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Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen
Staatsterror durch staatliche Eingriffe in das Familienleben
Verletzung von Menschenrechten, Kinderrechten, Bürgerrechten durch Entscheiden und Handeln staatlicher Behörden im familienrechtlichen Bereich, in der Kinder- und Jugendhilfe, in der Familienhilfe unter anderem mit den Spezialgebieten Jugendamtsversagen und Jugendamtsterror
Fokus auf die innerdeutsche Situation, sowie auf Erfahrungen und Beobachtungen in Fällen internationaler Kindesentführung und grenzüberschreitender Sorgerechts- und Umgangsrechtskonflikten
Fokus auf andere Länder, andere Sitten, andere Situtationen
Fokus auf internationale Vergleiche bei Kompetenzen und Funktionalitäten von juristischen, sozialen und administrativen Behörden

"Spurensuche nach Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen"
ist ein in assoziiertes Projekt zur
angewandten Feldforschung mit teilnehmender Beobachtung
"Systemkritik: Deutsche Justizverbrechen"
http://www.systemkritik.de/

 
Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen

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Gast
New PostErstellt: 22.11.07, 07:35  Betreff: Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Fünfjährige in Schwerin offenbar verhungert
Jugendamt soll von Vernachlässigung gewusst haben

In Schwerin ist eine Fünfjährige offenbar an den Folgen ihrer Unterernährung gestorben. Auch die Ärzte im Krankenhaus konnten das Mädchen nicht retten. Es gibt Hinweise darauf, dass das Jugendamt über die Zustände in der Familie informiert sein soll.

Ein von seinen Eltern vernachlässigtes, stark unterernährtes Mädchen ist am Dienstagabend in einem Schweriner Krankenhaus gestorben. Mutter und Vater der Fünfjährigen wurden am Mittwoch festgenommen. Am Donnerstag werde über Haftbefehle entschieden, sagte Oberstaatsanwalt Hans-Christian Pick.

"Tötung durch Unterlassen"


Gegen den 26-jährigen Vater und die 23-jährige Mutter werde wegen Tötung durch Unterlassen ermittelt. Das zweite Kind der Familie, ein knapp zwei Monate alter Junge, wurde in einer Pflegefamilie untergebracht.


Dem Jugendamt war die Familie bekannt. Schwerins Sozialdezernent Hermann Junghans räumte ein, dass das Amt Hinweise auf eine mögliche Vernachlässigung hatte. Zwei Mitarbeiter der Behörde hätten die Familie aufgesucht, aber keine Auffälligkeiten festgestellt, sagte Junghans.

Amtschef: Mitarbeiter handelten korrekt


"Es gibt keinen Anlass, der dafür spricht, dass die Mitarbeiter in diesem Fall anders gehandelt haben, als in diesen Verfahren vorgegeben", sagte Junghans weiter. Solange die Staatsanwaltschaft ermittle, würden keine weiteren Informationen zu dem Fall gegeben.


Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatte der Vater des Mädchens am Dienstagabend den Notarzt gerufen. Daraufhin sei das Kind in die Klinik gebracht worden, wo es wenig später starb. Die genaue Todesursache sei noch unklar, betonte Oberstaatsanwalt Pick.

Leiche wird obduziert


Nach Angaben des Innenministeriums wies das Mädchen aber "erhebliche Unterernährung, starken Flüssigkeitsverlust und Rötungen im vorderen Halsbereich" auf. Am Donnerstag soll die Leiche obduziert werden.


Die Familie des Mädchens wohnt in einem sanierten Plattenbau. In dem Haus gab es nach Angaben des Vermieters, der Schweriner Wohnungsbaugesellschaft, immer wieder Streit zwischen der Familie und Nachbarn. Grund dafür seien die beiden Hunde der Familie und eine mangelnde Hausreinigung gewesen.

Mädchen galt als wohlerzogen


In zwei Gesprächen mit der Familie über diese Probleme sei das Mädchen dabei gewesen, sagte der Vorstandsvorsitzende der Gesellschaft, Wilfried Wollmann. "Das Mädchen war brav und wohlerzogen." Es habe keinerlei Hinweise darauf gegeben, dass etwas nicht in Ordnung gewesen sein könnte.


Bei einem Besuch der Familie hätten zwei Mitarbeiter der Wohnungsbaugesellschaft die Wohnung sauber vorgefunden. "Das Mädchen war ein schmächtiges Kind, aber die Familie machte einen ganz normalen Eindruck", sagte eine Mitarbeiterin. Vor etwa zwei Wochen habe sich dann das Jugendamt an den Vermieter gewandt, um einem anonymen Hinweis auf Vernachlässigung aus dem Haus nachzugehen.

Unterernährung kein Einzelfall


Die Leiterin des Schweriner Jugendamtes, Heike Seifert, räumte ein, es habe auch in der Vergangenheit Fälle in Schwerin gegeben, bei denen Kinder wegen Unterernährung ins Krankenhaus mussten. Es gebe bei den Fallzahlen von "Kindeswohlgefährdung" einen Trend nach oben, bestätigte Junghans. Im ersten Halbjahr 2007 seien bereits 86 Fälle angezeigt worden. Im ganzen Jahr 2006 seien es 133 gewesen, 2005 sogar nur 42.


Mit großer Bestürzung reagierte Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier (CDU) auf den Tod des Mädchens. "Es ist für mich unbegreiflich, dass es Eltern gibt, die ihre Kinder offensichtlich verhungern und verdursten lassen", sagte er in einer Pressemitteilung.


Sozialminister Erwin Sellering (SPD) erklärte: "Wir sind alle schockiert von diesem unfassbaren Vorfall." In Kürze werde sein Haus dem Kabinett ein Gesetz zur Förderung des Kindeswohls vorlegen, nach dem alle Kinder an den ärztlichen Früherkennungsuntersuchungen teilnehmen müssen. Zudem sei eine Kinderschutzhotline geplant.

Mit Material von dpa

http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/19/0,3672,7126387,00.html
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Gast
New PostErstellt: 22.11.07, 07:37  Betreff: Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Verhungert Der Tod der fünfjährigen Lea-Sophie erschüttert Schwerin
Hat denn niemand etwas bemerkt?
Jugendamts-Mitarbeiter hatten die Familie erst jüngst besucht - und keine "Auffälligkeiten" festgestellt.

Schwerin -

Der fünfstöckige Plattenbau am Rande des Wohngebietes Schwerin-Lankow ist frisch saniert, alles wirkt hell, ruhig und freundlich. Vor dem Balkon in der obersten Etage hängen Blumenkästen. Das Kinderzimmerfenster ist mit einer selbst gebastelten Blume geschmückt. Nichts lässt die Tragödie erahnen, die sich dort oben offenbar abspielte. Ein Mädchen, gerade fünf Jahre alt, ist gestorben. Und vieles deutet darauf hin, dass der Grund dafür Unterernährung war. Dabei war das Jugendamt der Stadt durch einen anonymen Hinweis über die mögliche Vernachlässigung der kleinen Lea-Sophie informiert und erst kürzlich in der Wohnung gewesen.

"Ich habe gar nicht gewusst, dass dieses Kind dort lebt", berichtet eine Rentnerin, die mit ihrem Mann vor gut zwei Jahren in der zweiten Etage eingezogen war. Einmal, sagt sie, habe sie ein Kind auf der Treppe weinen hören, das wohl zu schwach war, allein weiterzugehen. Durch den Tür-Spion habe sie gesehen, wie der Mann von oben herunterkam und das Kind griff. Da es nie wieder auftauchte, habe sie vermutet, es werde von den Großeltern aufgezogen. Doch die haben, so heißt es, ihre Enkelin seit dem Sommer nicht mehr gesehen.

"Wir haben auch nicht mitbekommen, dass die junge Frau wieder schwanger war", sagt die Rentnerin. Hin und wieder ein Poltern, mal Ärger mit den Hunden, einmal ein Mann von den Stadtwerken, der bei der Familie möglicherweise den Strom abstellen wollte - mehr nicht. Im Haus gab es nach Angaben des Vermieters, der Schweriner Wohnungsbaugesellschaft, immer wieder Streit zwischen der Familie und Nachbarn. Grund dafür seien die beiden Hunde der Familie und eine mangelnde Hausreinigung gewesen. In zwei Gesprächen mit der Familie über diese Probleme sei das Mädchen dabei gewesen, sagte der Vorstandsvorsitzende der Gesellschaft, Wilfried Wollmann. "Das Mädchen war brav und wohlerzogen." Es habe keine Hinweise darauf gegeben, dass etwas nicht in Ordnung gewesen sein könnte.

Am Abend bestätigte dann die Stadtverwaltung, dass das Jugendamt vor etwa zwei Wochen die Situation in der Familie überprüft, aber keine Auffälligkeiten festgestellt hatte. Nach Angaben von Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier (CDU) war das Mädchen am Dienstag mit "erheblicher Unterernährung, starkem Flüssigkeitsverlust und Rötungen im vorderen Halsbereich" ins Krankenhaus eingeliefert worden. Der Vater, der 26-jährige Stefan T., hatte zuvor den Notarzt gerufen. Der ließ das Kind in die Klinik bringen, wo es kurz darauf starb.

Ein Sprecher des Krankenhauses sagte dem Radiosender NDR 1 Radio MV, er sei erschrocken gewesen über den Zustand des Kindes. So etwas habe er noch nicht gesehen. Heute soll die Leiche obduziert werden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Vater und die Mutter, die 23 Jahre alte Nicole G., wegen Tötung durch Unterlassen.

Die Wohlfahrtsverbände in Mecklenburg-Vorpommern verweisen auf eine wachsende Zahl überforderter Eltern. "Viele haben sich aufgrund ihrer sozial schwierigen Situation aufgegeben und kümmern sich oft nur noch unzureichend um ihre Kinder", sagt Silvia Sandmann vom Fachausschuss der Wohlfahrtsverbände für Kinder- und Jugendhilfe.

Und die Anonymität in Plattenbausiedlungen trägt offenbar dazu bei, dass der Bedarf an Hilfe oft unerkannt bleibt. "Wenn wir der Frau auf der Straße begegnet wären, hätten wir sie gar nicht erkannt", sagt die im Aufgang wohnende Rentnerin.
dpa

erschienen am 22. November 2007
http://www.abendblatt.de/daten/2007/11/22/819104.html
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Gast
New PostErstellt: 23.11.07, 06:41  Betreff: Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Donnerstag, 22. November 2007
Verhungert und verdurstet
Lea-Sophie obduziert

Die fünfjährige Lea-Sophie aus Schwerin ist nach monatelangem Martyrium verhungert und verdurstet. Das ergab die Obduktion der Leiche. Das Amtsgericht erließ Haftbefehl gegen den 26-jährigen Vater und die 23-jährige Mutter wegen gemeinschaftlichen Totschlags. Die beiden waren am Mittwoch festgenommen worden. Die Eltern sollen das kleine Mädchen über mehrere Monate nicht ausreichend und richtig ernährt haben, sagte Oberstaatsanwalt Hans-Christian Pick. Zum Schluss habe Lea-Sophie nur noch 7,4 Kilogramm gewogen. Normal wären in dem Alter etwa 20 Kilogramm. Zudem hatte das Kind Druckgeschwüre am Gesäß. Anzeichen für Gewaltanwendung habe es aber nicht gegeben, sagte Pick.

Das Mädchen war am Dienstagabend ins Krankenhaus gebracht worden, wo es kurz danach starb. Der Vater hatte den Notarzt gerufen. Das zweite Kind der Familie, ein knapp zwei Monate alter Junge, wurde inzwischen in einer Pflegefamilie untergebracht.

Kritik am Jugendamt

Unterdessen werden die Vorwürfe gegen die zuständigen Behörden immer lauter. Ein Bürger aus Schleswig-Holstein erstattete gegen Mitarbeiter des Schweriner Jugendamtes Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung, wie Pick weiter sagte. Die Staatsanwaltschaft habe aber bislang keine Hinweise auf ein Verschulden der Behörde.

Das Jugendamt soll durch einen anonymen Hinweis von einer Vernachlässigung gewusst haben. Ein Nachbar sagte der dpa, zwei Mitarbeiter des Amtes hätten die Familie Anfang November besucht und einen kurzen Blick in den Kinderwagen geworfen. In der Wohnung seien sie nicht gewesen: "Ich habe den Leuten vom Amt die Haustür geöffnet. Da waren die Frau und der Mann aber gerade aus dem Haus." Wenn sich das bestätigt, ist immer noch offen, ob und wie oft es das Amt erneut versucht hat.

NDR 1 Radio MV berichtete, die Eltern seien bei einem weiteren Termin im Jugendamt zwar mit ihrem Neugeborenen, nicht aber mit Lea-Sophie erschienen. Schon vor einem Jahr soll die Familie auffällig gewesen sein. Damals habe das Amt mit den Großeltern gesprochen. Es ist unklar, ob die Behördenmitarbeiter Lea-Sophie jemals gesehen haben.

Auch die Nachbarn haben nach eigenen Angaben das Kind nur ein Mal seit dem Einzug der Familie 2005 kurz im Treppenhaus zu Gesicht bekommen. Ein Kliniksprecher sagte, dass das Mädchen vor mehreren Jahren schon einmal vorgestellt wurde. Das Kind sei aber wegen Krankheitssymptomen behandelt worden. Anzeichen für eine Misshandlung habe es damals nicht gegeben.

"Nur noch Haut und Knochen"

Die "Schweriner Volkszeitung" schreibt, das Mädchen sei "nur noch Haut und Knochen" gewesen. Es habe Narben gehabt und sei sehr schmutzig gewesen. Ein Sprecher des Krankenhauses wollte diese Angaben nicht bestätigen.

Schwerin schweigt

Die Stadt hüllt sich weiter in Schweigen. Am Mittwoch hatte Sozialdezernent Hermann Junghans erklärt: "Es gibt keinen Anlass, der dafür spricht, dass die Mitarbeiter in diesem Fall anders gehandelt haben, als in diesen Verfahren vorgegeben". Solange die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft laufen, gebe es keine weiteren Informationen.

Jugendamt völlig überlastet

Die Schweriner Jugendamtsleiterin Heike Seifert soll bereits vor einem Jahr im Sozialausschuss der Stadtvertretung erklärt haben, dass das Amt durch Mittelkürzungen völlig überlastet sei. Die langjährige Vize-Vorsitzende des Landeselternrates, Verena Riemer, zitierte Seifert mit den Worten: "Ich kann nicht garantieren, dass wir nicht auch in Schwerin ein totes Kind haben werden." Der anschließenden Betroffenheit unter den Stadtvertretern seien keine Taten gefolgt, sagte Riemer. "Es haben alle Verantwortlichen die Katastrophe kommen sehen und nichts getan, um sie abzuwenden."

Mecklenburg-Vorpommerns Sozialminister Erwin Sellering (SPD) zeigte sich schockiert vom Tod des kleinen Mädchens. Er forderte eine schnelle Aufklärung der genauen Umstände des Falls und generell einen Mentalitätswechsel. Er werde in Kürze im Kabinett ein Gesetz zur Förderung des Kindeswohls vorlegen. "Damit wollen wir erreichen, dass zukünftig alle Kinder an den wichtigen regelmäßigen ärztlichen Früherkennungsuntersuchungen teilnehmen", erläuterte er.

Nach Angaben des Vereins Deutsche Kinderhilfe Direkt hat ein Mitarbeiter eines Jugendamtes in Deutschland rund 150 Fälle zu betreuen. Seit 2002 seien 15 Prozent der finanziellen Mittel vor allem bei den Beratungsstellen und ambulanten Familienbetreuern gekürzt worden. In den Jugendämtern gebe es aber auch ein Qualitäts- und Mentalitätsproblem, das nichts mit Geld zu tun habe, sagte Vorsitzender Georg Ehrmann dem Radiosender NDR Info. Das Bewusstsein müsse bei den Mitarbeitern geweckt werden, dass nicht immer davon ausgegangen werden könne, dass die Eltern es mit ihren Kindern gut meinen.
http://www.n-tv.de/882915.html
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Gast
New PostErstellt: 23.11.07, 06:42  Betreff: Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Donnerstag, 22. November 2007, 14:45 Uhr
Obduktion: Lea verhungert und verdurstet

Die fünfjährige Lea-Sophie aus Schwerin ist nach monatelangem Martyrium verhungert und verdurstet. Diese Todesursache ergab die Obduktion der Leiche. Wie Oberstaatsanwalt Hans-Christian Pick weiter sagte, hat seine Behörde Haftanträge gegen die Eltern wegen gemeinschaftlichen Totschlags gestellt. Der 26-jährige Vater und die 23-jährige Mutter sollen es über mehrere Monate unterlassen, haben, das kleine Mädchen „ausreichend und richtig zu ernähren“. Zum Schluss habe Lea-Sophie nur noch 7,4 Kilogramm gewogen. Normal wären in dem Alter um die 20 Kilogramm. Zudem hatte das Kind sogenannte Sitzgeschwüre. Anzeichen für Gewaltanwendung seien bei der Obduktion aber nicht gefunden worden, sagte Pick weiter.

http://www.bild.t-online.de/BTO/news/telegramm/Newsticker,rendertext=3034108.html?o=RSS
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New PostErstellt: 23.11.07, 06:43  Betreff: Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Lea-Sophie
Wenn niemand hinschaut

Von Alfons Kaiser
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22. November 2007 Der Eltern-Führerschein ist in Deutschland noch nicht eingeführt. Da wir in einem freien Land mit freien Bürgern leben, ist das auch besser so. Aber ein Kind zu achten und zu lieben, ihm zu essen und zu trinken zu geben, es wettergerecht zu kleiden und altersgemäß zu beschäftigen, ein Kind zu erziehen und als eigenständiges Wesen anzuerkennen - das kann man lernen. Wieder einmal hatten es eine Mutter und ein Vater nicht gelernt, dieses Mal in Schwerin. Wieder einmal ist ein Kind, dieses Mal die fünfjährige Lea-Sophie, der Nachlässigkeit überforderter Eltern zum Opfer gefallen. Und wieder einmal haben wir nicht richtig hingesehen. Haben wir alle nichts gelernt aus den Fällen Dennis, Michelle, Jessica, Kevin, Leon, André?

Wir? Dem Jugendamt allein jetzt Nachlässigkeit vorzuwerfen, wie es am Donnerstag im Laufe des Tages immer mehr in Mode kam, greift jedenfalls zu kurz. Natürlich muss der Fall untersucht werden, müssen die Sozialarbeiter zur Verantwortung gezogen werden, wenn sie wirklich weggingen, weil die Eltern nicht zu Hause waren, und den Fall dann nicht nachverfolgten.

Nur noch 7,4 Kilogramm

Aber all die Nachbarn und Bekannten und Verwandten, die nun auf die Behörden zeigen - haben sie nichts gesehen? Wie kann ein fünf Jahre altes Mädchen nur 7,4 Kilogramm wiegen (so viel wiegen Säuglinge mit einem halben Jahr), und keiner bemerkt es? Wie kann man im Flur achtlos an Menschen vorbeigehen, und sei es, dass man sie nur „vom Sehen“ kennt, ohne Anzeichen von Verwahrlosung zu erkennen? Wie kann man vergessen, dass es in der Wohnung unterm Dach noch ein Kind gibt, das man lange nicht gesehen hat? Kann man das wirklich alles einem „Sachbearbeiter“ überlassen, der sich nebenher um 150 andere „Fälle“ zu kümmern hat?
Zum Thema

* Vernachlässigte Lea-Sophie: Am Ende nur noch 7,4 Kilogramm

Bis zu einem Drittel aller Eltern sind mit der Erziehung überfordert. Das trifft häufig - wie auch in diesem Fall - Hartz-IV-Empfänger und Ostdeutsche, weil sie in prekären Lebensumständen und in sozialer Schieflage auch noch mit einem weiteren Stressfaktor zurechtkommen müssen. Elternstiftungen und Erziehungsberatungsstellen, Stadtteilmütter und Elterntelefone scheinen sich aber eher im Westen Deutschlands dort zu ballen, wo Wohlstandsmütter am Super-Baby basteln. Auch die Hebammen, die Kinderärzte, die freien Träger, die Kirchen und nicht zuletzt wir alle müssen aber auf jenen Rand schauen, über den man gerne hinausblickt.



Text: F.A.Z., 23.11.2007, Nr. 273 / Seite 1
http://www.faz.net/s/RubD4661E90FC624FDDA103FC8D584EAC3C/Doc~E221AD6F45C8249BF8256746AEF079C80~ATpl~Ecommon~Scontent.html?rss_aktuell
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New PostErstellt: 23.11.07, 06:44  Betreff: Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Mecklenburg-Vorpommern
Lea-Sophie laut Obduktion verhungert und verdurstet
Ein Kind und eine Frau stehen vor einem Schild am Eingang des Hauses, in dem Lea-Sophie lebte. © dpa Fotograf: Jens Büttner
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Die fünfjährige Lea-Sophie aus Schwerin ist nach einem monatelangen Martyrium verhungert und verdurstet. Das ergab die Obduktion der Leiche des Kindes, wie Oberstaatsanwalt Hans-Christian Pick am Donnerstag sagte. Das Amtsgericht Schwerin erließ am Nachmittag auf Antrag der Staatsanwaltschaft Haftbefehle wegen gemeinschaftlichen Totschlags gegen die Eltern des Mädchens. Pick sagte, der 26-jährige Vater und die 23-jährige Mutter hätten es über mehrere Monate unterlassen, das kleine Mädchen "ausreichend und richtig zu ernähren". Zum Schluss habe Lea-Sophie nur noch 7,4 Kilogramm gewogen. Das sei das Normalgewicht eines eineinhalbjährigen Kindes. Zudem habe das Mädchen sogenannte Sitzgeschwüre gehabt. Anzeichen für Gewaltanwendung seien bei der Obduktion nicht gefunden worden, sagte der Oberstaatsanwalt weiter.
Vater hatte Notarzt alarmiert

Das Mädchen war am späten Dienstagabend vom Notarzt ins Krankenhaus gebracht worden und dort gestorben. Nach Angaben der Schweriner Staatsanwaltschaft hatte der Vater den Mediziner alarmiert. Die "Schweriner Volkszeitung" berichtete von Hungerödemen und offenen Wunden am Körper des Mädchens, die Haare seien ihm büschelweise ausgefallen. Das Kind müsse tagelang in seinen Fäkalien gelegen haben. Die Eltern waren am Mittwoch festgenommen worden. Das zweite Kind der Familie, ein knapp zwei Monate alter Junge, wurde in einer Pflegefamilie untergebracht.
Vorwürfe gegen Schweriner Jugendamt
Stadthaus Schwerin mit dem Dienstsitz des städtischen Jugendamts © dpa Fotograf: Jens Büttner
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Unterdessen gerät das Jugendamt in Schwerin immer mehr in die Kritik. Nach Informationen von NDR 1 Radio MV trafen die Mitarbeiter des Jugendamtes die Familie nicht zu Hause an, als sie nach Hinweisen aus der Nachbarschaft zum Hausbesuch kamen. Die Familie habe sich nach Aufforderung zwar beim Jugendamt vorgestellt, aber nur mit dem zwei Monate alten Säugling. Mitarbeiter hätten keine Auffälligkeiten erkannt. Die Familie sei kommunikativ gewesen und habe angegeben, das Mädchen sei bei Bekannten. Zudem gibt es nach NDR Informationen Hinweise, dass die Familie bereits vor einem Jahr auffällig wurde. Damals habe das Jugendamt offenbar mit den Großeltern gesprochen. Darüber sei am Mittwoch im Jugendhilfeausschuss der Stadt informiert worden.
Behörde stellte keine Auffälligkeiten fest

Der Schweriner Sozialdezernent Hermann Junghans (CDU) hatte am Mittwoch gesagt, dass das Jugendamt anonymen Hinweisen auf Probleme in der Familie nachgegangen sei. Zwei Mitarbeiter des Jugendamtes hätten die Familie aufgesucht, aber keine Auffälligkeiten festgestellt. Nach Prüfung der Akten sei nicht ersichtlich, dass die Mitarbeiter gegen die verwaltungsinternen Vorschriften, wie mit Hinweisen auf eine Gefährdung des Kindeswohls umzugehen sei, verstoßen hätten. Zu weiteren Details wollte Junghans mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nichts sagen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft stellte ein Bürger wegen unterlassener Hilfeleistung inzwischen Strafanzeige gegen das Jugendamt. Es gebe keine Hinweise darauf, dass Mitarbeiter des Jugendamtes den Tod des Kindes mitverschuldet hätten, betonte ein Sprecher der Anklagebehörde.
Großeltern zeigen sich fassungslos
Haus in Schwerin-Lankow, in dem die fünfjährige Lea-Sophie mit ihrer Familie lebte © dpa Fotograf: Jens Büttner
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Die Großeltern des Mädchens äußerten sich gegenüber "Spiegel Online" zu dem Fall. "Es geht nicht in meinen Kopf, wie so etwas passieren konnte. Das hätte ich nie gedacht", sagte die Mutter des 26-jährigen Vaters. Sie habe mit dem Paar lange nichts mehr zu tun gehabt, "weil wir das Gefühl hatten, sie sind zu faul, um arbeiten zu gehen". Das Elternpaar habe sich merkwürdig benommen und die Enkelin in der jüngsten Zeit auch den Eltern der 23-jährigen Mutter vorenthalten. Auch der Vater der 23-Jährigen zeigte sich "Spiegel Online" zufolge fassungslos über den Tod des kleinen Mädchens. "Wir können uns nicht erklären, was passiert ist. Etwa acht Wochen lang haben wir unsere Enkelin nicht gesehen - und jetzt das. Es ist furchtbar", sagte er.

Die Familie wohnt in einem sanierten Plattenbau im Stadtteil Lankow. In dem Haus gab es nach Angaben des Vermieters, der Schweriner Wohnungsbaugesellschaft, immer wieder Streit zwischen der Familie und Nachbarn. Grund dafür seien die Hundehaltung der Familie und eine mangelnde Hausreinigung gewesen.
Stand: 22.11.2007 17:41
Kind steht am Fenster © dpa
Hintergrund
Jugendamtmitarbeiter häufig überfordert

Die Deutsche Kinderhilfe Direkt fordert einheitliche Qualitätsstandards für Jugendämter. Der Kinderschutzbund kritisiert Personalmangel. Die Mitarbeiter stünden unter Druck und seien überfordert.
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Grab von Jessica
Rückblick
Fall Jessica: Eltern ließen Kind verhungern

Der Tod der fünfjährigen Lea-Sophie aus Schwerin, die nach Angaben der Staatsanwaltschaft verhungert und verdurstet ist, weckt Erinnerungen an den Fall der kleinen Jessica aus Hamburg.
mehr

http://www1.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/schwerin48.html
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Gast
New PostErstellt: 23.11.07, 12:36  Betreff: Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

23. November 2007
Leas qualvoller Tod: Behörden weisen Vorwürfe zurück

Nach dem qualvollen Tod der fünfjährigen Lea-Sophie geraten die Schweriner Behörden unter Druck. Diese sehen bei sich selbst keine Fehler. Die Mitarbeiter des Jugendamtes hätten den Fall gemäß der Vorschriften bearbeitet, versicherten übereinstimmend Oberbürgermeister Norbert Claussen und Sozialdezernent Hermann Junghans nach einer Hauptausschusssitzung in der Nacht zum Freitag. Unmittelbar nach Bekanntwerden des tragischen Todes hatte der Oberbürgermeister nach eigenen Angaben eine Aufarbeitung des Sachverhaltes veranlasst. «Wir werden weiterhin alles tun, um die Umstände, die zum Tode des kleinen Mädchens geführt haben, lückenlos aufzuklären», sagte Claussen. Die Stadt habe ein klares Regelwerk, wie bei Hinweisen zu Kindeswohlgefährdungen zu verfahren sei.

«Nach bisherigem Kenntnisstand sind alle relevanten Vorschriften von den Mitarbeitern eingehalten worden, so dass ein vorwerfbares Versäumnis derzeit nicht feststellbar ist», betonte der Oberbürgermeister. Auch wenn es absolute Sicherheit nicht geben könne, zeige dieser Fall, dass die Mechanismen offensichtlich nicht ausreichten, räumte er ein. Daneben werde selbstverständlich im konkreten Fall geprüft, ob es auf Seiten der Verwaltung doch Versäumnisse und Fehler gegeben habe und welche Schlussfolgerungen gegebenenfalls zu ziehen seien.
Jugendamt will keine Fehler gemacht haben

Die fünfjährige Lea-Sophie war nach monatelangem Martyrium verhungert und verdurstet. Das ergab eine Obduktion der Leiche. Das Amtsgericht erließ am Donnerstag Haftbefehl gegen den 26-jährigen Vater und die 23-jährige Mutter wegen gemeinschaftlichen Totschlags. Die Eltern sollen das Mädchen mehrere Monate lang nicht ausreichend ernährt haben, wie Oberstaatsanwalt Hans-Christian Pick sagte. Zum Schluss habe Lea-Sophie nur noch 7,4 Kilogramm gewogen. Normal wären etwa 20 Kilogramm. Das Mädchen war am Dienstagabend ins Krankenhaus gebracht worden, wo es wenig später starb.

Ein Bürger aus Schleswig-Holstein habe gegen Mitarbeiter des Schweriner Jugendamtes Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung erstattet, sagte Pick. Die Staatsanwaltschaft habe aber keine Hinweise auf ein Verschulden der Behörde. Das Jugendamt soll durch einen anonymen Hinweis von der Vernachlässigung des Kindes gewusst haben. Ein Nachbar sagte der Deutschen Presse-Agentur dpa, zwei Mitarbeiter hätten die Familie Anfang November besucht und einen Blick in den Kinderwagen geworfen. In der Wohnung seien sie nicht gewesen.

Die Schweriner Jugendamtsleiterin Heike Seifert soll bereits vor einem Jahr im Sozialausschuss der Stadtvertretung erklärt haben, das Amt sei durch Mittelkürzungen völlig überlastet. Die Vize-Vorsitzende des Landeselternrates, Verena Riemer, zitierte Seifert mit den Worten: «Ich kann nicht garantieren, dass wir nicht auch in Schwerin ein totes Kind haben werden.»
Ruf nach besseren Kontrollen wird lauter

Auch in der Politik wird der Ruf nach besseren Kontrollen lauter. Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) sagte im Fernsehen: «Wir tun alles, um so etwas zu verhindern.» Gesundheitswesen und Jugendhilfe müssten enger kooperieren. «Ich plädiere ganz massiv dafür, die Vorsorgeuntersuchungen zur Pflicht zu machen», sagte die Vorsitzende des Bundestags-Familienausschusses, Kerstin Griese (SPD), der «Berliner Zeitung» (Freitag). Notwendig sei eine bundesweit einheitliche gesetzliche Regelung.

Die Opposition im Bundestag beklagt vor allem ein Versagen der staatlichen Stellen. «Wenn jahrelang bei Jugendämtern und der Jugendhilfe gespart wird, braucht man sich nicht zu wundern, dass so etwas passiert», sagt der Familienexperte der Linken, Jörn Wunderlich. «Die Jugendämter müssen personell und finanziell besser ausgestattet werden», forderte Miriam Gruß von der FDP. (N24.de, AP, dpa)

http://www.n24.de/news_stories/article.php?articleId=169675&teaserId=175101
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Gast
New PostErstellt: 23.11.07, 17:22  Betreff: Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

23. November 2007

VERHUNGERTE LEA-SOPHIE
"In diesem Fall Pech gehabt"

Das Entsetzen über den Tod der fünfjährigen Lea-Sophie aus Schwerin ist groß, das Jugendamt steht in der Kritik. Oberbürgermeister Norbert Claussen stellt sich schützend vor die Mitarbeiter der Behörde - und bietet eine befremdliche Interpretation des Geschehens.

Schwerin - Von Schuldzuweisungen will Schwerins Oberbürgermeister nichts wissen: Das Jugendamt könne nicht jede Familie kontrollieren, sagte Norbert Claussen (CDU) heute bei einer Pressekonferenz. "Es hätte in jeder anderen Stadt passieren können, und der, dem es passiert ist, hat in diesem Fall Pech gehabt", fügte Claussen hinzu.

Pech hatte Lea-Sophie aus Schwerin. Sie wog am Tag ihres Todes gerade noch sieben Kilo. Die Haare waren der Fünfjährigen büschelweise ausgefallen, sie war wundgelegen, stank nach Fäkalien, in denen sie hatte liegen müssen. Ihre Eltern ließen das Kind verhungern und verdursten.

"Tief erschüttert", so ließ Bundeskanzlerin Angela Merkel über ihren Sprecher ausrichten, sei sie über das, was dem Mädchen widerfahren sei. Eine Gefühlslage, die wohl die Mehrheit der Deutschen teilen dürfte angesichts der Qualen, die Lea-Sophie in ihrem kurzen Leben erlitt.

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Lea- Sophie - vernachlässigt, verhungert, allein gelassen?

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317 Beiträge
Neuester: Heute 17:04 Uhr
von Rainer Helmbrecht
Die Eltern des Mädchens sitzen seit gestern in Untersuchungshaft, in der Kritik steht auch das Jugendamt Schwerin. Mitarbeiter der Behörde hatten offenbar Kenntnis von Problemen in Lea-Sophies Familie, in Augenschein nahmen sie das Mädchen jedoch nicht.

Laut Stadtverwaltung ging acht Tage vor dem Tod Lea-Sophies ein anonymer Hinweis beim Jugendamt ein, in dem sich mutmaßlich ein Nachbar um das Wohl des acht Wochen alten Bruders von Lea-Sophie sorgte. Jugendamtsmitarbeiter trafen die Familie bei einem unangemeldeten Besuch nicht an, hinterließen aber eine Nachricht.

Die Eltern erschienen am nächsten Tag mit ihrem augenscheinlich gut versorgten Kleinkind beim Jugendamt und führten ein längeres Beratungsgespräch. Sie behaupteten dabei, dass ihre Tochter bei Bekannten sei. Der Sozialarbeiter fragte den Angaben zufolge mehrfach nach und überprüfte einen Teil der Informationen auch "im Umfeld" der Familie. Er kam zu dem Schluss, dass für Lea-Sophie keine "akute Gefährdung des Kindeswohl" bestehe.

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Foto: DPA
Video: SPIEGEL TV
Der Mitarbeiter habe mit den Informationen, die ihm vorlagen, "eine subjektiv richtige Entscheidung getroffen, die am Ende objektiv falsch war", sagte Claussen. Sozialdezernent Hermann Junghans (CDU) erklärte: "Wir erkennen nicht, dass der Mitarbeiter zwingend hätte anders handeln müssen."

Der verantwortliche Sozialarbeiter mache sich nun schwere Vorwürfe, sagte Junghans. "Ich mache mir große Sorgen." Der seit Jahrzehnten "erfahrene Mitarbeiter" habe den Fall der Familie zusammen mit einem jüngeren Kollegen betreut.

Laut Jugendamt habe keiner der beiden zu wenig Zeit gehabt oder sei überlastet gewesen. "Vorschriftsmäßig, ordnungsgemäß und sachgerecht" sei das Verhalten der Jugendamtsmitarbeiter gewesen, sagte Oberbürgermeister Claussen.

Inzwischen sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft weitere Anzeigen gegen das Jugendamt eingegangen. Nach Angaben des Amtes werden dessen Mitarbeiter seit Tagen beschimpft.

pad/dpa
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,519317,00.html
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Gast
New PostErstellt: 23.11.07, 17:23  Betreff: Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

23.11.07, 15:48

Kindesmissbrauch
Lea-Sophies Hungertod schockt Merkel

Kanzlerin Merkel hat sich nach dem Tod der fünfjährigen Lea-Sophie tief erschüttert gezeigt. Die Schweriner Stadtverwaltung will jedoch nicht ausschließen, dass sich so ein Fall wiederholen könnte.

Ein Schild mit der Aufschrift „Warum“ und einem Foto der fünfjährigen Lea-Sophie steht vor einem Haus in Schwerin
„Das kann überall wieder passieren“, sagte Sozialdezernent Hermann Junghans (CDU) am Freitag vor Journalisten. Oberbürgermeister Norbert Claussen (CDU) fügte hinzu: „Es hätte in jeder anderen Stadt passieren können, und der, dem es passiert ist, hat in diesem Fall Pech gehabt.“ Das habe nichts mit fehlenden Finanzmitteln oder mangelhaften Verfahren zu tun – das Jugendamt könne nicht jede Familie kontrollieren.
ZUM THEMA
Fall Lea-Sophie:
Politiker fordern Vorsorgeuntersuchungen
Kindesmisshandlung:
Hungertod von Lea-Sophie alarmiert Kinderärzte
Verhungertes Mädchen:
Nachbarn trauern um Lea-Sophie
Vernachlässigtes Mädchen:
„Nur noch Haut und Knochen“
Das kleine Mädchen starb am Dienstagabend, nachdem es in ein Krankenhaus gebracht worden war. Die Eltern kamen in Untersuchungshaft. Das zweite Kind der Familie, ein zwei Monate alter Junge, wurde in einer Pflegefamilie untergebracht. Das Jugendamt hatte seit 2006 mehrfach Hinweise auf Schwierigkeiten in der Familie bekommen und wiederholt Kontakt mit den Eltern gehabt, das Mädchen aber dabei nicht zu Gesicht bekommen.

Bürgermeister verteidigt Sozialarbeiter

Im Fall von Lea-Sophie habe der zuständige Mitarbeiter mit den Informationen, die ihm vorlagen, „eine subjektiv richtige Entscheidung getroffen, die am Ende objektiv falsch war“, sagte Claussen. Junghans erklärte: „Wir erkennen nicht, dass der Mitarbeiter zwingend hätte anders handeln müssen.“ Der seit Jahrzehnten erfahrene Mitarbeiter habe den Fall der Familie zusammen mit einem jüngeren Kollegen betreut. Laut Jugendamt habe keiner der beiden zu wenig Zeit gehabt oder sei überlastet gewesen.

Unterdessen sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft am Freitag weitere Anzeigen gegen das Jugendamt eingegangen. Nach Angaben des Amtes werden dessen Mitarbeiter seit Tagen beschimpft. Der verantwortliche Sozialarbeiter mache sich schwere Vorwürfe, sagte Junghans. „Ich mache mir große Sorgen um den Mitarbeiter.“

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich tief erschüttert von Lea-Sophies Tod. „Das Schicksal des kleinen Mädchens hat die Kanzlerin sehr tief betroffen und angerührt“, sagte Vize-Regierungssprecher Thomas Steg in Berlin. Mit großem persönlichen Interesse und Anteilnahme verfolge sie die Berichterstattung. Die Kanzlerin wolle aber nicht bewerten, wo es Versäumnisse gegeben habe.
jba/AFP/dpa

http://www.focus.de/panorama/welt/kindesmissbrauch_aid_141998.html
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Gast
New PostErstellt: 23.11.07, 17:27  Betreff: Re: Jugendamt Schwerin: Fünfjähriges Mädchen  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Inland Nach Hungertod einer Fünfjährigen in Schwerin
Diskussion um die richtige Hilfe für verwahrloste Kinder

Kanzlerin Angela Merkel bei der Klimakonferenz in Potsdam (Foto: AP) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Kanzlerin Merkel betont gesellschaftliche Verantwortung für Kinder. ]
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich "tief erschüttert" über den Hungertod der fünfjährigen Lea-Sophie aus Schwerin gezeigt. Das Schicksal des Mädchens habe sie "sehr tief getroffen und angerührt", sagte der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg.

Die Kanzlerin wolle aber mangels Einblick in die Einzelheiten nicht bewerten, wo es Versäumnisse von Ämtern und Behörden gegeben habe. Was dem kleinen Mädchen widerfahren sei, zeige, wie aufmerksam Behörden sein müssten und wie wichtig es sei, dass auch Nachbarn und Bekannte auf Vernachlässigung von Kindern hinwiesen, fügte Steg hinzu. Auch das Bundesfamilienministerium warb für Wachsamkeit.
Kinderhilfe für präventive Arbeit der Jugendämter

Die laut Obduktion über Monate andauernde Misshandlung des zuletzt völlig abgemagerten Kindes löste erneut eine Debatte über wirkungsvolle Frühwarnsysteme für solche Fälle und eine wirksamere Jugend- und Familienhilfe aus. Die Hilfsorganisation Deutsche Kinderhilfe forderte einen Umbau der Jugendhilfe.

Die Mitarbeiter müssten stärker als bisher auch bei Verdachtsmomenten von Kindesvernachlässigung die Familien aufsuchen, sagte der Vorsitzende der Deutschen Kinderhilfe Direkt, Georg Ehrmann. Zudem verlangte er ein Aufstocken der Mittel für die Jugendhilfe. "Mehr als drei tote Kinder pro Woche, denn so viele sind es, müssen es uns wert sein, sagte Ehrmann in der ARD.
Opposition fordert mehr Geld für Jugendämter


Auch die Oppositionsparteien forderten eine bessere Ausstattung der zuständigen staatlichen Stellen. "Wenn jahrelang bei Jugendämtern und der Jugendhilfe gespart wird, braucht man sich nicht zu wundern, dass so etwas passiert", sagt der Familienexperte der Linken, Jörn Wunderlich. Die FDP-Politikerin Miriam Gruß forderte: "Die Jugendämter müssen personell und finanziell besser ausgestattet werden."
Vorsorgeuntersuchungen und Gemeindeschwestern

Auch über die Einführung von Pflicht-Vorsorgeuntersuchungen wird erneut diskutiert. Die Vorsitzende des Familienausschusses des Bundestags, Kerstin Griese, sprach sich für eine bundesweit einheitliche gesetzliche Regelung aus. Zwar sei dies keine Garantie dafür, dass künftig schreckliche Fälle verhindert würden, aber es sei ein Baustein für den Schutz der Kinder, sagte die SPD-Politikerin der "Berliner Zeitung".

Die Vizechefin der Unionsfraktion, Ilse Falk, wandte sich dagegen, durch Pflichtuntersuchungen einen "riesigen Kontrollapparat" zu installieren. Sie plädierte stattdessen dafür, die sogenannte aufsuchende Hilfe zu stärken: "Früher gab es die Gemeindeschwester, die sich regelmäßig um die Familien gekümmert hat."
Kinderärzte: Pflichtuntersuchungen bringen nichts

Auch Kinder- und Jugendärzten zeigten sich nicht von Pflicht-Vorsorgeuntersuchungen überzeugt. Dies sei kein wirksamer Schutz vor Verwahrlosung, sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Wolfram Hartmann. Darfür seien die Abstände zwischen den Untersuchungen viel zu groß. Hartmann schlug stattdessen eine enge Zusammenarbeit von Jugend- und Gesundheitsämtern vor. Problemfamilien müssten von Vertretern beider Ämter gemeinsam besucht werden, sagte Hartmann.
Wohnhaus in Schwerin (Foto: dpa) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: In diesem Haus in Schwerin-Lankow wohnte die Fünfjährige.]
Kerzen und ein Plüschteddy stehen vor einem Haus in Schwerin-Lankow (Foto: dpa) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Kerzen und Plüschtiere für Lea-Sophie: Nachbarn trauern.]

In Schwerin, wo die fünfjährige Lea-Sophie in dieser Woche qualvoll verhungert und verdurstet war, räumte die Stadt inzwischen mögliche Lücken im System der Kinder- und Jugendhilfe ein. Gegen die Eltern wurde Haftbefehl erlassen. Das Kind wog laut Staatsanwaltschaft zuletzt nur noch 7,4 Kilogramm, was etwa dem Gewicht eines einjährigen Kindes entspricht.

* InternFall Lea-Sophie: Stadt weist Kritik an Jugendamt zurück [ndr].
* VideoDiskussion um richtige Hilfe [M. v. Steinacker, NDR].
* VideoIm Gespräch mit Georg Ehrmann (Kinderhilfe Direkt).
* AudioDebatte um Vorsorgeuntersuchungen [C. Selzer, DLF].

*
Weltatlas
Weltatlas: Deutschland
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Stand: 23.11.2007 15:35 Uhr
http://www.tagesschau.de/inland/kindesmissbrauch4.html
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