen Händen wacht Logan nach einiger Zeit auf Er befindet sich in SHIELD Gewahrsam auf dem Helicarrier. Er wird sogleich zu Director Hill gebracht, die ihm nahe legt, dass er jetzt zwei Möglichkeiten hat. Entweder er entscheidet sich für die Registrierung und erhält Immunität für alle seine bisherigen Taten. Oder er verbringt den Rest seines Lebens in eine Zelle in der Negative Zone. Wolverine wählt jedoch seinen ganz eigenen Weg! Er bricht die Fesseln mit seinen Krallen auf, nimmt Hill ihre Waffe ab, zerschießt damit die Scheibe des Carriers und springt aus dem Luftschiff.
Im Damage Control Gebäude sitzt der Vorstand gerade bei einem Treffen. Walter Declun erklärt gerade, dass er seinen Posten als Vorstandsvorsitzender nur über seine Leiche räumen wird. Das ist Logans Stichwort. Er tritt in den Raum ein und fordert Vergeltung. Declun nimmt noch schnell einige Pillen MGH ein und stürmt auf Wolverine zu. Beide stürzen durch das Fenster einige Etagen in die Tiefe und landen auf dem Bürgersteig vor dem Gebäude. In einem erbitterten Kampf überwältigt Logan Declun und tötet ihn schließlich.

Das Duo Marc Guggenheim & Humberto Ramos hat sich als echter Glücksgriff für die Wolverine Serie erwiesen. Ihr Vendetta Storyarc ist für mich Marvels beste Civil War Tie-In Geschichte. Denn sie schaffen es, den Civil War geschickt in eine typisches Wolverine Abenteuer zu packen. Dies zeigt sich daran, dass entscheidende Fakten um die Stamford Explosion enthüllt werden und gleichzeitig der von den Fans so geliebte Charakter der Wolverine Serie erhalten bleibt. Logan wird als der geborene Einzelkämpfer dargestellt, der alleine los zieht um die für ihn wichtige Aufgabe zu erledigen. Er lässt sich dabei von nichts und niemandem aufhalten. Am Ende hat er sein Ziel erreicht, den Schuldigen der Stamford Katastrophe gefunden und zur Strecke gebracht. Die Brutalität die er beim Töten von Declun an den Tag legt, ist in meinen Augen absolut gerechtfertigt. Denn der CEO von Damage Control hat ohne zu zögern das MGH an den gefährlichen, kriminellen Mutanten Nitro ausgegeben. Die dadurch verursachten Schäden und Opfer hat Declun fest einkalkuliert um den Gewinn seiner Firma zu steigern. Für jemanden, der so skrupellos für Geld über Leichen geht, kann man kein Bedauern aufbringen. Insofern ist Logans verneinende Antwort auf die Frage, ob er seine Taten bedauert, nachvollziehbar.
Der Sentry greift in diesem Heft aktiv in den Civil War ein. Er wird dafür eingesetzt Logan gefangen zu nehmen. Eine taktisch kluge Entscheidung, da Wolverine mit seinem Selbstheilungsfaktor quasi unkaputtbar ist. Man benötigt also einen sehr starken Gegner, um Logan auszuschalten. Warum Bob Reynolds jetzt auf einmal ohne zu zögern seinen ehemaligen Avengerskollegen angreift, ist für mich ein wenig verwunderlich. In New Avengers #24 hat sich Bob noch viele Gedanken gemacht, ob er gegen seine Freunde antreten soll. Das er seine Skrupel so schnell abgelegt hat, ist recht merkwürdig. Vielleicht sehen wir den Sentry noch in einem anderen Heft und erfahren dann mehr über den Hintergrund seiner Entscheidung.
Humberto Ramos liefert wieder mal Zeichnungen vom feinsten ab. Sein recht unnatürlicher und stellenweise zu Übertreibungen neigender Stil passt einfach perfekt zu Wolverines Serie. Schade das sein Run nach dem nächsten Heft schon wieder beendet ist. Ich hätte ihn gerne länger gesehen.

Wolverine: Enemy of the State - The complete Edition OHC
Enemy of the State Part 1 - 6
Agent of S.H.I.E.L.D Part 1 - 6
Prisoner Number Zero

In der japanischen Stadt Nagasaki wird der Sohn von Chauffeur Ichiro entführt. Weil die Polizei in diesem Fall aber nichts erreicht, bittet Ichiro seinen Freund Wolverine um Hilfe. Dieser stellt bei einer vereinbarten Lösegeldübergabe die Entführer, wird aber sofort von Ninjas und von Gorgon, einem Mutanten mit einer unglaublichen Schnelligkeit, angegriffen. Die Ninjakämpfer von "The Hand" kann Logan noch ausschalten, gegen den Gorgon hat er aber keine Chance. Dieser schafft es, Wolverine mit einem gezielten Katanahieb zu töten.
Fünf Wochen später findet SHIELD einen ziemlich übel zugerichteten Logan in Südamerika. Er wird auf einen Flugzeugträger gebracht und auf dessen Krankenstation behandelt. Elektra, die jetzt für SHIELD arbeitet, stattet dem Schiff einen Besuch ab. Zur gleichen Zeit wacht Logan auf und tötet als erstes die Krankenschwester! Er kämpft sich seinen Weg durch die SHIELD Agenten und kann selbst Elektra entkommen. Wolverine schafft es, den Flugzeugträger zu verlassen, welcher nach einer von ihm verursachten Explosion untergeht.
Einen Tag später berät sich Nick Fury mit seinem Stab auf dem SHIELD Helicarrier. Elektra erklärt, dass Wolverine von der Sekte "The Hand" umgebracht und kurze Zeit später wiederbelebt wurde. Durch eine spezielle Programmierung befolgt er nun deren Befehle und hat den Auftrag, die wichtigsten Meta Menschen umzubringen. Hydra möchte sie genauso wie Logan wiederbeleben, damit sie auf deren Seite arbeiten.
Das erste Ziel auf Logans Liste ist das Baxter Gebäude. Reed Richards beste Sicherheitsvorkehrungen und der gemeinsame Einsatz der Fantastic Four können Wolverine nicht aufhalten. Ihm gelingt es, Richards geheime Aufzeichnungen zu stehlen und mit ihnen zu entkommen. Weitere Stationen auf Wolverines Pfad der Verwüstung sind Daredevils Wohnung und Xavier Mansion, die Heimat der X-Men. Dort findet auch das dramatische Finale des "Enemy of the State" Storyarcs statt, welcher mit einem toten X-Man und Wolverines erfolgreichen Gefangennahme endet.


Die Fortsetzung der Geschichte mit einem deprogrammierten Wolverine und dem finalen Duell gegen Gorgon liefert der "Agent of SHIELD" Storyarc. Heft #32, und damit der letzte Teil von Mark Millars Wolverine Run, befindet sich ebenfalls im Hardcover. Hierbei handelt es sich um eine Geschichte, die im Konzentrationslager Sobibor spielt. Dort ist Logan einer der Gefangenen und wird immer wieder vom Leiter des Lagers umgebracht. Dank seiner Selbstheilungskräfte steht Wolverine aber jedes mal von den Toten auf, was den Kommandanten in den Wahnsinn und schließlich in den Tod treibt. Das Bemerkenswerte an dieser Geschichte ist, dass Wolverine hier kein einziges Wort spricht. Dadurch erhält die Story eine äußerst bedrückende Stimmung. Millar vermeidet damit sehr geschickt, dass Logan mit seinen witzigen Einzeilern von der ernsten Thematik der Konzentrationslager ablenkt. Die Idee hierzu hatte die Legende Will Eisner, den Millar in Spanien getroffen hatte. Die amüsante Hintergrundgeschichte zu diesem Treffen kann man in einem Text nachlesen, der ebenfalls im HC abgedruckt ist.
Der Hauptteil des Comicbandes stellen aber die beiden sechsteiligen Storyarcs dar. "Enemy of the State" ist für mich eindeutig besser gelungen. Es macht einfach einen riesen Spaß, Wolverine gegen die versammelten Helden aus dem Marvel Universe kämpfen zu sehen. Man bekommt sehr eindrucksvoll zu sehen, dass Logan es mit jedem Superhelden im direkten Kampf aufnehmen kann. Sogar die Fantastic Four, also eines der erfahrensten Teams, kann er dank seiner Hydra Upgrades überwinden und seinen Auftrag erfolgreich ausführen. Erst der gemeinsame Einsatz der X-Men und Captain America können die lebende Waffe Wolverine stoppen.
Ein wesentliches Stilmittel der Wolverine Serien ist der häufige Einsatz von Gedankenkästen. Logan ist nicht der große Redenschwinger. Doch seine Überlegungen und inneren Kommentare sind immer treffend und meist recht amüsant. Bei "Enemy of the State" fügt Millar eine weitere Gedankeninstanz hinzu. Die Gehirnwäsche durch Hydra hat bei Wolverine ihre Spuren hinterlassen und meldet sich in Form von Anweisungen in Logans Gedanken zu Wort. Meist sind dies Befehle Personen rücksichtslos zu töten. Bemerkenswert ist, dass Wolverine versucht dagegen anzukämpfen. Er steht stellenweise richtig im Konflikt mit seiner Programmierung, was die Texte in den Kästen gut vermitteln können. Das ist teilweise so packend geschrieben, dass ich mir manchmal nicht ganz sicher war, ob Logan da gegen die Hydraanweisungen oder seine gefährlichen inneren Instinkte ankämpft.
In "Agent of SHIELD" ist Wolverine wieder ganz der alte und von Hydras Einflüssen befreit. Er zieht los um sich an seinen Peinigern zu rächen. Man bekommt als Leser hier viel Wolverine typisches Hack and Slay zu sehen, was aber niemals langweilig oder übertrieben wirkt. Bei seinem Rachefeldzug hat Logan zuerst die Unterstützung von drei Sentinels und später die tatkräftige Hilfe von Elektra. Sie spielt in den beiden Geschichten eine große Rolle, da sie von SHIELD zuerst auf Wolverine und anschließend auf Gorgon und seine Sekte angesetzt wird. Dementsprechend hat sie auch viele eigene Panels. Ihr Part als Doppelangentin, die sich absichtlich von "The Hand" hat gefangen nehmen lassen, um so an die Standorte deren geheimen Verstecke zu gelangen, ist glaubwürdig geschrieben. Wieso sie aber nach dem zweiten Wiedererwecken ihren freien Willen behalten hat und nicht zu einer Marionette von Hadra wurde, ist mir nicht ganz klar geworden. Elektra sagt nur, dass die Hölle für sie keine Überraschungen mehr bereit hält. Ich hätte mir hier eine ausführlichere Erklärung gewünscht, denn Hydra wird sicher nicht so einfach zu täuschen sein. Bei Wolverine haben sie eine aufwendige Gehirnwäsche angewandt und ich bin mir sicher, dass sie eine wichtige Person wie Elektra nicht ohne eine ausführliche Bearbeitung vertrauen. Warum diese Programmierung bei Elektra beim zweiten Mal nicht gewirkt hat, wird leider nicht zufriedenstellend erklärt.
Neben der Sammlung der 13 Einzelausgaben und des bereits erwähnten Textes von Mark Millar bietet die Complete Edition noch einige weitere Seiten Zusatzmaterial. So finden sich dort die Abbildungen der Variantcover, die Bleistiftzeichnungen einiger Panels und ganzer Seiten von Romita Jr. Besonders interessant finde ich die Doppelseite mit der Gegenüberstellung von Pencils und fertig geinkten Panels. Man erkennt dort, welchen Einfluss die Arbeit des Inkers auf die Wirkung der Bilder hat. Komplettiert wird das Bonusmaterial von einer unterhaltsamen Einleitung, verfasst von Garth Ennis, der "lieber einen tollwütigen Tintenfisch in sein Gesicht nageln würde als einen Superhelden Comic zu lesen." Warum er bei Millars Wolverine Run eine Ausnahme gemacht hat, erklärt er recht amüsant zu Beginn des HCs.
John Romita Jr. hat in seiner Karriere schon jeden wichtigen Charakter von Marvel gezeichnet. Aus diesem Grund ist er auch der richtige Partner für Millar. Denn er schafft es mit seinen Panels eine Dynamik zu vermitteln, welche die zahlreichen Actionsequenzen noch einmal eine Spur spannender und intensiver erscheinen lassen. Außerdem kommen in Millars Skript so viele berühmte Marvelcharaktere vor, dass es einen erfahrenen Zeichner wie JrJr erfordert. Highlights sind für mich seine zahlreichen Splashpages, auf denen Wolverine in voller Größe abgebildet ist. Ganz besonders gut kann JrJr die Charaktere im strömenden Regen in Szene setzen, was er bei der ersten Actionszene auf dem Friedhof eindrucksvoll unter Beweis stellt.
Marvel hat sich nicht lumpen lassen und der ausgezeichneten Geschichte eine entsprechend edle Aufmachung spendiert. Jeder, der Millars Wolverine Run noch nicht besitzt, sollte sich die Complete Edition also nicht entgehen lassen. Zumal sich das Hardcover sehr schön im Bücherregal macht.

Wolverine #49
Better to give...

Logan ist mächtig im Weihnachtsstress. Er ist von Kitty Pryde ins Kaufhaus Lacy's zum Geschenkekaufen geschickt worden. Im Trubel rempelt er Toulouse Lexington an, die sich dabei Parfum auf ihre Brille spritzt. Sofort wird Wolverine von den Leibwächtern des Mädchens umzingelt und deren Chef, Pinter, schnautzt Logan an, Toulouse in Ruhe zu lassen. Wolverine gibt nach und zieht von dannen.
Toulouse nimmt wenig später ihren persönlichen Termin beim Kaufhausweihnachtsmann wahr. Doch dieser entpuppt sich zusammen mit seinen Helfern als Terrorist und nimmt das Mädchen gefangen. Ihre Leibwächter werden bis auf Pinter, der dem Kugelhagel knapp entkommen kann, erschossen . Die Terroristen, die sich selbst Black Christmess nennen, blockieren sämtliche Türen des Kaufhauses und platzieren Sprengstoff im gesamten Gebäude. Damit wollen sie das Kaufhaus in die Luft jagen. Sie erhoffen sich so ein Zeichen gegen das vom Kapitalismus und Kommerz verschandelten Weihnachtsfest zu setzen. Toulouse muss eine Jacke mit Sprengstoff tragen, die gezündet wird, sobald sie versucht zu fliehen. Cave, der Anführer von Black Christmess, ist sich sicher, dass er mit Toulouse als Geisel das Kaufhaus unversehrt verlassen kann. Er ist außerdem davon überzeugt, dass niemand dem Mädchen zu Hilfe kommen wird.
Damit irrt er sich aber gewaltig! Denn Wolverine und Pinter kämpfen sich als Team zusammen durch die Reihen der Terroristen. Als sie an der Haupttreppe angekommen sind, explodieren die Bomben und die Türen des Kaufhauses öffnen sich. Die Menschen stürmen in einer Massenpanik aus dem Gebäude. Unter ihnen befinden sich auch die Mitglieder von Black Christmess, die als Weihnachtsmänner getarnt ungesehen der Polizei entkommen können. Cave glaubt schon, dass er mit seinem Verbrechen davongekommen ist, als völlig unerwartet Pinter und Wolverine auftauchen. Logan konnte das Parfum, welches aus versehen auf Toulouses Brille landete, von weitem riechen und so der Duftspur folgen. Die Terroristen geben auf und legen ihre Waffen nach einer überzeugenden Rede Wolverines nieder. Einzig Cave will sich nicht geschlagen geben und aktiviert die Sprengstoffweste von Toulouse. Innerhalb von 10 Sekunden kann Logan dem Mädchen die Jacke entreißen und mit seinem Körper die Explosion abschirmen.

Das mir bisher noch unbekannte Kreativteam Rob Williams und Laurence Campbell hat mit "Better to give..." eine spannende und sehr packende Weihnachtsausgabe geschaffen. Dabei beginnt die Geschichte noch recht unscheinbar. Logan muss Geschenke einkaufen und findet sich im vorweihnachtlichen Trubel wieder. Er besucht das Kaufhaus "Lacy's", welches ganz eindeutig eine Anspielung auf das reale "Macy's" ist,. Wolverine kann mit Shopping rein gar nichts anfangen und muss sich wohl oder übel dem allgemeinen Trubel unterordnen. Witzig ist das Verhalten einer Verkäuferin, die Logan ein Parfum andrehen möchte. Die Gute ist anscheinend von Wolverines männlichem Erscheinungsbild dermaßen angetan, dass sie gänzlich ihre Aufgaben vergisst und den Mutanten sofort anbaggert.
Interessant finde ich die Intention der Terroristengruppe Black Christmess. Sie wollen der Welt die wahre Bedeutung von Weihnachten nahe bringen. In ihren Augen hat die Kommerzialisierung des Festes die Menschen verdorben und die eigentliche Bedeutung der Feiertage verändert. Jedoch stehen Vorgehensweise und Aktionen des Anführers Cave im krassen Gegensatz zu dessen Absichten. Er nimmt Toulouse bewusst als Geisel, um Lösegeld von ihrem Vater zu erpressen. Das begründet er mit seinem Verlangen nach Geld und Besitz. Jemand der gegen den Kommerz und "die Herrschaft des Dollars" an Weihnachten ein Zeichen setzen möchte, plant sich also am Leiden Unschuldiger zu bereichern? Für mich ist das äußerst widersprüchlich. Man erkennt sofort, dass es Black Christmess nur um Geld und Macht geht. Ihre anfänglich als christlich-sozial deklarierten Ziele sind also nichts weiter als eine billige Ausrede.
Der Erzählstil ist sehr direkt und leicht verständlich. Die hervorragenden Zeichnungen mit ihren stellenweise an einen Film erinnernden Perspektiven und "Kameraeinstellungen" passen sehr gut zur Geschichte. Den dramatischen Höhepunkt stellt die die Doppelseite mit der Darstellung der Ereignisse während des zehnsekündigen Bombencountdowns dar. Hier fühlte ich mich ein wenig an die TV-Serie "24" erinnert.

Wolverine #50
Evolution Chapter One: First Blood
Backup Story: Puny little man

Logan hat seit Monaten einen seltsamen Traum. Ein Rudel von humanoiden Wölfen, die Lupine, greifen einen Säbelzahntiger an und erlegen ihn. Wolverine weis absolut nicht, was dies zu bedeuten hat, weil er sich nicht sicher ist, ob das eine Erinnerung, eine Vision oder doch nur ein komischer Traum ist. Er hat nur das seltsame Gefühl, dass die Szene für sein eigenes Leben auf irgendeine Art und Weise von Bedeutung ist.
Nachdem er eines Nachts in Xavier Mansion eingebrochen ist, trifft er dort auf Sabretooth beim Fernsehen. Logan schmeißt ihn durch ein Fenster nach draußen. Die beiden alten Feinde stürmen sofort aufeinander los und ein heftiger Kampf beginnt. Creed packt Wolverine am Hals und bricht ihm sein Genick. Während sich Logan von der Verletzung regeneriert, hat er eine Vision. Er erinnert sich an seine gemeinsame Zeit mit Silver Fox zurück. Es war eine der wenigen Zeiten, wo er sich glücklich fühlte. Bis zu dem Zeitpunkt, als Silver Fox brutal von Sabretooth ermordet wurde. Logan hat zwar versucht, sich bei Creed zu revanchieren, doch er unterlag damals seinem stärkeren Widersacher.
Wieder geheilt, setzt Wolverine seinen Kampf mit Sabretooth fort. Logan fragt Creed, was dieser damals mit dem Satz "Quod sum eris" meinte. Sabretooth antwortet, dass er das ist, was Wolverine sein wird. Es ist egal, was Logan auch anstellt, er wird so wie Creed werden.
In der Backup Story, wird ein Kampf zwischen Wolverine und dem Hulk dargestellt. Dieses intensive Duell endet damit, dass Logan vom Hulk in zwei Stücke gerissen wird. Aber dies alles scheint nur ein Traum oder eine Erinnerung gewesen zu sein. Denn Wolverine ist im nächsten Panel in Canada und wundert sich über diese Vision.

Mit dieser überlangen Jubiläumsausgabe #50 von Wolverines Solo Serie hat Jeph Loeb als Autor das Ruder übernommen. Er möchte mit dem "Evolution" Storyarc die gemeinsame Vergangenheit von Wolverine und Sabretooth aufzeigen. Ein ehrgeiziges Projekt, wie ich finde. Denn die Geschichte der Beiden ist sehr umfangreich. Mal sehen, was sich dann am Ende als Wahrheit herausstellt. Loebs Idee und sein Vorhaben klingt fürs erste bereits äußerst interessant.
So richtig viele Offenbarungen findet man in Heft #50 nicht. Das war aber auch schon im Vorfeld zu erwarten, denn "First Blood" ist nunmal das erste Kapitel der Geschichte und stellt nichts weiter als eine Einleitung dar. Sehr geschickt beginnt Loeb seine Plotelemente, die zum aktuellen Zeitpunkt noch mehr Fragen als Antworten liefern. Da ist gleich zu Beginn Logans merkwürdige Traumsequenz. Hier weiß der Leser genauso wenig wie Wolverine, was er mit den Bildern anfangen soll. Ist das eine Erinnerung aus der Vergangenheit, eine Vision oder nur ein einfacher Traum? Sehr interessant finde ich, dass in dieser Sequenz die Lupines gegen einen Säbelzahntiger kämpfen. Ist das etwa eine Anspielung auf Wolverines lebenslangen Zwist mit Sabretooth? Auf die Beantwortung dieser Fragen müssen wir wohl noch etwas warten. Ein weiteres Rätsel ist Sabretooths Erklärung, dass Wolverine sich zu ihm entwickeln wird. Was meint er damit? Das ist eine sehr überraschende Aussage. Denn Creed und Logan haben zwar einiges gemeinsam, dass ihre Schicksale aber so eng miteinander verknüpft sind, hätte ich nicht vermutet. Natürlich bleibt abzuwarten, inwieweit man Sabretooth in dieser Hinsicht trauen kann. Seine Aussagen könnten sich auch als geschicktes Psychospiel herausstellen.
"First Blood" könnte auch aus Wolverine: Origins stammen. Way benutzt dort ebenfalls Flashbacks, um Logans Vergangenheit darzustellen. Und auch in Origins hat es Wolverine mit seinen ehemaligen Widersachern zu tun. Somit könnte "First Blood" auch ohne Probleme aus der Feder von Daniel Way stammen. Ich hoffe aber, dass Loeb nicht die Fehler von Way macht und am Ende des "Evolution" Storyarcs sämtliche offenen Fragen aufklärt.
Ich bin mir unsicher, was ich von "Puny little Man" halten soll. Insbesondere die letzte Splashpage gibt mir Rätsel auf. Hier ist eindeutig der Ultimate Wolverine zu sehen. Ist das jetzt ein Crossover, ein komischer Traum oder nur eine von Loebs Spielereien. Wenigstens wurde mir bei der Lektüre vor Augen geführt, woher das Sprichwort "Jemanden in der Luft zerreißen" kommt: Vom Hulk natürlich!
Simone Bianchi wurde bei den Ankündigungen dieses Storyarcs von vielen Seiten gelobt und teilweise stark gehypt. In einigen Punkten muss ich dem Lob zustimmen. So sind Dynamik und die Personen sehr schön gelungen. Mit der Colorierung bin ich aber nicht zufrieden. Vieles ist mir zu dunkel geraten, so dass viele Details einfach untergehen.